Vinaora Nivo SliderVinaora Nivo SliderVinaora Nivo SliderVinaora Nivo Slider

London - Reise - August 2014

Geschrieben von Schneider, Hamann am . Veröffentlicht in Reiseberichte

Holy Trinity CurchSeit dem 1. August 2014 ist unser Gründungsmitglied Jürgen Schneider anlässlich einer Informationsreise unterwegs in London. Eine Vielzahl von Begegnungen mit sozial engagierten Menschen machen nicht nur unser Netzwerk bekannt. Erfahrungen austauschen und die Sichtweise anderer kennen zu lernen, neue Partner im Kampf gegen Ausgrenzung und Armut zu finden und nebenbei auch die sprachliche Weiterbildung, sind das Ziel dieser Reise.
Jürgen Schneider berichtet nun über einen Besuch des Holy Trinity Church Center im Stadtteil Penge im Bezirk Bromley. "Ich muss sagen, es hat sich gelohnt dorthin zu fahren. Alleine die Gastfreundschaft und die Herzlichkeit mit der ich empfangen wurde, war enorm," schreibt er. Und wer ihn kennt, weiß, wie beeindruckend das gewesen sein muss.

Die Kirche der anglikanischen Gemeinde wurde nach einem Brand vor einigen Jahren neu gestaltet. Es gibt seither einen Mehrzweckraum für verschiedene Treffen und andere gemeinschaftliche Veranstaltungen.

In der Gemeinde wird freitags ein gemeinsames Mittagessen für „Bedürftige“ gestaltet. Ehrenamtliche bieten ein Beratungsangebot an.
"Am Tage meines Besuchs gab es gebackene Zucchini, Kartoffeln, Hackbraten und Brot. Kaffee, Tee und Wasser wurden auch angeboten," so Jürgen.

Dienstag, Freitag und Sonnabend hat eine food bank (Nahrungsmittelausgabe) geöffnet. Für jeden gibt es hier nach einem kurzen Gespräch mit den ehrenamtlichen Helfern ohne große Formalitäten gespendete Lebensmittel entsprechend des Bedarfs. Das Angebot richtet sich natürlich nach den zuvor eingesammelten Spenden. Eine Bevorratung für Folgetage gibt es nicht. Ein Unterschied zu den in Deutschland bekannten Tafeln.

Der Umgang mit den bedürftigen Menschen sei bemerkenswert freundlich.Kräutergarten

Zur Zeit meines Besuches waren ungefähr 60 Gäste und 15 Ehrenamtliche vor Ort. Von der Atmosphäre kann man nur begeistert sein. Keiner schaut einen schief an wenn man dorthin kommt. Es ist auch relativ einfach mit den Menschen dort in Kontakt zu treten.
Die Gemeinde hat sogar hinter der Kirche einen kleinen Garten wo Gemüse, Kräuter usw. angebaut werden und dann an die Leute verteilt werden.
Ich hatte auch noch das Glück, dass ich eine ehrenamtliche Helferin kennenlernen durfte, die aus Deutschland kam. Außerdem hoffe ich dass ich dort mit meinem English verstanden worden bin.
Wenn sich die Reise gelohnt hat, dann auf jeden Fall zu dieser netten Gemeinde, die anders als manchmal in Deutschland, noch so etwas wie Verantwortung gegenüber den Menschen in Verbindung mit dem Glauben haben. Es kam reine Ehrlichkeit rüber. Auch wenn natürlich nicht jedem dort geholfen werden kann, weil die Probleme eines jeden einzelnen zu verstrickt sind.
Es ist natürlich auch klar geworden, dass den Menschen nur aus den anliegenden Stadtbezirken geholfen werden kann, auch wenn man andere Menschen nicht wegschicken möchte. Die Not ist auch in England sehr groß, so dass es eine Überforderung wäre, wenn alle an eine Stelle hinkommen.

Mein größter Respekt und herzlichen Dank ist den Menschen von Living Well sicher. Die Gespräche, die ich führen konnte waren sehr schön und ich hoffe, dass die Kontakte erhalten bleiben. Ich habe auch mit Menschen über die Partizipation reden können. Auch da ist klar geworden in den Gesprächen, dass Teilhabe nur von „Unten“ kommen kann und die Professionellen und Ehrenamtlichen noch immer nicht gelernt haben, was wirkliche Teilhabe ist. Da gibt es national und international noch viel zu tun.

