Pressemitteilung der BAG W zum Armuts- und Reichtumsbericht

Geschrieben von BAG W. Veröffentlicht in Pressemitteilungen

Neuer Armuts- und Reichtumsbericht stellt Wohnungsnot und Wohnungslosigkeit völlig unzureichend dar– BAG Wohnungslosenhilfe fordert echte Beteiligung statt Feigenblattpolitik

Bielefeld, 26.11.2012. Anlässlich der bevorstehenden Verabschiedung des IV. Armuts- und Reichtumsberichtes (Fassung vom 21.11.2012) durch die Bunderegierung moniert die BAG Wohnungslosenhilfe e.V. , der Dachverband von mehr als 1200 Diensten und Einrichtungen der Wohnungslosenhilfe, die völlig unzureichende Darstellung von Wohnungsnot und Wohnungslosigkeit im Bericht.

Gewählte Methode unzureichend

Wie der ARB IV auf S. 74 selbst einräumt, ist der lebenslaufbezogene Ansatz für die Darstellung der Problematik der Wohnungslosigkeit ungeeignet; das gilt – wie der Bericht festhält- auch für die Themen Straffälligkeit und Überschuldung. Das Gleiche kann man aber auch für Suchtproblematik, Behinderung und psychische Krankheiten behaupten und letztlich für die Analyse und Darstellung von Armut im Bericht generell behaupten.

Der lebenslaufbezogenen Ansatz ist zwar an einzelnen Punkten zur Feststellung von Interventionsbedarfen brauchbar, allerdings nur dann, wenn man ihn nicht zum leitenden Prinzip macht, sondern als Erkenntnismittel innerhalb eines lebenslagenbezogenen Ansatzes verwenden würde. Als methodisches Generalprinzip unterläuft der lebenslaufbezogene Ansatz jedoch den erforderlichen Gesamtblick auf eine Lebenslage und steht damit einem ganzheitlichen Politikansatz entgegen.

Zur Darstellung von Wohnungsnot und Wohnungslosigkeit im ARB IV

Das methodische Prinzip der Lebenslauforientierung führt zur Verbannung des Themas Wohnungslosigkeit in den Bereich der statistischen Indikatorendarstellung. Damit wird das Thema nicht nur darstellerisch auf Statistik reduziert, sondern auch in der Darstellung selbst werden keinerlei Zusammenhänge – von denen es reichlich gibt – deutlich. Es findet eine reine Zahlenhuberei statt, die im Bericht zu keinerlei Schlüssen führt.

Die weitere Zusammenstellung der Themen ist willkürlich und reflektiert in keiner Weise das von uns an die Bundesregierung übersandte Material.

Kurzzeithilfen dominant?

Unter Verweis auf eine Statistik der BAG W wird behauptet, die Wohnungslosen würden zu 60 % die Hilfe maximal drei Monate benötigen. Das ist eine grob unzulässige Interpretation der Daten:

• Die Tabelle zeigt nur die Verweildauer auf, nicht die Hilfenachfrage; die kann vorher oder nachher weitergehen, z.B. durch Vermittlung an andere Stellen (in der Regel 30-40%).

• Es handelt sich nicht um Familien und Alleinstehende, sondern fast nur um Alleinstehende

BAG Wohnungslosenhilfe e. V. Seite 2 von 3 26.11.2012

• Aus der Verweildauer kann in keiner Weise auf den Erfolg der Hilfe geschlossen werden, da er gar nicht erhoben wird.

Psychische Krankheit ein Leitsymptom?

So wird im Abschnitt „Aufsuchende Hilfen wirken“ ein Thema aufgegriffen, das maximal 1500 -2000 Menschen von ca. 150.000 betroffenen alleinstehenden Personen betrifft. Zudem wird noch durch fehlerhafte Interpretation der Daten von Freudenberg (2012) der Eindruck erweckt, die Mehrheit der Straßenpopulation sei psychisch krank. Ferner steht in keiner Weise fest, ob psychi-sche Krankheit zur Wohnungslosigkeit führt oder nicht vielmehr dadurch verstärkt wird.

