Meine Erfahrungen mit der Harz IV- Behörde

Geschrieben von Dietmar Hamann. Veröffentlicht in Arbeitslos

von Manja Starke

Was muss ein Harz IV Empfänger eigentlich alles ertragen? Nicht nur, dass das Geld so knapp bemessen ist, dass man sich noch nicht mal einige Euro auf die Seite legen kann, sondern auch die Gesundheit wird in keinem Maße gefördert. Im Harz IV- Satz sind nicht die teuren Medikamente oder für Diabetiker die Messstäbchen enthalten, geschweige denn kann man sich vernünftig und abwechslungsreich ernähren. Was passiert eigentlich, wenn man an einer Krankheit erkranken sollte wie zum Beispiel an Krebs oder MS? Ich weiß es nicht und möchte mir auch wirklich nicht ausmalen wollen, wie es dann da abläuft. Über einen Zahnersatz möchte ich dann gar nicht erst etwas sagen, selbst bei einer Härtefallregelung der Krankenkasse, entstehen einem immer noch Kosten, die man aus dem Harz IV-Satz nicht tragen kann.

Ich als Diabetiker, muss auf den Zucker- und Fettgehalt achten, und dann sehe ich mir die Preise von diesen Lebensmitteln an und entscheide mich dann doch wieder für die billigeren und ungesünderen Lebensmittel. Das Fazit daraus lautet dann für mich einige Einheiten mehr spritzen und einige Tabletten mehr schlucken oder am besten gar nichts essen.

Um mit dem Geld klar zukommen, sollte man jeden Tag mittags eine Dose Fertigessen für 0,89€ essen. Was wohl sparsam ist, aber nicht sehr abwechslungsreich und auch nicht sehr gesund. Eingerechnet sind auch nicht die Wachstumsphasen von Jugendlichen und Kinder, wo sie etwas mehr zum Essen brauchen. Für das Mittagessen in der Schule gibt es auch etwas Geld, aber nur auf Antrag, und einen Euro pro Essen muss man selber Zahlen, was voll in Ordnung ist, vorausgesetzt das Kind ist dann auch in der Mensa. Das würde die Kosten enorm Herunterschrauben in der Tageskalkulation.

Kalkulation für den heutigen Tag (So.21.04.2013)
Frühstück:
1 Schale Müsli/Cornflakes
1 Tasse Kaba
1-2 Tassen Kaffee
Milch/Joghurt für die Cornflakes
1-2 Scheiben Brot
10g Butter
10g Marmelade/ Honig
1 gekochtes Ei (Sonntags)


0,08
0,10
0,29
0,26
0,17
0,01
0,04
0,21
= 1,16 €
Mittagessen:
Rouladen:
Wurzelgemüse:
Sosenpulver:
Speck (Füllung)
Senf(Füllung)
Gewürzgurken(Füllung)
3 Zwiebeln:
4 Knoblauchzehen
Gewürze:
Nudeln:


5,00
0,99
0,39
1,79
0,10
0,40
0,60
0,70
0,10
0,99
= 3,81 €/Person
(Das ist die Kalkulation für ein Mittagessen an einem Sonntag (gibt es ein bis zwei Mal im Jahr ) bei uns zu Hause. Damit wären schon über 2/3 des Geldes für einen Tag an Essen ausgegeben. Strom und Wasser sind in dieser Rechnung gar nicht vorhanden. Da haben wir aber noch kein Frühstück und auch noch kein Abendessen, geschweige denn sind da noch Getränke enthalten.)
Abendessen:
2-3 Scheiben Vollkornbrot
25g Butter
2-3 Scheiben Wurst
2-3 Scheiben Käse
Salat


0,17
0,04
0,10
0,10
0,10
= 0,54 €
Getränke:
2 Flaschen a 1,5Liter Zuckerfreie Limonade á


0,39
= 0,78 €
Gesamte Ausgaben an diesem Sonntag für eine Person: 5,50 €

Aber das ist ja noch nicht alles, um jeden Cent muss man kämpfen und hoffen, dass das Amt gnädig ist und auch keine Fehler macht. Die Anträge sind auch nicht so einfach auszufüllen und wenn man sich damit nicht auskennt, kann man schnell etwas falsch eintragen, was dann wieder Einfluss auf die Berechnung des Harz IV- Satz hat.

Und trotzdem sollte man noch dankbar sein, dass man überhaupt etwas bekommt und nicht unter einer Brücke schlafen muss.

