Berichterstattung Wohnungsnotfälle NRW

Geschrieben von MAIS Nordrhein-Westfalen . Veröffentlicht in Obdachlos

Die vorliegende Kurzanalyse stellt erste Ergebnisse der 2011 neu etablierten integrierten Wohnungsnotfallberichterstattung NRW vor. Die integrierte Wohnungsnotfallberichterstattung ist eine Weiterentwicklung der bis 2009 erhobenen Obdachlosenstatistik und bildet erstmals umfassend Umfang und Struktur der Wohnungsnotfälle in NRW ab. Im Rahmen der integrierten Wohnungsnotfallberichterstattung wurden neben den behördenrechtlich untergebrachten Wohnungslosen nun auch die bei freien Trägern der Wohnungslosenhilfe betreuten wohnungslosen Personen erfasst. Die nun erhobene Zahl wohnungsloser Personen liegt deutlich über der in den Vorjahren nur über die Obdachlosenstatistik erfassten Zahl der Wohnungslosen.

Kurzanalyse 1/12 Wohnungsnotfallberichterstattung als PDF

Ein „Papagei“ darf nicht Sterben

Geschrieben von Olaf Schlarmann. Veröffentlicht in Obdachlos

Das Jacobus Haus in Bremen soll Abgerissen werden.

Es war für viele eine unglaubliche Nachricht, als wir vor einiger Zeit in der Presse gelesen haben, dass das Jacobus Haus abgerissen werden soll. Auch für uns war es eine schlechte Nachricht. Seit Jahren kennen viele Obdachlose in ganz Deutschland das Haus. Liebevoll nennen Sie es das Papageien Haus, Aufgrund der farblichen Gestaltung der Fenster.

Wer irgendwo hier in Deutschland nach einer Übernachtungsmöglichkeit in Bremen fragt, bekommt als Antwort, „ geh zum Papageien Haus.“ Aber was wird jetzt daraus.


Foto: Peter Orlowski

Seit einiger Zeit ist bekannt, dass das Papageien Haus, sanierungsbedürftig ist. Das Haus wurde 1976 gebaut und diente seit dem als Treffpunkt und Übernachtungsmöglichkeit. Viele Durchreisende nutzen es gerne auf Ihrem weg nach Norden, oder aus dem Norden kommend, um ein paar Tage „Station“ zu machen. Einfach ein paar Tage in einem Bett schlafen, mal wieder ein gutes Essen genießen, oder um mal wieder die Wäsche zu waschen. Aber auch viele Bedürftige aus Bremen kennen und schätzen das Haus. Die Küche ist sehr gut und jeder kann dort günstig Essen. Wer nicht viel Geld hat, kann dort seine Wäsche abgeben und bekommt sie 1-2 Tage später frische gewaschen wieder. Es gibt dort auch eine Cafeteria, die sehr beliebt ist. Als Treffpunkt, um mal kurz ins Internet zu gehen, oder um eine runde Skat zu spielen. Es gibt sogar einen eigenen Skatclub. Für die Bedürftigen wird aber noch mehr getan. Es gibt die Möglichkeit, eine Zeit lang im Haus zu Wohnen und von den Sozialarbeitern direkt betreut zu werden. Wenn man ein Alkohol Problem hat und Trocken werden möchte, wird man im Haus unterstützt. Es gibt eine ganze Etage, die Extra als Trocken Zone konzipiert ist. Was wird aus dem ganzen? Eine Sanierung des Hauses ist nicht machbar, würde zu teuer werden. Also bleibt nur der Abriss. Ein Stück Geschichte, ein Stück Bremen wird verschwinden. Die Frage die bleibt ist, was wird aus den Menschen, die das Papageien Haus jetzt nutzen? Für die „Festbewohner“ sollen 2-3 Apartment Häuser angemietet werden, so dass Sie gut unterkommen. Aber der Rest? Wo sollen all die Bedürftigen hin, die jeden Tag dort zum Essen gehen? Die dort Ihre Wäsche waschen, oder einfach nur in der Cafeteria sitzen und klönen?