Jürgen Schneider

Eine Beisetzung

Geschrieben von Dieter Puhl am . Veröffentlicht in Obdachlos

KathiGuten Tag!
Der Normalfall für viele ist, die Beisetzung ist spärlich und oft steht kein Mensch am Grab.
Trost, wenn es gelegentlich auch anders gestaltet werden kann.
Einige Eindrücke zur gestrigen Beerdigung von Kathi B.

7:30Uhr: Die ersten Kollegen_innen fingen an Brötchen zu schmieren. Verdammt leckere, denn es war ein besonderer Tag. Um 13:00 Uhr fand in Tempelhof die Beisetzung von Kathi statt.
Kathi B., ja jeder kannte sie hier am Bahnhof Zoo.
„Mit 5 Jahren saß ich mit meinem Vater in der Küche, er trank ein Bier. Als ich meinen Finger hineinsteckte und lecker sagte, bot er mir ein Glas an. Mit 6 Jahren verbrachte ich dann regelmäßig meine Abende mit ihm biertrinkend in der Küche.“
Was für ein Start in ein junges Leben, wen wundert es, wenn diese Biographie holprig weiter geht und kein Happy End findet?!
Mit 13 Jahren lebte sie dann auf der Straße; immerhin begann sie später ein Medizinstudium, welches sie aber abbrach. Die Jahre als Busfahrerin im Fernverkehr quer durch Europa waren gute Jahre. Der Alkohol gewann Überhand, wir kannten sie als unseren wohnungslosen Gast.
Als einen sehr netten Menschen, freundlich, hilfsbereit, gelegentlich, ich sage das in Liebe, war sie aber auch nervend und auch schwierig.
Kathi, viel hatte sie nicht, aber Würde und Charme, konnte Menschen vereinnahmen, binden, konnte Herzen öffnen.

Schön, deshalb kamen viele: Weggefährten, Praktikanten, Ehrenamtliche und hauptamtliche Kollegen der Bahnhofsmission, Kollegen aus andern Projekten, der Notübernachtung der Berliner Stadtmission, unsere Kältebusfahrerin, Journalisten kamen privat, einfach viele gute Freunde. Wir hatten einen Sonderbus der BVG gechartert, um 12:00 Uhr ging es los, natürlich war die Stimmung belegt. Das Wetter war freundlich, als ob die Sonne auch etwas für Kathi strahlte.
Das war bewegend an der Grabstelle, manche beteten, andere verabschiedeten sich mit einer Flasche Bier, einem Kartenspiel, dem Herthaschal von Kathi.
BeisetzungWow, 70 Trauergäste nahmen auf dem Friedhof Abschied. Stadtmissionsdirektor Hans-Georg Filker fand die passenden Worte, bei "With a little help from my friends" wippten einige Gäste verhalten mit. Hätte Kathi vermutlich gefallen; vielleicht ja auch Trude Herr mit "Niemals geht man so ganz", dann als Abschiedssong in der Bahnhofsmission. Viel Raum für respektvolles Gedenken, viele ruhige Gespräche über sie.
„Jeder Mensch erfindet sich früher oder später eine Geschichte, die er für sein Leben hält“ stammt aus dem Vorwort zu „Mein Name sei Gantenbein“. Hatte ich als 15 Jähriger gelesen, hätte ich mir sicher nicht gemerkt, wenn das nicht auch etwas für mich an Wirklichkeit im Leben hat.
Kathi – und das wissen wir – hat sich ihre Geschichte erfunden, die Wirklichkeit ist etwas blasser, vom Wesen her aber noch einsamer und trauriger.
Was wir vermuten, wir unterbreiteten ihr viele Hilfsangebote, wohl mehr als anderen, sie wollte hier nicht weg vom Zoo. Weil das ihr Platz war und der richtige Platz ist wichtig im Leben, manchmal wichtiger als eine Wohnung – und weil sie hier die Queen war.
Davon gab es nur eine!

Und nun hängt auch für Kathi an unseren Abschiedsbaum vor der Tür ein kleines Bändchen, neben Jannek und Klaus.
Die waren schon im Leben eine gute Gang.
Mach es gut - Kathi!

