Impressionen

Das Armutsnetzwerk ist eine unabhängige Organisation. Das Netzwerk ist bestrebt, in Kooperation mit anderen regional, bundesweit und international aktiven Initiativen und Organisationen von Menschen mit Armutserfahrungen, Obdach-und , Wohnungslosen sowie sogenannten Randgruppen den Kampf gegen Armut und Ausgrenzung zu verstärken.

Idee

Welchem sozialen Problem widmen Sie sich?

Die Umstellung der Sozialsysteme (Hartz IV) hat u. a. dazu geführt, dass das Regelwerk (SGB II und SGB XII) für den Hilfesuchenden nicht zu überblicken ist. Die Behörden beraten zwar zu den Pflichten, nicht aber zu den Rechten. Die Rechtsunsicherheit hat in den vergangenen Jahren  eher zugenommen, die Sozialgerichte sind überlastet. Die ungenaue Gesetzgebung hat dazu geführt, dass die Gerichtsbarkeit korrigierend eingreifen musste. Im Bereich des SGB II traten seit der Einführung rund 60 Änderungen ein. Zu uns kommen Hilfesuchende, die auf die ihnen zustehenden Leistungen bis zu 6 Monate warten, deren Kosten zur Unterkunft nicht in voller Höhe anerkannt werden, die unrechtmäßig sanktioniert werden, die in die Obdachlosigkeit rutschen, weil das Amt nicht rechtzeitig die Miete überweist. Die Liste könnte noch um ein Vielfaches verlängert werden!

Woran machen Sie die Dringlichkeit des Problems fest?

Die zum Teil rechtwidrige Arbeitsweisen der Behörden führen dazu, das immer mehr Menschen massiv in ihrer Existenz bedroht sind. Wenn die ohnehin schon zu niedrig bemessenen Regelsätze noch gekürzt werden, ist das vom Grundgesetz garantierte Existenzminimum nicht mehr gewährleistet. Unlängst hat das Bundesverfassungsgericht festgestellt, dass z. B. Sanktionen nicht mit dem Grundgesetz vereinbar sind, trotzdem, die Behörden sanktionieren lustig weiter. Es ist erstaunlich: Bei einer Straftat wie einer mittelschweren Körperverletzung darf die fällige Geldstrafe das pfändungsfreie Einkommen nicht angreifen. Wenn aber ein "Hartz IV- Empfänger" nicht pünktlich zum Laubharken antritt oder seine Pflichtbewerbungen nicht erledigt, dann wird mittels Sanktionen sehr wohl in das Existenzminimum eingegriffen. An diesem Beispiel wird deutlich, der Leistungsempfänger ist den Behörden oft hilflos ausgeliefert.

Stellen Sie die Ziele Ihres Projektes dar.

Der Beistand handelt MIT dem Menschen, nicht in Vertretung für ihn. Dies erfordert durchaus auch einmal ruhig daneben zu sitzen und eine Gesprächsentwicklung zu beobachten. Eingreifen ist nur dann nötig, wenn falsche Sachargumente (von beiden Seiten) vorgetragen werden. Hier muss der alte Leitsatz im Vordergrund stehen: Hilfe zur Selbsthilfe. Beistand sein ist daher weder mit besonderen Härten verbunden, folgende Minimalanforderungen sollten aber eingebracht werden: -Ruhe, -Themenwissen, -Kommunikationsfähigkeit, -Ordnungssinn, -ordentliches Auftreten. Mit dem Projekt werden Behörden, Gerichte und nicht zu vergessen insbesondere die Hilfesuchenden entlastet. Dass Kosten durch Vermeidung von Klagen, Widerspruchsverfahren, Prozesskosten- und Beratungshilfe gespart werden vesteht sich von selbst.

In welcher Hinsicht verspricht Ihr Ansatz eine nachhaltige Lösung des Problems?

Zunächst erwarten wir eine Akzeptanz bei den zuständigen Behörden, weiterhin eine Wahrnehmung in der Öffentlichkeit und in der Politik das Ziel: Die gesamte Problematik "Hartz IV" wird bagatellisiert, ist letztlich ein Menschen verachtendes System. Da ist jeder Beistand und Hilfe für die Betroffenen ein Dienst an der Gesellschaft. 6,12 Mill. Menschen sind von Hartz IV Leistungen abhängig, davon 25% Kinder. Wir haben es uns zur Aufgabe gemacht, die Menschen dahingehend zu unterstützen, damit sie zumindest das bekommen, was ihnen zusteht. Wir halten fest: Der Niedriglohnsektor ist nirgends so ausgeprägt wie in Deutschland, daraus resultieren weniger Rentenbeiträge und letztlich Altersarmut. Der Schulabschluss hängt vom Einkommen der Eltern ab. Unser Ansatz verspricht überhaupt erst einmal die Benennung der Probleme. Erst wenn man die Probleme benennt, kann an der Lösung gearbeitet werden

Woran machen Sie die Wirkung fest?