Foto: Peter Orlowski

Die Krise macht hunderttausende Spanier obdachlos

Veröffentlicht in Obdachlos

Auf unserer Webseite www.berber-international.de erhielten wir folgenden Kommentar mit der Bitte zur Veröffentlichung:

10.Januar 2012 
E-03189 Orihuela Costa -Alicante - Spanien / Festland
Es muss aufhoeren , Menschen auf die Strasse zu setzen, quasi ueber Nacht obdachlos zu machen und grosses Leid ueber diese Menschen zu bringen.
Keiner achtet Menschenrechte und im Winter auf der Strasse. +5 C Wahnsinn !!!
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Unser Leid wird immer schlimmer werden aber offenbar interessiert das keinen in der Oeffentlichkeit ??
Bitte dringend diesen Text veroeffentlichen- vielleicht hilft ja jemand. 
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Wir brauchen dringend Hilfe, sonst landen wir auf der Strasse, bezahlen wir das evtl. mit unserem Leben, werden absolut nichts mehr besitzen, nur noch was wir am Leib haben. 
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Uns ist es vor 5 Tagen auch so ergangen das wir unserer Haus wo ich, 11 Jahre lang viel Geld in Spanien investiert habe, verloren haben. Nun leben wir mit viel Glueck in einem Appartement, haben nur noch das was wir greifen konnten und Leben aus Kartons. Alles andere im Haus, Moebel, Betten Werkzeug, etc. alle Investitionen weg, gehoeren jetzt der Bank. 
Eine monatlich Zahlung von voruebergehend 500,-- wurde abgelehnt. Es sollen alle Rueckstaende auf einmal plus Gerichtskosten beglichen werden. 
Das kann ja keiner. Grausam und unmenschlich. 
Und es hilft uns niemand. Alle sehen weg. Eine Schande. Wir haben nun panische Angst, wissen nicht wie es weiter geht und meine Frau arbeitet auch noch o h n e Vertrag fuer 3,-- bei einem China-Shop. Grausam.
Wir sind nette Leute haetten uns in 3-4 Monaten nur noch um die weitere Haus-Abzahlung kuemmern muessen, jetzt haben wir keine Basis und Existens mehr. 
Alles weg, ein Alptraum. 
Wie soll man da wieder ohne Hilfe, ohne Existens, ohne Telefon/Internet und bei dem Arbeitsmarkt raus kommen ??
Und das Winter ist, nachts 5 Grad interessiert auch keinen.
Um ein Haar haetten wir auf der Strasse gesessen, krank geworden. Wer uns helfen moechte, spenden moechte, etc. melde sich bitte, wir haben auch vielen Leuten immer geholfen, jetzt sind wir selber in sehr grosse Not geraten und das wuenschen wir keinem.
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Haben sie ein Herz fuer eine Familie die das Grauen vor sich hat..., ueber Nacht am Abgrund stehen kann.
Lesen sie diese Zeilen, nehmen sie bitte ernst, sie sind dramatisch und real in 2012. 
Wir wollen nicht betteln sondern Bitten um Hilfe.
Danke 
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PS.: Wir sind erst 2 Jahre verheiratet 09.09.09 , haben 2010 mit 1,50 Euro Weihnachten gefeiert und nun 2011/2012 die Zwangsraeumung. Schlimmer geht es nicht !!!
Helft uns bitte, bietet uns was an, wir sind voellig fertig, werden alles verlieren was wir je besessen haben, denn nicht einmal die Kartons aus denen wir leben koennen wir je wieder abtransportieren. Wohin auch ????? 
Kleidung ,etc. alles weg...... Nur noch das was wir am Koerper tragen wird uebrig bleiben, sollte meine Frau krank werden und erhaelt dann keinen  Lohn, grausamer und schlimmer geht es nicht mehr ! 
Fast kaputes Auto macht auch mich handlungsunfaehrig, keine Leute hier = Winter !

Gebt uns unser Haus / unser normales einfaches Leben wieder..... wir wollen nicht hungern oder gar sterben.... jede Nacht Alptraeume, kein Ausweg in Sicht, bis wir tatsaechlich auf der Strasse landen. 2 Menschen die keinem was getan haben, die bescheiden gelebt haben, gehen dann voellig unter weil die Bank ihnen alles genommen hat. Haus, Bett, Teller, Besteck, Toepfe, Werkzeug.....einfach alles. Wir haetten noch 3-4 Monate gebraucht waeren langsam aus der Krise gekommen,  hatten auch keinerlei Mitteilung bekommen. Innerhalb 4 Wochen mussten wir ein Unterkunft finden ueber Weihnachten und Sylvester,  das retten was wir tragen koennen. Nur noch ein kleiner Fehler und wir sind am totalen Ende auf der Strasse. 
Sitzen wie auf einer Zeitbombe und keiner hilft uns. 
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Die Banken haben nun 3,4 Millionen Haueser leer stehen, jede Menge Obdachlose produziert, die zahlen wollen aber teils nicht koennen. Kinder landen im Heim !! 
Und 2012 sollen nochmal 1,8 - 2 Millionen Familien/Hypothekenbesitzer obdachlos werden. Jeder geht daran kaputt bis ans Ende seines Lebens, auch das Land selbst. Das darf einfach nicht passieren !!! Die Zeitbombe tickt !!! 
Wir wollen unseren eigenen Untergang verhindern aber ohne Hilfe schafft das niemand. 
Retten sie unser bescheidenes, kleines Leben. 
Danke !!! 