7. Bayerische Armutskonferenz

Geschrieben von Autor bekannt am . Veröffentlicht in Pressemitteilungen

Am 30.07.2014 fand in Nürnberg unter der Federführung der Freien Wohlfahrtspflege mit dem Titel: WOHNEN - EIN MENSCHENRECHT! die 7. Bayrische Armutskonferenz statt.

„Wir haben keine Zeit mehr, Wohnraummangel wird zum Armutsrisiko, weil Angebot und Nachfrage nicht mehr zusammenpassen. Wir brauchen schnell umsetzbare Konzepte und Ideen, damit Menschen aus dem Niedriglohnsektor oder Menschen mit Behinderungen, mit Migrationshintergrund oder Senioren auch angemessen und bezahlbar wohnen können“, kommentierte BRK-Vizepräsidentin und Vorsitzende der Freien Wohlfahrtspflege Bayern, Brigitte Meyer, die prekäre Situation in Bayern.

Es kann festgestellt werden, dass in Bayern viele Initiativen im gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und politischen Bereich entstanden, die sich mit dem Problem der Armutsbewältigung befassen.

Forderungen, die in einem der Workshops erarbeitet wurden, um einer Diskriminierung auf dem Wohnungsmarkt entgegen zu wirken sind:

  • Wir brauchen Aufklärung der breiten Öffentlichkeit, dass das Thema breite Bevölkerungskreise betrifft
  • Die Vermieter sollten unbedingt einbezogen werden.
  • Die Jobcenter müssen Mietübernahmebescheinigungen schneller erteilen. Es braucht Ansprechpartner für Menschen von außen, z.B. für Vermieter. Die Mietobergrenzen müssen den Gegebenheiten angepasst werden.

Im Namen des Armutsnetzwerk e.V. gab Carmen Hollenbach, 2.Vorsitzende, zu bedenken, dass es, um erst gar nicht in die Gefahr zu laufen Obdachlos zu werden, dringend notwendig wäre, dass das Jobcenter schneller arbeitet. Die Vorgehensweise, „wir brauchen noch diesen Nachweis, dieses Schreiben und noch ihr Scheidungsurteil usw., bringt die Menschen in eine prekäre Situation, die im schlimmsten Fall so aussieht: Die Betroffenen haben keine Möglichkeit die Unterlagen  schnell beizubringen (Unterhaltsregelung, Scheidungsurteil, usw.). Die Konsequenz ist, dass die Miete seitens des Jobcenters nicht übernommen wird. Aus diesem Grund kommt es oft zu einer unnötigen und ungerechtfertigten Räumungsklage und der Schritt zur Obdachlosigkeit ist nicht mehr fern. 

An einer Podiumsdiskussion beteiligten sich Joachim Herrmann, Bayerischer Staatsminister des Innern, für Bau und Verkehr; Ulrich Maly, Präsident, Deutscher Städtetag; Oberbürgermeister, Stadt Nürnberg; Frank Thyroff, Geschäftsführer der Wohnungsbaugesellschaft mbH Nürnberg, Beatrix Zurek, Vorstandsvorsitzende, Bayerischer Mieterbund; Karin Lohr, Geschäftsführerin, Verein Bürger in Sozialen Schwierigkeiten BISS und Michael Bammessel, Präsident, Diakonie Bayern. Die Moderation hatte Birgit Harprath, Bayerischer Rundfunk.

Es entstand der Eindruck, es würde hier nur über deren "Verwaltung" diskutiert. Wichtig schien das Thema der Standards für die notwendigen noch nicht vorhandenen Sozialwohnungen. Ein konkretes Programm zur Lösung der Problematik wurde nicht benannt. "Wer auf der Straße wohnt hat andere Probleme als Standards", bemerkte C. Hollenbach.

Das Armutsnetzwerk sieht den wesentlichen Grund der Misere in einer verfehlen Politik im sozialen Wohnungsbau. In der Praxis werden durch die Jobcenter Darlehen vergeben, um Rückstände in den Zahlungen der immens gestiegenen Wohn- und Nebenkosten vorerst auszugleichen. Das kann jedoch in keinem Fall zu einer befriedigenden Lösung beitragen.

