Denkanstoß Nr.7

Veröffentlicht in Allgemeines

Nazis raus? Wer sich nicht wehrt lebt verkehrt!
Kolumne von Gastautor Dieter Carstensen

Eigentlich wollten meine Jessi und ich gestern nur zweimal “Döner komplett” bei Ahmet, unserem Lieblingstürken für uns holen, wir wollten mal nichts selber kochen und der Ahmet macht klasse Döner und ist ein sehr liebenswerter Mensch und seine Ware, die er verkauft ist Spitze. Kam alles ganz anders , als wir uns das gedacht haben. Wir hatten gerade unseren Döner bestellt, als zwei Neonazis aus Köln rein kamen und den Ahmet an machten. Was sollte ich machen? Unseren Ahmet im Stich lassen und abhauen? Körperlich waren die beiden Kerle mir weit überlegen alleine hätte ich keine Chance gegen die beiden Glatzen gehabt. Aber ich wusste, “Wer sich nicht wehrt, lebt verkehrt” und der Ahmet brauchte Hilfe.

Ich bin kein Held und lehne körperliche Gewalt vom Prinzip her ab, aber sollte ich zu sehen, wie die blöden Nazis Ahmet Gewalt antun? Ich kenne den Ahmet seit vielen Jahren, war damals auch zu seiner Hochzeit eingeladen, die Hochzeitsfeier war wunderschön, die meisten Türken feiern die ja sehr ausgiebig, es waren ca. 300 Leute auf der Feier und ich wurde von allen Anwesenden wie ein Familienmitglied behandelt, obwohl ich nur ein wenig türkisch spreche, ich gehörte eben dazu, niemand hat mir das Gefühl gegeben, ich sei ein Fremder, die türkischen Mitbürger waren allesamt total freundlich zu mir, so viel “Baklava” und “Köfte wie an dem Abend habe ich niemals zuvor gegessen, ich mag eigentlich überhaupt keine Süßigkeiten, aber ablehnen ging nicht, ich war ja als Gast eingeladen.

Ich habe den ganzen Süsskram dann mit Tee runtergespült, die Türken sagen dazu “tsai” und der wird auch noch mit viel Zucker drin getrunken. Am nächsten Tag war mir total schlecht, von all dem süßen Kram, aber die Hochzeitsfeier von Ahmet war wirklich schön, ich mache mir ja nichts aus Bauchtanz, verstehe den einfach nicht, aber die türkische Band, die dazu spielte, war Spitzenklasse. Wir haben sogar zusammen gesungen und musiziert.

Mir fiel dann ein Songtext von den Bläck Föss aus Köln ein, der auf türkisch und deutsch ist, den konnten wir dann alle zusammen singen.

Die für mich schönste Strophe des Liedes geht so:

“Özgürlük ve baris Freiheit und Frieden
Tüm insanlarin für alle Menschen
Özlemi olacak Wird diese Sehnsucht
Yarinlarda morgen wahr werden?”

Quelle: http://www.golyr.de/blaeck-foeoess/songtext-morje-morje-yarinlarda-371559.html

Den Refrain auf türkisch“Yarinlarda, Yarinlarda. Eger biz burün birseyler yaparsak” werde ich nie vergessen, ich habe ja viele Jahre als Jugendsozialarbeiter auch mit türkischen Jugendlichen in den Städten Düsseldorf und Velbert gearbeitet.

Und dann wollten die Neonazis aus Köln gestern unserem Ahmet “an die Wäsche”. Nur durch Zufall waren Jessi und ich da, wir wollten bei Ahmet nur zweimal “Döner komplett” kaufen, weil wir mal keine Lust hatten zu kochen.

Aber als die Scheissneonazis unseren Ahmet angreifen wollten, in unserer Gegenwart, ging es ab! Ich wunder mich heute, dass ich außer Schmerzen in der linken Schulter keinen Schaden erlitten habe, dass verdanke ich aber vor allem Jessi und Ahmet.

Die Neonazis wollten den Ahmet und seinen Imbiss aufmischen, haben ihn beleidigt und bepöbelt und ihn tätlich angegriffen. Und da ist mir der Kragen geplatzt, dem einen von den Nazischweinen habe ich meinen knallheißen Döner in das Gesicht gedrückt, bis der fast keine Luft mehr bekam und ihm in absoluter Notwehr das Handgelenk verdreht bis es “Knack” machte, das ist wohl gebrochen, aber was sollte ich machen?

Normalerweise hätte ich gegen die Typen keine Chance gehabt, die hätten mich wegen ihrer körperlichen Überlegenheit Krankenhausreif geschlagen.

Aber meine geliebte Jessi kam mir zur Hilfe und der Ahmet. Der eine der Nazis wollte mir gerade einen Stuhl über den Kopf hauen, von hinten und hinten habe ich keine Augen, aber meine Jessi hat aufgepasst und ich bin absolut stolz auf sie, sie hat dem Typ voll in seine Eier getreten, um mich zu retten.

Meine Jessi ist mit 14 Jahren auf das Brutalste vergewaltigt worden, von drei Typen, die leider bis heute nicht gefasst wurden, es waren “DEUTSCHE” aus Bayern, da hat Jessi damals gelebt und seit dem reagiert sie blitzschnell und kann sich sehr effektiv zur Wehr setzen.

Ich kann sie darin sehr gut verstehen, wir sind jetzt über 3 Jahre als Paar zusammen und es hat lange gedauert, bis wir in zig Gesprächen ihre Vergewaltigung halbwegs auf gearbeitet hatten. Die drei Typen haben sie fast blind geschlagen, auf dem einen Auge kann Jessi nur mit einer Spezialkontaktlinse mit 22 Dioptren noch ein wenig was sehen, auf dem anderen Auge nur mit einer Linse mit 4,5 Dioptren.

Mir egal, ich liebe sie so, wie sie ist. Und ohne ihre Hilfe wäre ich heute im Krankenhaus, die beiden Nazis hätten mich zusammengeschlagen und ich hätte keine Chance gehabt. Der Ahmet hat den Typen dann mit irgendwelchen seiner Pizzableche auf die Rübe gehauen und so haben wir die Idioten zu dritt geschafft.

Den Spruch “Nazis raus” finde ich übrigens saublöde, wohin denn mit diesen Typen? Die kann man doch niemandem zumuten, mit denen müssen wir schon selber fertig werden. Wir können unseren Müll nicht wo anders entsorgen, aber wir können uns gegen Unrecht wehren, HIER in UNSEREM LAND und den Scheißnazis ihre Grenzen aufzeigen.

Da ist einfach nur praktische Zivilcourage angesagt, keine anonyme Internetschreibselei, sondern einfach praktisches Handeln.