2. Brandenburger Sozialgipfel

Geschrieben von Dietmar Hamann. Veröffentlicht in Gesundheit

Weber mit Minister Baaske

J. Weber im Gespräch mit Minister Günter Baaske

Potsdam. „Mit der Gesundheit spielt man nicht!“ war die Kernforderung an die Politik in der Eröffnungsrede von Andreas Kaczynski, Sprecher der lak Brandenburg und Vorstandsvorsitzender des Paritätischen Landesverbandes Brandenburg e.V.

„Menschen, die von Armut betroffen oder bedroht sind, sind wesentlich höheren, gesundheitlichen Risiken ausgesetzt als der Durchschnittsbürger. Bei geringem Einkommen und häufig chronischen, gesundheitlichen Einschränkungen drohen sie schnell Opfer einer Zwei-Klassen-Medizin zu werden, wenn sie es nicht längst sind. Betroffen sind Jung und Alt gleichermaßen“, so Kaczynski.

Rund 120 Teilnehmer_innen (unter den Teilnehmern, Jürgen Weber, Armutsnetzwerk e.V.) fanden sich am Dienstag, den 09. September 2014 zum „2. Brandenburger Sozialgipfel“ der Landesarmutskonferenz (lak) Brandenburg in Potsdam ein. Betroffene und Engagierte diskutierten mit Repräsentanten aus Politik und Verwaltung sowie der Sozialwissenschaft über die die gesundheitlichen Folgen von Armut und Ausgrenzung. Mit einer eindrucksvollen Abschlussaktion vor dem Brandenburger Landtag unterstrichen sie öffentlich ihre Forderungen nach Abbau von Armuts- und Gesundheitsrisiken.

Quelle: Der Paritätische Brandenburg

Sonderbedarfe im SGB II

Geschrieben von Robert Trettin. Veröffentlicht in Gesundheit

Der Hartz IV Regelsatz wird auf der Grundlage der Verbrauchsausgaben der untersten 20 Prozent der nach Nettoeinkommen geschichteten alleinstehenden Haushalte berechnet. Nicht berücksichtigt werden dabei Empfänger, die überwiegend von Leistungen der Sozialhilfe gelebt haben. Die Höhe des aktuellen Regelsatzes ergibt sich aus der Regelbedarfsstufen-Fortschreibungsverordnung 2014.

Nach §§ 3, 24 sind alle gewöhnlichen, laufenden Bedarfe aus dem Regelbedarf zu decken. Die Aufstockung des Regelbedarfs um Anteile, für die nach dem früheren BSHG Einmalleistungen gewährt wurden, und die Gewährung eines Vermögenfreibetrages gem. § 12 Abs. 2 Nr. 4 SGB II von 750,- Euro pro Mitglied der Bedarfsgemeinschaft für Anschaffungen sollen es dem Leistungsberechtigten ermöglichen, Geld für die Finanzierung der nicht laufend auftretenden Bedarfe zurückzulegen. Soll heißen, aus dem schon zu gering bemessenen Regelbedarf soll für notwendige Anschaffungen angespart werden. Nachfolgend die aktuelle Zusammensetzung des Regelbedarfs.

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Für eine gerechte Finanzierung der gesetzlichen Krankenversicherung

Geschrieben von Prof. Trabert. Veröffentlicht in Gesundheit

Zurzeit steht die gesetzliche Krankenversicherung (GKV) finanziell stabil da. Der Gesundheitsfonds ist gut gefüllt, viele  Krankenkassen haben Rücklagen aufbauen können. Es zeichnet sich jedoch schon heute ab, dass diese positive Lage nicht von Dauer sein wird und sich die strukturellen Defizite in den kommenden Jahren ausweiten. Finanzierungsprobleme in der GKV dürfen nicht allein auf die Versicherten übertragen werden.

  • Wir erwarten von der neuen Bundesregierung, dass die einkommensunabhängigen Zusatzbeiträge abgeschafft werden.

Wenn künftig eine Beitragserhöhung erforderlich sein sollte, müssen Arbeitgeber sowie die Versicherten
zu gleichen Teilen beteiligt werden.