Präventive Maßnahmen haben Vorrang

Im Schlussabschnitt verweist der Bericht auf Kommunen und Länder als Verantwortliche für Prävention. Der Bund bleibt völlig außen vor. Das ist – wie zahlreiche Stellungnahmen der BAG W belegen – völlig unzutreffend:

• Nachweisbar führen die Sanktionen im SGB II bei Jugendlichen vermehrt zu Wohnungs-verlusten

• Die Instrumentenreform hat zu einer Streichung der Arbeitsförderung um 50-60 % geführt, die ins. die sozial Ausgegrenzten trifft

• Der Bund ist zuständig für die Koordinierung einer Gesamtstrategie gegen Wohnungsnot, zu der als grundlegendes Element eine Wohnungsnotfallstatistik gehört.

• Der Bund ist mitzuständig für die Verausgabung der ESF- Mittel zur Armutsbekämpfung. Ein Verweis auf ESF-Förderprogramme zur Bekämpfung der Wohnungslosigkeit fehlt – in der Tat gibt es sie auch nicht, aber sie wären notwendig.

Bisherigen Beteiligungsformen der zivilgesellschaftlichen Organisationen am ARB IV ungenügend:

• Fachbezogene Materialien der BAG W werden so gut wie nicht genutzt

• Die Termine werden viel zu kurzfristig angesetzt, so dass der Eindruck entsteht ist, eine Beteiligung sei von der Regierung gar nicht gewünscht.

• Das Streichen der letzten Sitzung des offiziellen Beraterkreises und die Reduktion der „Beteiligung“ auf eine schriftliche Stellungnahme verstärken diesen Eindruck.

• Die BAG W fordert, den gesamten Beteiligungsprozess neu, transparent und so wirksam zu gestalten, dass er das Wort „Beteiligung“ verdient.

Resümee

Es handelt sich um eine unvollständige und zum Teil irreführende Darstellung von Wohnungslosigkeit in Armuts- und Reichtumsbericht IV.

Die wesentlichen Bereiche der sozialen Ausgrenzung wohnungsloser Menschen werden nicht dargestellt: Sozialhilfe und Sozialhilfegewährungspraxis, Wohnungsnot und Wohnungslosigkeit inkl. Notversorgung, Arbeitsmarkt und Arbeitsförderung sowie Gesundheit und Gesundheitsförderung.BAG Wohnungslosenhilfe e. V. Seite 3 von 3 26.11.2012

Alternativer Schattenbericht der Nationalen Armutskonferenz gibt realistisches Bild von Armut und Wohnungsnot

Der unter dem Namen „Die im Schatten sieht man nicht“ veröffentlichte „Schattenbericht“ der Na-tionalen Armutskonferenz zum ARB IV (anliegend), an dem u.a. auch die BAG W mitgearbeitet hat, gibt dagegen ein umfassendes und realistisches Bild der Armut in kurzer und prägnanter Form.

Wohnungslosenzahlen werden im Zuge der Wohnungsnot kräftig ansteigen

Da es in Deutschland keine Statistik zur Wohnungslosigkeit gibt, muss die BAG W die Zahl der Wohnungslosen schätzen. Laut BAG W ist die Zahl der Wohnungslosen von 2008 bis 2010 um 10% auf 248.000 Personen gestiegen. Bis 2015 prognostiziert die BAG W sogar einen weiteren drastischen Anstieg der Wohnungslosigkeit um 10 bis 15% auf dann 270.000 bis 280.000 Men-schen. Schon jetzt leben wieder mehr Wohnungslose auf den Straßen leben als in den Jahren zuvor.

Die BAG W Wohnungslosenhilfe fordert daher von der Bundesregierung einen Nationalen Rahmenplan gegen Wohnungsnot, Wohnungslosigkeit und Armut wie es ihn auch in anderen EU- Staaten wie Frankreich, Irland und Finnland gibt.

Bei Rückfragen stehen Ihnen zur Verfügung:

Dr. Thomas Specht, Geschäftsführer BAG W, (0521) 14396-15

oder Werena Rosenke, stellv. Geschäftsführerin BAG W, Leitung Presse/ÖA, (0521) 14396-11, Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!
Zuletzt aktualisiert am Freitag, den 30. November 2012 um 20:05 Uhr

 

Regierung fälscht Vermögensbilanz

Geschrieben von nak. Veröffentlicht in Pressemitteilungen

Thomas Beyer, Sprecher der Nationalen Armutskonferenz (nak), kritisiert die Streichungen und Glättungen im Entwurf zum 4. Armuts- und Reichtumsbericht der Bundesregierung

„Die Aussagen von Sachverständigen aus Wissenschaft und Ministerium zu streichen beziehungsweise zu glätten, ist ein höchst undemokratischer Vorgang. Man kann es nicht anders ausdrücken: Die Regierung schönt die Vermögensbilanz.“ So kommentiert Thomas Beyer, Sprecher der Nationalen Armutskonferenz, die Streichungen und Glättungen, die die Bundesregierung am Entwurf zum 4. Armuts- und Reichtumsbericht vorgenommen hat.