Ausstellung "Ausweg Straße!?"

Geschrieben von Christiane Wieczorek . Veröffentlicht in Obdachlos

Die Villa Stahmer in Georgsmarienhütte,  Landkreis Osnabrück, präsentiert derzeit  die seit mindestens 2010 laufende Wander-Ausstellung "Ausweg Straße!?".

Diese Ausstellung thematisiert das Leben ohne Wohnung und möchte damit auf die Situation Wohnungsloser aufmerksam machen, die Bevölkerung für diese Problematik sensibilisieren und im besten Falle zu sozialem Engagement anregen. Der inhaltliche Fokus, bestehend in der Bedeutsamkeit der verschiedenen Formen eines Dach über dem Kopf für das Leben, wird durch die Portraitierung vierer Menschen umgesetzt, die von Obdachlosigkeit betroffen sind oder waren. Über anfangs acht und inzwischen 18 Tafeln erstrecken sich imponierende s/w-Fotografien, ergänzt durch tiefgehende Texte. Informationsmaterial über Angebote der Obdachlosenhilfe runden die Präsentation ab.

Die Idee und Umsetzung kommt von ehren- und hauptamtlich Mitarbeitenden der Osnabrücker Straßenzeitung "Abseits!?". Dahinter steht das katholische Dienstleistungsunternehmen SKM gGmbH als Trägerfirma.

Ausstellung "Ausweg Straße!?"
Adresse: Villa Stahmer, Carl-Stahmer-Weg 13, 49124 Georgsmarienhütte, 05401 40755
Zeitfenster: bis 11.12.2011
Öffnungszeiten: Di + Do 9–12 + 15–18 Uhr, So 10–13 + 15–18 Uhr.

Bahnhofsmissionen, der Seismograph der Gesellschaft

Veröffentlicht in Obdachlos

Sie sind ein Seismograph der Gesellschaft, die Bahnhofsmissionen in Deutschland: Die Folgen aktueller politischer und wirtschaftlicher Entwicklungen für die Notleidenden unserer Gesellschaft spiegeln sich im Alltag der Anlaufstelle wider. Beispielsweise sind die Bahnhofsmissionen auch ein Fluchtpunkt für Menschen aus den von der Finanzkrise betroffenen Ländern: Viele dieser Bürger haben vergeblich nach einem Auskommen im reichen Deutschland gesucht. In den Räumen der Bahnhofsmissionen reichen ihnen die meist ehrenamtlich tätigen Mitarbeitenden Tee und Brote, versuchen ein Dach über dem Kopf  oder eine Rückreise in die Heimat zu organisieren - und vermitteln auf Wunsch an andere Anlaufstellen.

Thomas Beyer, Sprecher der Nationalen Armutskonferenz (nak),
zu Besuch bei der Münchner Anlaufstelle

Das haben vier Mitarbeiterinnen Thomas Beyer, Sprecher der Nationalen Armutskonferenz (nak), berichtet: Andrea Sontheim, Leiterin der katholischen Bahnhofsmission, Hedwig Gappa-Langer, Referentin der katholischen Bahnhofsmisionen des IN VIA Landesverband Bayern, Rita Schulz, Geschäftsführerin des bayerischen Landesverbands von INVIA Katholische Mädchensozialarbeit und Gabriele Ochse, Leiterin der evangelischen Bahnhofsmission (siehe Foto von links nach rechts), gaben Einblicke in die Arbeit der Bahnhofsmissionen. Beyer: „Den wenigsten Menschen dürfte bekannt sein, wie umfangreich und tiefgreifend die Arbeit der Bahnhofsmissionen längst  ist.“

„Selbstredend leisten wir nach wie vor klassische Hilfe für Reisende“, sagte Gappa-Langer. Dazu zählt die Unterstützung von älteren oder behinderten Menschen beim Ein-, Aus- und Umsteigen. Rollstuhl, Gepäckwagen und Hebebühnen stehen für diese Zwecke zur Verfügung. Auch begleiten die Mitarbeitenden Kinder, die alleine unterwegs sind.