  • Wir erwarten von der neuen Bundesregierung, dass der Sonderbeitrag für Versicherte sowie das Einfrieren der Arbeitgeberbeiträge zurückgenommen werden. Die Schieflage in der Lastenverteilung ist nicht vertretbar.

Arbeitgeber zahlen einen Krankenversicherungsbeitrag von nur 7,3 Prozent, die Versicherten dagegen – durch den zusätzlichen Arbeitnehmer-Sonderbeitrag – 8,2 Prozent. Die Versicherten tragen darüber hinaus hohe finanzielle Belastungen durch Zu- und Aufzahlungen sowie direkte Käufe.

  • Wir erwarten, dass die GKV-Beiträge von Arbeitgebern und Versicherten in der nächsten Legislaturperiode angeglichen werden und die paritätische Beitragsfinanzierung wiederhergestellt wird.

In der Haushaltsplanung des Bundes ist eine Reduzierung der Steuerzuschüsse geplant. Der Bundeszuschuss zur GKV darf jedoch nicht gekürzt werden, weil dies zu Mehrbelastungen für die Beitragszahlerinnen und Beitragszahler führt.

  • Wir erwarten, dass der steuerfinanzierte Bundeszuschuss zur GKV auf hohem Niveau stabilisiert und verlässlich fortgeführt wird.

Ein gemeinsamer Aufruf an die Parteien CDU, CSU und SPD von:
Arbeiterwohlfahrt (AWO)
Bundesverband der Migrantinnen in Deutschland e.V.
Deutscher Bundesjugendring (DBJR)
Deutscher Frauenrat
Deutscher Gewerkschaftsbund (DGB) und Mitgliedsgewerkschaften
gesundheit aktiv - anthroposophische Heilkunst e. V.
Katholische Arbeitnehmerbewegung Deutschlands e. V. (KAB)
NaturFreunde Deutschlands
Selbstbestimmt Leben in Deutschland
Sozialverband Deutschland SoVD
Sozialverband VdK Deutschland
Verein Armut und Gesundheit in Deutschland
Verein demokratischer Ärztinnen und Ärzte
Volkssolidarität

„Ärzte der Schattenwirtschaft“

Geschrieben von Michael Lange. Veröffentlicht in Gesundheit

Trotz allgemeiner Versicherungspflicht leben Hunderttausende ohne gültigen Krankenschutz. Sie sind auf Mediziner angewiesen, die gratis behandeln. Nun begehren die Ehrenamtlichen auf – und fordern einen Rettungsschirm für Mittellose.

Persönliche Anmerkung:

Aber auch wer z. B. durch Hartz IV einen Krankenschutz hat, ist nicht vor medizinischen Notlagen geschützt. So muss ich selbst seit 2008 in regelmäßigen Abständen von Hamburg nach Erlangen / Nürnberg in die dortige Universitätsklinik fahren, weil bei einer bestehenden Augenerkrankung für Augentropfen (Cyclosporin) ein Kassenrezept ausgestellt werden muss. Dieses Rezept könnte jeder Augenarzt in Hamburg ausstellen. Alle bisher angesprochenen und angeschriebenen Augenärzte verweigern jedoch grundsätzlich dieses Rezept. Aber nicht aus medizinischen Gründen, sondern einfach deshalb weil damit ihr Budget um ca. 35 Euro pro Monat belastet wird. Die Fahrtkosten nach Erlangen sind deutlich teuer. Nur die Fahrtkosten nach Erlangen muss ich natürlich vom Hartz IV – Regelsatz selbst bezahlen. Dagegen wurde vor dem Sozialgericht und dem Landessozialgericht in Hamburg gegen die Techniker Krankenkasse, team-arbeit-hamburg und dem Grundsicherungsamt geklagt. Beide Male wurden die Klagen eiskalt von den Richtern abgewiesen. Eine Revision wurde vom Landessozialgericht nicht zugelassen.

Grund: Der Gesetzgeber hat für solche Fälle keine Härtefallregelung erlassen.

Ausgerechnet die Schweizer Sterbehilfeorganisation Dignitas, hier Dr. Uwe, Christian Arnold aus Berlin stehen mir seit Jahren nicht nur diesbezüglich zur Seite.