Zurzeit sollen die Verbände ihre Stellungnahmen zu der alle vier Jahre erscheinenden Bilanz abgeben. „Unsere lautet so: Bundeskanzlerin Angela Merkel und Bundeswirtschaftsminister Philipp Rösler ertragen es nicht, dass Ergebnisse ihrer Politik offensichtlich werden. Und die von ihnen mitgeschaffene Realität ist nun mal die, dass die Einkommen der Reichen steigen, während die der Armen sinken“, erklärt Beyer.

Eine Passage im Entwurf, in der diese Einkommensspreizung von den Sachverständigen festgestellt wird, zu streichen, legt laut Beyer Folgendes nahe: „Die amtierende Bundesregierung verschließt die Augen vor der steigenden Armutsgefährdung in Deutschland.“

Indes ist Beyer von diesem Vorgehen nicht überrascht: Als Beirat bei den Beratungen zum 4. Armuts- und Reichtumsbericht der Bundesregierung, habe die nak erfahren müssen, dass keiner ihrer Vorschläge – wie die Beteiligung von Armut betroffener Menschen – aufgenommen wurde. Aus diesem Grund hat die Nationale Armutskonferenz vor einigen Wochen einen Schattenbericht zum Armuts- und Reichtumsbericht der Bundesregierung erstellt und veröffentlicht

(siehe Anhang).

Armutsnetzwerk als Mitglied in die Nationale Armutskonferenz (nak) aufgenommen

Veröffentlicht in Pressemitteilungen

Am 27. November 2012 ist das Armutsnetzwerk (ANW) einstimmig als Mitglied in die Nationale Armutskonferenz aufgenommen worden.

Die seit 2007 agierenden Mitglieder des ANW engagieren sich in Projekten wie „Umfairteilen“ und „Kritisches Aktionsbündnis Tafeln“ und sind bundesweit an Foren, Vorträgen, Ausstellungen, die sich mit dem Thema Armut und Ausgrenzung befassen, und in der Obdachlosenhilfe beteiligt.

„Die immer weiter zunehmende Armut ist nicht Ausdruck der Finanzkrise. Sie spiegelt die Unwilligkeit der Politik wider, sich gegen die ungehemmte Machtanmaßung der Finanzmärkte zu wehren“, so Dietmar Hamann, Vorstand im Verein.

Das Armutsnetzwerk will ein Gegengewicht aus der Sicht der Betroffenen schaffen und die gesellschaftlichen Missstände aufdecken, die zur Verschärfung der Lage der unteren Einkommensschichten führen. „Es sind Lohndumping, Leiharbeit, unsichere Arbeitsplätze und Perspektivlosigkeit, die die Menschen krank machen“, so Hamann weiter.

 

Werner Franke            Pressesprecher Armutsnetzwerk

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Wohnungsloser in Rostock erfroren – BAG Wohnungslosenhilfe fordert Ausweitung der Kältehilfe in Deutschland

Geschrieben von BAG W. Veröffentlicht in Pressemitteilungen

Bielefeld, 02.11.2012. In Rostock ist am Donnerstag, 01.11.2012, ein 54-jähriger wohnungsloser Mann in einem öffentlichen Park erfroren. Am frühen Morgen war er von einem Passanten auf dem Boden liegend entdeckt worden. Der alarmierte Notarzt konnte Frank M. nicht mehr helfen. Im Betreuten Wohnen der Obdachlosenhilfe Rostock e.V., der letzten Unterkunft des Erfrorenen, hatte man ihn bereits mehrere Tage vermisst und gesucht.

Angesichts des ersten Kälteopfers des nahenden Winters 2012/13 fordert die BAG Wohnungslosenhilfe e.V., der Dachverband der Wohnungslosenhilfe in Deutschland, dass die Kommunen ihre Kältehilfe deutlich hochfahren.

Da es in Deutschland keine Statistik zur Wohnungslosigkeit gibt, muss die BAG W die Zahl der Wohnungslosen schätzen. Laut BAG W ist die Zahl der Wohnungslosen von 2008 bis 2010 um 10% auf 248.000 Personen gestiegen. Bis 2015 prognostiziert die BAG W sogar einen weiteren drastischen Anstieg der Wohnungslosigkeit um 10 bis 15% auf dann 270.000 bis 280.000 Menschen. Daher werden wieder mehr Wohnungslose auf den Straßen leben als in den Jahren zuvor. Deswegen muss jetzt gehandelt werden, um der gestiegenen Zahl der Wohnungslosen gerecht zu werden.