Miete und Nebenkosten werden übernommen, aber nur wenn eine Wohnung angemessen ist. Den Strom, der nicht gerade billig ist, muss man von seinem Harz IV- Satz selber zahlen. Heizkosten werden von der Kommunalen Arbeitsförderung übernommen in einer angemessenen Höhe im Jahr. Aber man hat dann immerhin schon mal ein Dach über seinem Kopf.

Möbelgeld ist eine einmalige Beihilfe, die sich auf Kosten von gebrauchten Möbel und Einrichtungsgegenstände richtet. Und da kommt dann wieder das Problem mit den Stromkosten. Die meisten gebrauchten Elektrogeräte haben einen höheren Stromverbrauch und auch eine niedrigere Lebensdauer als Neugeräte. Außerdem kommt da noch der Umweltschutz dazu, der hier auch nicht gegeben ist. Und gebrauchte Möbel sind auch nicht gerade so billig, wie man denken mag. Bestimmte Verkaufshäuser, welche Namen ich hier nicht nenne, haben in meinen Augen viel zu hohe Preise, für Möbel, die sie gespendet bekommen.

Ich persönlich möchte solche Kaufhäuser nicht unterstützen, bin aber dazu gezwungen, denn Neuwaren kann ich mir derzeit nicht leisten. Es gibt ja noch zum Glück Trödelmärkte, Flohmärkte und es gibt auch noch einmal im Jahr den Sperrmüll, wo man auch gute Möbel finden kann und es gibt Freunde und nette Nachbarn, die einem auch mal helfen und vielleicht ein paar gebrauchte Dinge für einen haben. Wer Glück hat, der hat noch eine Familie die helfen kann.

Freizeitgestaltung ist nur dann möglich, wenn man bei anderen Posten einen Abstrich macht. Neue Bekleidung gibt es auch nur, wenn man sich die Mittel zusammen spart und von Markenklamotten kann man auch nur träumen, was besonders schlimm für Kinder und Jugendliche ist, da in vielen Schulen auf solche Statussymbole geschaut wird. Diese Kinder und Jugendlichen werden aus der Gruppe ausgeschlossen und zumeist auch gemobbt von ihren Mitschülern.  In der Schule wird zumeist mit Computern gearbeitet und auch für die Hausaufgaben sind in bestimmten Fächern ein Computer und ein Internetanschluss erforderlich, den auch nicht jeder Harz IV-Empfänger bereitstellen kann. Und ein Internetcafé ist nicht gerade billig. Für den Schulbedarf bekommt man im Schuljahr 100,00€ von der ARGE, welche in zwei Raten ausgezahlt werden. Einmal 70€ und einmal 30€. Für mehrtägige Klassenfahrten kann man auch eine Beihilfe beantragen und so kann man auch noch andere Beihilfen beantragen, das sogenannte Bildungspaket.

Für die Monatskarte für meinen Sohn, muss ich die Kosten bei zwei Ämtern beantragen, was auch jedes Mal eine reine Schikane ist, nur weil ich meinen Sohn nicht von seiner alten Schule nehmen möchte.

Miete und Nebenkosten werden übernommen, aber nur wenn eine Wohnung angemessen ist. Den Strom, der nicht gerade billig ist, muss man von seinem Harz IV- Satz selber zahlen. Heizkosten werden von der Kommunalen Arbeitsförderung übernommen in einer angemessenen Höhe im Jahr. Aber man hat dann immerhin schon mal ein Dach über seinem Kopf.

Möbelgeld ist eine einmalige Beihilfe, die sich auf Kosten von gebrauchten Möbel und Einrichtungsgegenstände richtet. Und da kommt dann wieder das Problem mit den Stromkosten. Die meisten gebrauchten Elektrogeräte haben einen höheren Stromverbrauch und auch eine niedrigere Lebensdauer als Neugeräte. Außerdem kommt da noch der Umweltschutz dazu, der hier auch nicht gegeben ist. Und gebrauchte Möbel sind auch nicht gerade so billig, wie man denken mag. Bestimmte Verkaufshäuser, welche Namen ich hier nicht nenne, haben in meinen Augen viel zu hohe Preise, für Möbel, die sie gespendet bekommen.

Ich persönlich möchte solche Kaufhäuser nicht unterstützen, bin aber dazu gezwungen, denn Neuwaren kann ich mir derzeit nicht leisten. Es gibt ja noch zum Glück Trödelmärkte, Flohmärkte und es gibt auch noch einmal im Jahr den Sperrmüll, wo man auch gute Möbel finden kann und es gibt Freunde und nette Nachbarn, die einem auch mal helfen und vielleicht ein paar gebrauchte Dinge für einen haben. Wer Glück hat, der hat noch eine Familie die helfen kann.