Jeder Vorgang wird dokumentiert. Es ist ganz einfach: durch unsere Hilfestellung kommen die Leistungsempfänger zu ihrem Recht. Wir haben die verblüffende Erfahrung gemacht, dass unsere Klienten zunächst höflicher behandelt werden, wenn sie mit einem Beistand erscheinen. Der Sachbearbeiter geht korrekter mit ihnen um, schon alleine deshalb, weil sie einen Zeugen dabei haben.

Handelt es sich um eine neue Idee bzw. existieren Vorbilder?

Vorbilder existieren zwar, jedoch bestehen wir darauf, dass die Begleiter eine fundierte Sachkenntnis vorweisen können. Auch wenn der Beistand kein Jurist sein muss, das Wissen ist dennoch notwendig, so wird auch letztlich einer drohenden Frustration vorgebeugt.

Wo stehen Sie heute? Was haben Sie bereits erreicht?

Wir haben eine gut ausgebildete Mannschaft, die sich aus Juristen, Betroffenen und Sozialpädagogen zusammensetzt. Mit bis zu 30 Beratungen an zurzeit drei Standorten sind wir "gut im Geschäft". Unsere Kapazität ist damit erschöpft, es geht jetzt darum, neue Mitarbeiter für das Projekt "B4" zu gewinnen.

Umfeld

Definieren Sie klar und deutlich Ihre Zielgruppe:

Menschen in schwierigen Lebenslagen.

Wie viele Menschen hat ihr Projekt bis jetzt tatsächlich erreichen können?

1000

Wie viele Menschen Ihrer Zielgruppe leben in Ihrer Stadt oder Region?

550000

Wie viele Menschen Ihrer Zielgruppe gibt es insgesamt in Deutschland bzw. im entsprechenden Land?

6120000

Welche anderen – staatlichen oder privaten – Angebote oder Projekte existieren bereits in der für Sie relevanten Umgebung?

In der Umgebung gibt es verschiedene Angebote, bei dem Bedarf gibt es keine Konkurrenzsituation.

Wie unterscheidet sich Ihr Projekt von diesen Projekten?

Wir helfen parteiisch auf der Seite der Klienten. Das ist häufig insbesondere bei Einrichtungen, die einem Wohlfahrtsverband angehören, nicht so (ein Schelm, wer Böses dabei denkt). Die Kritik an den Wohlfahrtsverbänden ist berechtigt, aber das können wir gelegentlich gerne vertiefen.

Besteht eine Konkurrenzsituation oder ist eine Zusammenarbeit denkbar? Beschreiben Sie die Situation!

Wir arbeiten mit mehreren Initiativen zusammen und pflegen einen regen Austausch.

Lässt sich Ihr Projekt leicht auf andere Regionen oder Zielgruppen übertragen? Wenn ja, wie?

Auf andere Regionen übertragbar, wir Verfügen über Kompetenzen, um Seminare zu den Themen Hartz IV und Abhängigkeitserkrankungen durchzuführen. Wir lassen andere gerne an unseren Erfahrungen und unserem Wissen teilhaben.

Operative Planung

Welche Ausstattung benötigen Sie für Ihr Projektvorhaben?

Für den Anfang 10 bist 20 Ehrenamtliche, ansonsten ist alles vorhanden.

Was möchten Sie in den nächsten sechs, was in den nächsten zwölf Monaten erreichen?

In den ersten 6 Monaten möchten wir Grundlagen für eine Teilprofessionalisierung legen sowie eine verbesserte Öffentlichkeitsarbeit erlangen. In den nächsten zwölf Monaten eine bessere Finanzierung und die Schaffung von mindestens zwei Festanstellungen.

Wo sehen Sie Hürden und Risiken in der Umsetzung, wo mögliche Lösungen?

Alles steht und fällt mit der Finanzierung des Projektes, die Lösung sehen wir in der Professionalisierung. Ein weiteres Problem ist im schrittweisen Rückzug des Hauptakteurs und Gründers des Vereins zu sehen.

Wie sieht die langfristige Vision für Ihr Projekt aus?

Ein verbesserter Bekanntheitsgrad, wir wollen gefragt werden. Wir wollen uns an gesellschaftlichen Entscheidungsprozessen beteiligen. Wir treten dafür ein, das gesellschaftliche Teilhabe keine leeren Worthülsen bleiben. Deshalb auch unsere erneute Bewerbung, wohlwissen, dass wir zeitweise auch unbequem sind.

Welche wichtigen Schritte sind für die Verwirklichung der Vision notwendig?

Ausbildung und Schulung der jetzigen und zukünftigen Mitarbeiter. Die schon genannte Professionalisierung. Verbesserte Öffentlichkeitsarbeit. Weitere Vernetzung mit anderen Initiativen die ähnlich "ticken". Vermehrt den Kontakt zur Politik suchen.