Besonders betroffen sind die ca. 22.000 Wohnungslosen, die ganz ohne Unterkunft auf der Straße leben. Nach Kenntnis der BAG W sind in den letzten 20 Jahren (seit 1991) mindestens 274 Wohnungslose erfroren. Sie erfroren im Freien, unter Brücken, auf Parkbänken, in Hauseingängen, Abrisshäusern, in scheinbar sicheren Gartenlauben und sonstigen Unterständen.

Jede Kommune in Deutschland muss Wohnungslose unterbringen. Städte und Gemeinden verstoßen gegen ihre Amtspflichten, wenn sie nicht rechtzeitig Notunterkünfte bereitstellen oder verschaffen.

Unter dem Titel „Den Kältetod von Wohnungslosen verhindern!“ hat die BAG Wohnungslosenhilfe bereits im letzten Winter eine Handreichung erstellt, in der die rechtlichen Grundlagen der staatlichen Schutzpflichten zusammenfassend dargestellt und Eckpunkte für Maßnahmen zum Erfrierungsschutz benannt werden. Mit dieser Handreichung fordert die BAG W die Städte und Gemeinden auf, verstärkt zu prüfen, ob sie ihrer Verpflichtung nachkommen und ob die getroffenen Vorkehrungen in Quantität und Qualität ausreichend sind. Die BAG W setzt dabei auch auf eine Kooperation zwischen den Kommunen und den freien Trägern der Wohnungslosenhilfe.

 Nach Erfahrung der Wohnungslosenhilfe wird ein Teil der Betroffenen von den Angeboten nicht erreicht. Viele sind physisch und psychisch nicht in der Verfassung, sich in Massenunterkünften zu behaupten und sich ggf. gegen Übergriffe und Auseinandersetzungen durchzusetzen. Viele Angebote sind zu weit abgelegen und werden deswegen nicht erreicht, sind zu früh überfüllt, bieten keine Aufenthaltserlaubnis tagsüber und keine sichere Aufbewahrung der Habseligkeiten.

Die Migration von EU-Bürgern, insb. aus den osteuropäischen Mitgliedsstaaten, hat in den letzten Jahren zugenommen. Eine immer größer werdende Zahl dieser Menschen landet irgendwann mittellos, wohnungslos und krank auf der Straße. Das Recht auf Leben und körperliche Unversehrtheit steht jedem Menschen zu – unabhängig von der Staatsangehörigkeit. Deswegen müssen die Kommunen auch Sorge dafür tragen, dass diese größer werdende Gruppe wohnungsloser Migrantinnen und Migranten Zugang zu menschenwürdigem Erfrierungsschutz erhält.

Die BAG Wohnungslosenhilfe e.V. bekräftigt deswegen ihre Appelle und Forderungen an die Kommunen:

- Streetwork und andere Formen aufsuchender Arbeit aus- oder aufbauen, um vom Kältetod bedrohte Wohnungslose auf der Straße aufsuchen zu können

- Notrufnummern einrichten bzw. die 110 propagieren, damit Bürger gefährdete Menschen melden können

- Keine menschenunwürdigen Asyle, sondern Ermöglichung eines Mindestmaßes an Privatsphäre und Selbstbestimmung

- Schutz und Sicherheit vor Diebstahl und Gewalt in den Unterkünften gewährleisten

- Für wohnungslose Frauen muss es die Möglichkeit einer separaten und sicheren Unterbringung geben

- Dezentrale Unterbringungsmöglichkeiten für kleinere Gruppen von Wohnungslosen (auch mit Hunden)

- Großzügige Öffnungszeiten der Unterkünfte, d. h. auch tagsüber und nachts

- Keine Befristung des Aufenthaltes auf wenige Tage pro Monat

- Öffnung von U-Bahnstationen, Bahnhöfen und anderen geeigneten öffentlichen Gebäuden

- Ausreichend viele niedrigschwellige Tagesaufenthalte

- Notfalls zusätzliche Anmietung von geeigneten Räumlichkeiten, bspw. leerstehenden Gewerbeimmobilien, die beheizbar sind und über sanitäre Einrichtungen verfügen.