Wo bitte bleibt die gesellschaftliche Teilhabe? Damit entstehen eine Ausgrenzung und eine soziale Isolation, welche wiederum zu Suchterkrankungen und Depressionen führen kann.  

Gibt es eigentlich Möglichkeiten, aus diesem Kreislauf auszubrechen?? Als Langzeitarbeitsloser eher weniger, außer man geht zu Leihfirmen, wo man dann immer noch zum Amt gehen muss um mit Harz IV  aufzustocken. Aber man ist aus der Statistik raus, was die Zahlen er kommunalen Arbeitsförderung verbessert. Angeboten werden einem dann noch sogenannte 1€- Jobs, wo man dann in fünf Jahren für zwei Jahre eine Beschäftigung und einen geregelten Tagesablauf hat. Für manch einen eine Möglichkeit sich etwas dazuzuverdienen und für den anderen wiederum unter Menschen zu kommen aber auch wieder einen geregelten Tagesablauf zu erlangen. Für Bildung sind 1,47€ eingeplant, Frage: Wie soll man damit einen VHS-Kurs bezahlen? Dann kann man ja mal sparen, und wenn man das Geld zusammen hat, gibt es den Kurs nicht mehr oder ist schon längst angelaufen.

Hey, was soll´s, wir überleben es  und werden auch nicht verhungern. Nur LEBEN kann man mit diesen geringen Mitteln nicht.

Wo sich bei mir noch Fragen ergeben, ist das Thema Frauen mit Kindern beziehungsweise schwangere Frauen in der Wohnungslosenhilfe oder- szene?

Die Frage stellt sich mir schon länger, nur jetzt ist sie für mich sehr interessant. Nein, ich bin nicht Schwanger, aber in meinem Freundeskreis gibt es einige Frauen die jetzt Schwanger sind, ok diese Frauen leben nicht in prekären Lebenslagen, sondern sind mitten in der normalen Gesellschaft.

Aber unter den Wohnungslosen Menschen gibt es Mütter und auch Väter und manchmal auch ganze Familien.

Die städtischen Unterkünfte sind zumeist nicht Familienfreundlich und liegen in Umfeldern, in denen man nicht gerne Kinder aufwachsen lässt. Frauenhäuser nehmen zumeist keine Wohnungslosen Frauen auf, in Wohnungsloseneinrichtungen werden keine Kinder aufgenommen, wo bitte sollen dann diese Frauen, Familien nur hingehen, damit ihnen richtig geholfen werden kann? Junge Frauen können mit Ihren Babys in sogenannte „Mutter-Kind-Einrichtungen“, aber da werden dann wieder die Väter vom alltäglichen Geschehen ausgeschlossen(auch wenn die Männer sich um ihre Kinder kümmern möchten).

Ich weiß von einem Projekt in Karlsruhe, wo diesen Menschen geholfen wird.

Hier in Offenburg bzw. in Lahr kenne ich keinerlei solche Angebote. Was ich für sehr traurig halte.

Es wird immer mehr Frauen und auch Familien in prekären Lebenslagen geben in Zukunft. Für viele dieser Familien kommt eine Fremd Unterbringung der Kinder als einzige Möglichkeit in Betracht, da die Jugendhilfe nicht mit in dem 67§ SGB XII enthalten ist. Es bedarf auch einen engeren Betreuungsschlüssel für Familien als für alleinstehende Wohnungslose Menschen und auch andere Räumlichkeiten.

Dies sind wohlgemerkt nur meine Eindrücke.

Mein Sohn hat sich diesen Bericht durchgelesen und auch mit mir korrigiert.

Die hier aufgeführte Tabelle habe ich mir aus dem Internet gezogen um zu zeigen, dass ich mir das Ganze nicht aus den Fingern sauge.

Wie viel Geld ist für was in den Hartz-IV-Sätzen enthalten?

Schlüsselt man den Hartz-IV-Regelsatz nach einzelnen Ausgabenpositionen wie etwa Ernährung, Strom oder Spielzeug auf, dann wird besonders anschaulich, dass der Regelsatz völlig unzureichend ist.

Stand 1.1.2013

EVS Nr.

EVS-Abteilungen und Beispiele für Einzelpositionen

Allein-stehende

Partner,
jeweils

Kind
18-24 J.