Bei akuten Nöten – hier heißen einige Stichworte laut Webseite „Ohne Schlafplatz. Hungrig. Durstig. Bestohlen. Verletzt. Krank. Schwach.“ – sorgen die „Missionare der Bahnhöfe“ zeitnah für Abhilfe. Religionszugehörigkeit (oder auch nicht) der Betroffenen spielen dabei keine Rolle.

Vor allem aber der dritte Bereich ist es, der zunehmend an Bedeutung gewinnt: Immer mehr Menschen in prekären Situationen suchen Hilfe bei den Bahnhofsmissionen. Von mehr als 100 Menschen, die täglich in die Münchner Anlaufstelle kommen, sind viele arbeitslos, etliche wohnungslos, manche psychisch krank. Auf nicht wenige treffen gleich mehrere dieser Umstände gleichzeitig zu. Manche kommen regelmäßig, um sich aufzuwärmen. Aber auch, weil sie jemanden brauchen, der ihnen zuhört. 60 Prozent der Gäste haben laut Sontheim und Ochse einen Migrationshintergrund. Außerdem: „Uns fällt auf, dass die Zahl der jungen Menschen, die uns aufsucht, zunimmt.“

Ohne Termin ins nächste freie Büro: Offener kann ein Hilfsangebot nicht sein. In einigen Fällen zahlen die Mitarbeitenden kleinere Geldbeträge etwa für Windeln und Lebensmittel aus. Oft vermitteln sie die Hilfesuchenden an andere Anlaufstellen wie das Wohnungsamt oder Jadwiga, eine spezielle Fachberatungsstelle für weibliche Hilfesuchende, die Opfer von Frauenhandel geworden sind.

Während die  Arbeit in den Bahnhofsmissionen stetig zunimmt, fehlt es an vielen Standorten an Personal und finanziellen Mitteln. Gappa-Langer: „Längst nicht jede Bahnhofsmission kann sich Fachpersonal leisten.“ In manchen bayerischen Städten gibt es gar keine Bahnhofsmission, beispielsweise im oberfränkischen Bamberg. Dabei sind diese Anlaufstellen in Beyers Augen auch „ein Modell eines niederschwelligen Angebots für soziale Belange in der Kommune“.

Wohnungslose endlich in amtliche Statistik aufnehmen

Veröffentlicht in Obdachlos

Aufforderung an die Bundesregierung

An holländischen Stränden sind über einen unbestimmten Zeitraum mehr linke (68) als rechte (39) Schuhe angespült worden. Erhebungen wie diese zeigen, dass es fast kein Phänomen gibt, das statistisch nicht erfasst wird. Deshalb befremdet die Tatsache, dass in Deutschland keine amtlichen Zahlen über wohnungslose Menschen existieren, umso mehr: Auf nak-Anfrage bestätigt das Statistische Bundesamt: „Daten zu Obdachlosen sind nicht Bestandteil des Erfassungsprogramms der amtlichen Statistik.“

Für Thomas Beyer, Sprecher der Nationalen Armutskonferenz (nak), ist das ein Malus, der schleunigst beseitigt werden muss: „Wir erfassen doch sonst alles. Da ist es nicht hinnehmbar, dass es zu einem so wichtigen gesellschaftlichen Thema wie Wohnungslosigkeit keine belastbaren Zahlen gibt.“ Letztere seien als Grundlage unabdingbar, um dem Problem sowohl mit unbürokratischer Hilfe für die Betroffenen als auch mit Prävention entgegenzuwirken. Beyer fordert die Bundesregierung auf,  die Zahl der von Wohnungslosigkeit betroffenen Menschen künftig kontinuierlich in der amtlichen Statistik zu aktualisieren.

Nach Schätzungen der Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe, Mitglied der Nationalen Armutskonferenz (nak), waren im Jahr 2010 bundesweit zirka 250.000 bis 255.000 Menschen ohne eigene Wohnung. Von ihnen lebten zirka 20.000 auf der Straße, darunter etwa 2000 Frauen. Hinzu kommen rund 6000 Straßenkinder bundesweit. Offenbar sind überwiegend  Männer von Wohnungslosigkeit betroffen: Für das Jahr 2010 schätzt die BAGW den Anteil der Männer unter den Wohnungslosen auf 64 Prozent. Frauen seien zu 25 Prozent, Kinder zu 11 Prozent betroffen. Zudem sind weitere zirka 120.000 Menschen vom Verlust ihrer Wohnung durch Mietschulden, Räumungsklagen etc. bedroht. Die BAG Wohnungslosenhilfe e.V. fordert seit langem die Einführung einer bundesweiten Wohnungsnotfallstatistik.

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