An die Bürger und Bürgerinnen appelliert die BAG Wohnungslosenhilfe e.V. eindringlich:

„Seien Sie aufmerksam! Wenn Sie wohnungslose Menschen sehen, die hilflos oder in einer Notsituation sind, setzen Sie die Polizei in Kenntnis, wählen Sie den Notruf 110! Alarmieren Sie bei akuter gesundheitlicher Gefährdung den Rettungsdienst 112!

Sehr geehrte Damen und Herren,

hier finden Sie die genannte BAG W-Handreichung „Den Kältetod von Wohnungslosen verhindern!“.

Bei Rückfragen stehen Ihnen zur Verfügung:

Dr. Thomas Specht, Geschäftsführer BAG W, (0521) 14396-15

oder Werena Rosenke, stellv. Geschäftsführerin BAG W, Leitung Presse/ÖA, (0521) 14396-11, Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! 

 
Mit freundlichen Grüßen
i.A. Ursula Vollert
(Sekretariat)
 
BAG Wohnungslosenhilfe e.V.-BAG W
Sudbrackstraße 17
33611 Bielefeld
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BAG W Tel Zentrale + 49 - 0521-14396-0
Tel.: + 49 - 0521-14396-14
Fax: + 49 - 0521-14396-19
Internet: www.bagw.de
Facebook: facebook.com/bagwohnungslosenhilfe
Twitter: twitter.com/bagw
  

„Die Würde des Menschen gilt für jeden Menschen in Armut – egal, welche Gründe zur Bedürftigkeit geführt haben“

Geschrieben von nak. Veröffentlicht in Pressemitteilungen

Der bayerische Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm und nak-Sprecher Thomas Beyer sind sich in zentralen Fragen der Armutsbekämpfung einig

Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm und Thomas Beyer, Sprecher der Nationalen Armutskonferenz, sind sich einig in zentralen Themen der Armutsbekämpfung, so das Ergebnis eines Gedankenaustausches im Münchner Landeskirchenamt.

„Die Würde des Menschen gilt für jeden Menschen in Armut - egal, welche Gründe zur Bedürftigkeit geführt haben“, so Landesbischof Bedford-Strohm. Thomas Beyer betonte, dass bei vielen armen Menschen der Wille vorhanden sei, ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen: „Vielen gelingt es sogar, sich ehrenamtlich für andere Menschen in Not einzusetzen.“

Beide waren sich einig, dass der Staat Kirchen und Wohlfahrtsverbände finanziell so ausstatten müsse, dass sie im sozialen Bereich das leisten könnten, „was funktioniert und sich bewährt hat“. Maßnahmen dürften nicht eingestellt werden, ohne dass Alternativen geschaffen würden, betonten Bedford-Strohm und Beyer mit Blick auf die  Instrumentenreform der Bundesagentur für Arbeit.

„Wir begnügen uns nicht mit einem Entwurf, wir legen gleich die endgültige Version vor“

Geschrieben von nak. Veröffentlicht in Pressemitteilungen

nak-Sprecher Thomas Beyer zur Veröffentlichung des Schattenberichts der Nationalen Armutskonferenz – „Die im Schatten sieht man nicht“: Sonderausgabe des strassenfeger-Magazins erscheint zum Internationalen Tag der Beseitigung der Armut am 17. Oktober

Er ist mit 24 Seiten überschaubar. Er ist für jedermann verständlich geschrieben. Er benennt die Missstände ohne Umschweife. Und vor allem: Er ist von den Betroffenen mitgeschrieben worden, statt nur von ihnen zu handeln. Die Rede ist vom 1. Schattenbericht der Nationalen Armutskonferenz (im Anhang in voller Länge nachzulesen), der in Zusammenarbeit mit der Berliner Straßenzeitung strassenfeger entstanden ist. „Die im Schatten sieht man nicht“ ist das Gegenstück zum 4. Armuts- und Reichtumsbericht der Bundesregierung und erscheint am kommenden Mittwoch, 17. Oktober (Internationaler Tag der Beseitigung der Armut).