Organisation (Prozesse, Struktur)

Wie "funktioniert" Ihr Projekt? Nennen Sie die einzelnen Aufgabenbereiche und Arbeitsschritte.

Projekt B4: 1. Gewinnung von Ehrenamtlichen 2. Ausbildung und Training der Mitarbeiter. 3. Öffentlichkeitsarbeit. 4. Akquirieren von Projektmitteln 5. Evaluation

Wie viele Mitarbeiter werden für die genannten Aufgabenbereiche benötigt?

Koordinierung 2-, Ausbildung 1-, für den Anfang 10 Mitarbeiter für den Begleitdienst

Struktur: Erläutern Sie die Gründe für die Wahl Ihrer Organisations- bzw. Rechtsform.

Die gewählte Rechtsform hat sich bewährt.

Was gestaltet sich im Moment bei der Umsetzung Ihres Projekts als besonders schwierig? Wo stoßen Sie derzeit an Grenzen?

Neben den jetzigen Aufgaben ist das neue Projekt nur schwer zu stemmen, dennoch bestehen gute Aussichten noch Ehrenamtliche oder über den BFD Mitarbeiter zu gewinnen.

Personal/Team

Wer sind die Gründer und wichtigsten Mitglieder Ihres Teams? Welche Erfahrungen, Fähigkeiten und Kenntnisse bringen sie ein?

Gründer: Robert Trettin, langjährige Erfahrung in der Sozialberatung. 2 Juristen mit Tätigkeitsschwerpunkt Sozialrecht. 2 Ehrenamtliche, Sozialberatung. 3 Mitarbeiter EDV, Botengänge, Schreibarbeiten etc. 2 Mitarbeiter im Rahmen der Bürgerarbeit für Büro und Organisation. Gelegentlich Mitarbeiter, die ihre Sozialstunden abarbeiten.

Gibt es im Projekt verschiedene Hierarchieebenen oder herrscht das Prinzip der Gleichberechtigung? Wenn ja, welche?

Mit Ausnahme der zwei Mitarbeiter, die im Rahmen der Bürgerarbeit tätig sind, engagieren sich alle anderen ehrenamtlich. Alle Mitarbeiter sind weitestgehend frei in ihren Entscheidungen, die endgültige Gesamtverantwortung trägt der Vorsitzende des Vereins.

Sind im gegenwärtigen Team Fähigkeiten und Kenntnisse noch nicht abgedeckt, die für das Projekt erforderlich sind? Wenn ja, welche?

Fachlich sind wir gut aufgestellt, lediglich die Öffentlichkeitsarbeit ist ein Knackpunkt.

Wie gefährdet ist das Projekt im Falle einer möglichen Abwanderung einzelner Teammitglieder?

Bisher ist es uns gelungen abgewanderte Teammitglieder fast nahtlos zu ersetzen. Hier hoffen wir, dass uns das Glück treu bleibt; naja, ein bisschen Glück ist immer dabei.

Welche Aufgabenbereiche decken Ihre hauptamtlichen und ehrenamtlichen Mitarbeiter ab?

Wie schon erwähnt, bis auf zwei sind alle Mitarbeiter ehrenamtlich tätig und das ist auch gut so!

Außenwahrnehmung

Wie haben Sie bisher auf Ihr Projekt aufmerksam gemacht? Was war Ihre erfolgreichste Aktion?

Internet, auf verschiedenen Portalen verzeichnet, Teilnahme an Konferenzen, Flyer, Lokalpresse.

Haben die Medien bereits über Ihr Projekt berichtet? Besitzen Sie Kontakte zur Presse oder zu anderen Medien?

Lokalpresse, allerdings sehr dürftig, ansonsten wage Kontakte über Dritte nach dem Motto "ich kenn jemanden, der jemand kennt".

Wen wollen Sie mit Ihrer Öffentlichkeitsarbeit erreichen? (Zielgruppe, potenzielle Förderer, freiwillige Mitarbeiter)?

Zielgruppe: Wir wollen bei Behörden, in der Politik (kommunal wie Bundesweit) wahrgenommen werden.

Welche öffentlichkeitswirksamen Schritte planen Sie für die Zukunft?

Das ist zum jetzigen Zeitpunkt noch ein großes Fragezeichen.

Multiplikatoren

Treten Personen des öffentlichen Lebens aktiv als Botschafter, Paten oder Schirmherren für Ihr Projekt auf?

Ja. Bitte haben Sie Verständnis dafür, dass wir keine Benennung zu diesem Zeitpunkt vornehmen.

Nutzen Sie Multiplikatoren? Wenn ja, wen?

Ja, bitte haben Sie Verständnis dafür, dass wir keine Benennung zu diesem Zeitpunkt vornehmen.

Kontakt:

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