AK präsentiert Frauenmonitor 2012: weniger Vollzeit-Jobs, enormer Anstieg bei Überstunden und atypischer Arbeit

Veröffentlicht in Europäische Union

Linz (OTS) - Der Frauenmonitor, den die AK Oberösterreich seit fünf Jahren herausgibt, zeigt einmal mehr sehr deutlich: Wir brauchen mehr Tempo, um Gleichstellung zu erreichen. Es gibt zwar Fortschritte, etwa bei der Kinderbetreuung, doch bei der Einkommensschere tut sich wenig. Die Zahl der Vollzeit-Jobs für Frauen geht sogar zurück, enorme Zuwächse gibt es lediglich bei Teilzeit, Geringfügiger Beschäftigung und Leiharbeit.

Aufgrund guter Ausbildung und beruflicher Weiterbildung verfügen Frauen zunehmend über ausgezeichnete Qualifikationen. Bei höherer Bildung haben die jungen Frauen die Männer sogar schon überholt. Das spiegelt sich aber nicht in den Einkommen und in den betrieblichen Hierarchien wider.

In Oberösterreich, wo Frauen um 38,8 Prozent weniger verdienen als Männer, ist die Einkommensschere bundesweit am größten. Selbst bei durchgängiger Vollzeitbeschäftigung verdienen Oberösterreicherinnen um 28,1 Prozent weniger als ihre männlichen Kollegen. Damit rangiert Oberösterreich nach Vorarlberg auf dem zweitschlechtesten Platz.

Am besten verdienen vollzeitbeschäftigte oberösterreichische Frauen übrigens in Linz (durchschnittlich 2515 Euro brutto, 14mal im Jahr), am schlechtesten im Bezirk Schärding (1972 Euro). Zum Vergleich: Die Männer verdienen in Linz 3297 Euro, also um 781 Euro mehr als die Frauen. In Schärding verdienen die Männer mit 2705 Euro um 733 Euro mehr als die Frauen.

In Oberösterreich haben die Frauen 2010 13,5 Millionen Über- und Mehrstunden geleistet, um 10,7 Prozent mehr als 2009. Davon wurden 28 Prozent nicht bezahlt, bei den Männern waren es 21 Prozent.

Die Erwerbstätigkeit der Oberösterreicherinnen ist von 2009 auf 2010 leicht zurückgegangen. Mittlerweile arbeiten bereits 49 Prozent der Oberösterreicherinnen Teilzeit, nur in Vorarlberg ist die Teilzeitquote noch höher. Die Vollzeit-Jobs für Frauen werden weniger, dafür boomen atypische Beschäftigungsverhältnisse: Von 2004 bis 2010 haben die Teilzeitarbeit um 18 Prozent und die Geringfügige Beschäftigung um 22 Prozent zugenommen, die Leiharbeit ist im gleichen Zeitraum sogar um fast 50 Prozent angestiegen. Auch vom Rückgang der Arbeitslosigkeit haben die Frauen weniger profitiert als die Männer. Und das durchschnittliche Arbeitslosengeld der Frauen ist mit 714 Euro um 170 Euro niedriger als jenes der Männer.

Es gibt aber auch Fortschritte - etwa beim Thema Einkommenstransparenz oder bei der Koppelung von öffentlicher Auftragsvergabe an betriebliche Gleichstellungsmaßnahmen. Hier geht die Arbeiterkammer Oberösterreich bereits mit gutem Beispiel voran, mittlerweile hat auch die Stadt Linz ein entsprechendes Projekt gestartet, mehrere weitere oberösterreichische Gemeinden haben Interesse signalisiert.

Deutliche Verbesserungen gibt es auch bei der Kinderbetreuung, wozu auch der alljährliche AK-Kinderbetreuungsatlas beigetragen hat. Allerdings bestehen immer noch Defizite bei der Betreuung von Unter-Dreijährigen und bei den Öffnungszeiten.

"Ein ganz wichtiger Punkt für die Frauen ist der Ausbau der sozialen Dienstleistungen", sagt AK-Präsident Dr. Johann Kalliauer. Investitionen in die soziale Infrastruktur wie Kinderbetreuung, Pflege oder Bildung machen es vielen Frauen erst möglich, einer existenzsichernden Erwerbstätigkeit nachzugehen. Und es werden dadurch Arbeitsplätze geschaffen.

Eines ist für Kalliauer kein Thema - die vorzeitige Angleichung des Frauen-Pensionsalters an jenes der Männer: "Der Frauenmonitor zeigt deutlich, dass wir aufs Tempo drücken müssen, wenn wir bis 2024 Gleichstellung erreichen wollen."

Den AK-Frauenmonitor gibt es auf www.arbeiterkammer.com zum kostenlosen Herunterladen.

Rückfragehinweis:

Arbeiterkammer Oberösterreich, Kommunikation
Martina Macher
Tel.: (0732) 6906-2190
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http://www.arbeiterkammer.com