„Wir begnügen uns nicht wie die Bundesregierung bislang mit einem Entwurf ihres 4. Armuts- und Reichtumsberichts – wir legen gleich die endgültige Version unseres 1. Schattenberichts vor. Wir verabreichen die beklemmende Realität nicht häppchenweise, unsere Einschätzung steht fest: Die Reichen werden immer reicher, die Armen immer ärmer und die Politik schaut weitgehend tatenlos zu“, fasst Thomas Beyer, Sprecher der Nationalen Armutskonferenz (nak), zusammen. Dabei lägen Lösungen des Problems Armut auf der Hand. Beyer: „In unserem Schattenbericht zeigen wir sie auf und stellen sie als Forderungen an die Bundesregierung.“

Letzteres geschieht übrigens nicht zum ersten Mal: Auch als Mitglied im Beratergremium für den 4. Armuts- und Reichtumsbericht hat die nak ihre unverrückbaren Forderungen wie Mindestlohn und mehr sozialversicherungspflichtige Beschäftigung eingebracht – ohne dass diese nennenswerte Würdigung erfahren hätten. Ebenfalls nicht zum ersten Mal sind die Praxisberichte von Verbänden, Wissenschaft, Kirchen, anderen gesellschaftlichen Akteuren und vor allem der Betroffenen nicht ausreichend miteinbezogen worden. Auf sie hat das Ressort von Bundessozialministerin Ursula von der Leyen zugunsten eher theoretischer Darstellungen von Armut verzichtet. So viel ist dem bisher erschienenen Entwurf der Bundesregierung mit den erschreckenden Armutszahlen nämlich zu entnehmen.

„Auch deshalb richten wir uns mit unserem Schattenbericht bewusst an die breite Öffentlichkeit, um zum einen das gravierende Problem der Armut aufzuzeigen; zum anderen wollen wir es enttabuisieren“, erläutert Beyer die Intention der Veröffentlichung. Häufig werde bedürftigen Menschen ihre Not als individuelle Schuld zugeschrieben. „Dabei geht sie allzu oft auf gesellschaftspolitische Rahmenbedingungen zurück. Deshalb würden wir uns freuen, wenn unsere Positionen eine breitere gesellschaftliche Diskussion über die Armutsprävention auslösen würden“, sagt Beyer.

„Die im Schatten sieht man nicht“ (Replik des Verses „Die im Dunkeln sieht man nicht“ aus Bert Brechts „Die Moritat von Mackie Messer“) behandelt unter anderem folgende Aspekte: „Arm trotz Arbeit“, „Leben mit Hartz IV“, „Familiäre Armut“, „Wohnungsnot und Wohnungslosigkeit“, „Armut macht krank“; „Asylbewerberleistungsgesetz“ sowie „Altersarmut“. Zu jedem Bereich gibt es Erfahrungsberichte von Betroffenen im Wortlaut sowie die Forderungen der Nationalen Armutskonferenz.

Zum Download der Sonderausgabe: Schattenbericht

„Versteckten Hunger gibt es auch in Deutschland“

Geschrieben von nak. Veröffentlicht in Pressemitteilungen

Professor Gerhard Trabert, stellvertretender nak-Sprecher, zum Welternährungstag am 16. Oktober 2012

„Eine ausgewogene Ernährung ist für die physische und psychische Entwicklung junger Menschen mitentscheidend“, hält Professor Gerhard Trabert, stellvertretender Sprecher der Nationalen Armutskonferenz (nak) anlässlich des Welternährungstags am kommenden Dienstag fest. Wie weit die Menschheit von diesem Ziel entfernt ist, zeigen indes folgende Zahlen des Welternährungsprogramms der Vereinten Nationen: Demnach hungern rund 925 Millionen Menschen weltweit. Das bedeutet, dass sich jeder siebte Erdenbürger nicht ausreichend ernähren kann.

Neben dem offensichtlichen Hunger, der auf einen leeren Magen zurückgeht, gibt es auch den so genannten versteckten: Schlechte Ernährung gekennzeichnet von einem Mangel an Mikronährstoffen führt häufig zu Infektionskrankheiten, behindert die geistige und körperliche Entwicklung und kann mittelfristig zum Tod führen.

Vor allem vom versteckten Hunger sind auch in Deutschland viele Bürgerinnen und Bürger betroffen. In erster Linie Kinder und Jugendliche, die in ALG II-Haushalten aufwachsen, können sich wegen finanzieller Not häufig nur mangelhaft ernähren: „Aufgeteilt auf die einzelnen Mahlzeiten steht ihnen teilweise nicht einmal 1 Euro pro Frühstück, Mittag- sowie Abendessen zur Verfügung“, rechnet Trabert vor. Und: „Der Ernährungsetat für Bezieher von Arbeitslosengeld II ist einfach zu niedrig und muss dringend aufgestockt werden“, fordert der Mediziner.