Angela Pfister-Resch, Leiterin der Wohnungsnotfallhilfe der Arbeiterwohlfahrt im Landkreis München berichtete, dass die Situation in den Beratungsstellen trotz der guten Absicht der Bayrischen Staatsregierung, jährlich 70.000 Wohnungen fördern zu wollen, äußerst angespannt sei.

Das Armutsnetzwerk merkt an, dass im Nationalen Reformprogramm (NRP) der Bundesrepublik Deutschland diesbezüglich keine Zielstellung vorhanden ist.  Die Millionen Alg-II-Empfänger, Rentner, und Menschen die sich schämen arm zu sein, nicht aber Leistungen in Anspruch nehmen, brauchen eine schnelle unbürokratische Lösung.

 

Lösungslotterie

Geschrieben von Dietmar Hamann am . Veröffentlicht in Allgemeines

Aus dem Konstantin Wecker Archiv haben wir von Alexander Kinsky folgenden Text erhalte, den ich hier in Anbetracht einer auf Facebook einhergehenden Diskussion veröffentlichen möchte:

Lösungslotterie oder intellektuelles Kauderwelsch - ein deutsches Drama

Lösungen.
Losungen.
Lose.
Lotterie.
Lösungslotterie.

Heinz ist links,
Sepp linker,
Fritz halblinksliberal,
dagegen Werner viertellinksmitteoben.
Bob ist sozialistisch kulturschaffend,
Frédéric ultra, einfach ultra,
und Sabine radikal, - radikal.
Heinz hauptsächlich anal,
Sepp dagegen maoistisch total,
Werner versteht sich global im Eurosinn, - im Eurosinn,
und Frédéric, wie schon erwähnt, nur ultra, ultra und damit juck.

9. Treffen der Menschen mit Armutserfahrung

Geschrieben von Dietmar Hamann am . Veröffentlicht in Pressemitteilungen

Die jährlichen Treffen von Menschen mit Armutserfahrungen haben eine lange Tradition. Ihr zentrales Ziel ist die Partizipation der Menschen, die von Armut betroffen oder bedroht sind. Das 9. Treffen in Hamburg widmet sich dem Thema „Armut und Teilhabe“. 

Im Mittelpunkt der Veranstaltung können z.B. solche Fragen stehen:

Was verstehen die Betroffenen unter Teilhabe?
Welche unterstützenden Netzwerke gibt es, die Teilhabe fördern?
Was können Tauschnetzwerke leisten?Was brauchen wir, damit von Armut Betroffene in ihren Organisationen effektiv und nachhaltig arbeiten und sich vernetzen können? Wie kann politische Teilhabe von
Menschen mit Armutserfahrungen in der nak gelingen?
Was können wir tun, damit soziale und kulturelle Teilhabe für alle Menschen umfassend gelingt?

Achtung!  Die Anmeldefrist bis zum 1.8.2014 verlängert worden.


Download Anmeldung

Download Programm

Wo Welten aufeinander treffen

Geschrieben von Dieter Puhl am . Veröffentlicht in Obdachlos

Der Kostenvoranschlag eines Sicherheitsunternehmens geht davon aus, ein Wachdienst würde 1000.- pro Tag kosten = 365 000.- pro Jahr (3 Personen x 3 Schichten pro Tag).
Als ich heute diese Summe erfuhr, fing ich an zu weinen.

80 000.- jährlich kostet der Unterhalt eines Hygienecontainers, mit Duschen, Toiletten, Waschmaschine und Trockner, Reinigung und Aufsicht, Friseurangebot, Fußpflege für 75 jährige, hilflose, wohnungslose Menschen – für den Rest könnten 6 Streetworker eingestellt werden, die dann nachhaltig mit den Menschen arbeiten könnten.
Wir wissen, man kann wohnungslosen Menschen helfen, wenn man genügend Fachpersonal mit entsprechenden Zeitressourcen hat.

Kalle würde nicht von A nach B verdrängt werden müssen, wo dann ein neuer Sicherheitsdienst tätig werden würde.

Benötigen wir 1000.- für die Arbeit mit einem hilflosen Menschen, so ist dieses Geld nicht vorhanden.

Oh Welt, was bist du manchmal böse.

Verstehen werden Sie das alles, wenn Sie den Artikel lesen: Artikel in der MOZ