Kind
14-17 J.

Kind
6-13 J.

Kind
bis 5 J.

In Euro

1/2

Nahrungsmittel und alkoholfreie Getränke

135,63
Tag: 4,46

122,49
Tag: 4,03

108,64
Tag: 3,57

130,99
Tag: 4,31

102,45
Tag: 3,37

83,24
Tag: 2,74

3

Bekleidung und Schuhe,
darunter u.a.

32,10

28,99

25,71

39,30

35,36

32,99

 

Bekleidung

20,30

18,34

16,26

27,50

23,21

23,44

 

Schuhe

7,32

6,61

5,86

6,06

10,19

7,43

4

Wohnen, Energie und Instandhaltung, darunter u.a.

31,93

28,84

25,58

16,20

11,75

7,45

 

Strom

29,69

26,81

23,78

13,96

10,79

5,63

5

Innenausstattung u. Haushaltsgeräte
(z.B. Kühlschränke, Möbel)

28,94

26,14

23,18

15,55

12,49

14,43

6

Gesundheitspflege
(u.a. Praxis- und Rezeptgebühren, rezeptfreie Medikamente)

16,42

14,83

13,15

6,93

5,25

6,44

7

Verkehr,
darunter u.a.

24,05

21,72

19,27

13,33

14,86

12,48

 

Bus- und Bahnfahrkarten

19,44

17,55

15,57

/ Œ

/ Œ

10,07

8

Nachrichtenübermittlung,
darunter u.a.

33,74

30,48

27,03

16,68

16,29

16,67

 

Telefon, Fax

26,45

23,89

21,19

11,94

11,99

11,96

 

Internet, Onlinedienste

2,41

2,17

1,93

3,82

3,84

3,83

9

Freizeit, Unterhaltung, Kultur,
darunter u.a.

42,19

38,10

33,80

33,18

43,85

38,02

 

Spielwaren und Hobbys

1,28

1,15

1,02

6,90

18,01

17,51

 

Besuch von Sport- und Kulturveranstaltungen

8,11

7,32

6,50

3,61

5,18

3,76

 

Bücher und Broschüren

5,43

4,90

4,35

2,98

2,51

2,29

10

Bildung
(Gebühren für Kurse u. Ä.)

1,47

1,33

1,18

0,31

1,23

1,04

11

Beherbergungs- und Gaststättendienstleistungen

7,56

6,83

6,06

5,05

3,72

1,52

12

Andere Waren und Dienstleistungen, darunter u.a.

27,98

25,27

22,41

11,49

7,76

9,71

 

Haarpflege-, Rasiermittel, Toilettenpapier u. Ä.

6,24

5,64

5,00

3,67

2,27

3,82

 

Mitgliedsbeiträge 

1,41

1,28

1,13

0,00

0,00

0,00

 

Regelsatz-Summe

382,00

345,00

306,00

289,00

255,00

224,00

Erläuterungen:

Alle Angaben beziehen sich auf die ab dem 1.1.2013 geltenden Regelsätze. Alle Angaben beziehen sich auf einen Monat; bei Nahrungsmitteln und Getränken sind zusätzlich die Werte pro Tag angegeben.

Die nummerierten Ausgabenpositionen entsprechen den so genannten Abteilungen der Einkommens- und Verbrauchsstichprobe (EVS). Sie ergeben in der Summe die Regelsätze. Die eingerückten Zeilen sind ausgewählte Beispiele aus den einzelnen Abteilungen. Sie ergeben in der Summe nicht die Regelsätze.

Die Zusammensetzung der Regelsätze wurde der Begründung zum Regelbedarfsermittlungsgesetz (RBEG, Drs. 17/3404, S. 53ff) entnommen. Die dort ausgewiesenen absoluten Geldbeträge wurden in Prozentanteile umgerechnet (Struktur der Regelsätze) und auf die ab 2013 geltenden Regelsätze übertragen.

Da die Fallzahl der zugrunde liegenden Stichprobe bei dieser Ausgabe kleiner als 25 ist, wird der Wert im RBEG nicht ausgewiesen.

Ausgaben für Mitgliedsbeiträge fließen nur in die Regelsätze für Erwachsene ein.

Quelle: Berechnungen der Koordinierungsstelle gewerkschaftlicher Arbeitslosengruppen nach Angaben aus dem Regelbedarfsermittlungsgesetz und der Rechtsverordnung zur Anpassung der Regelsätze zum 1.1.2013