Bekannt geworden ist Dr. Uwe, Christian Arnold u. a. durch den Filmbeitrag der ARD: „ Sie bringen den Tod – Sterbehelfer in Deutschland“:

hier der Filmbeitrag

PDF: Ärzte der Schattenwirtschaft

Vergessene Studie: Armut löst Depressionen und Schizophrenie aus

Geschrieben von Detlef Müller. Veröffentlicht in Gesundheit

Langzeitstudie: Armut ist in 4 von 7 Fällen für Depressionen oder Schizophrenie verantwortlich. US-Gesundheitswissenschaftler untersuchte jahrelang Auswirkungen sozialer Benachteiligung.

Minden (sd). Nachrichten von gestern sind oft auch "Schnee von gestern", veraltet, nicht mehr interessant. Mitunter lohnt es sich aber, vergessene Nachrichten wieder an die Oberfläche zu holen. Wie im Falle einer Langzeitstudie aus Massachussets. 

Über diese war im März 2005 im "American Journal of Orthopsychiatry" nachzulesen. In der mehr als sechsjährigen Untersuchung wurde die alte Vermutung bestätigt, dass Einkommensarmut ein Erkranken an Depressionen und Schizophrenie wesentlich begünstigt.

US-Studie bestätigt alten Risikoverdacht

Armut wird nach einer Langzeitstudie bei vier Siebtel aller Depressions- und Schizophrenieerkrankungen verantwortlich gemacht. Das berichtete der US-Amerikaner Christopher Hudson 2005 in der Märzausgabe der Psychiatrie-Zeitschrift. Hudson ist Professor an der Salem State University in Massachussets und Fachmann für das Gesundheitswesen (Psyche). 

Schon in den dreißiger Jahren des vergangenen 20. Jahrhunderts wurde Armut als Risikofaktor für psychische Krankheiten vermutet. Diesen Verdacht konnte Hudson seinen wissenschaftlichen Kollegen mit Daten von 34.000 Patient/innen bestätigen. Die wurden in einer bundesstaatsweiten Untersuchung in den Jahren 1994 bis 2000 in Massachussets zusammengetragen. 
Untersucht wurde der sozioökonomische Status (arbeitslos / arm / wohnungslos) von Patienten mit zwei oder mehr psychiatrischen Klinikaufenthalten. "Je ärmer die sozioökonomische Lebenslage eines Menschen ist desto grösser ist sein Risiko für eine mentale Erkrankung oder psychiatrische Klinikbehandlung." fasst Christopher G. Hudson das Ergebnis zusammen.

Einkommensarmut ist psyche-schädlich - aber auch Überfluss

Der Verlust von Arbeit und Einkommen ist laut Hudson der entscheidende Punkt für das seelische Erkranken.
Bemerkenswert auch: Nicht nur die Menschen an der unteren Einkommensgrenze, sondern auch die besonders Reichen sind von der erhöhten Häufigkeit betroffen.


Quellenangaben

paradisi.de (2/2006) - Armut löst Depressionen und Schizophrenie aus

American Psychological Association (3/2005) - 
Low Socioeconomic Status Is a Risk Factor for Mental Illness, According to ...

Schizophrenia Daily (3/2005) - The Role of Poverty in Mental Illness

Boston Globe (3/2005) - Mental illness and poverty: Does one cause the other?

Abschaffung der Praxisgebühr

Veröffentlicht in Gesundheit

Praxisgebühr jetzt abschaffen!

Campact - wie Ihnen/Euch allen nach unserem EvO Kongress bekannt - ist aktiv mit einer Aktion: https://www.campact.de/Praxisgebuehr-Aktion

"Während die Krankenkassen auf Rekordüberschüssen sitzen, hält die Praxisgebühr Kranke mit wenig Geld von Arztbesuchen ab. Jetzt blockiert nur noch die Union die längst überfällige Abschaffung. Beim Koalitionsausschuss am 4. November wird entschieden."

Ich habe einen Appell für die Abschaffung der Praxisgebühr online unterschrieben. Unterzeichne/n Sie/Du den Campact-Appell:

https://www.campact.de/Praxisgebuehr-Aktion

Rolf Keicher

Evangelische Obdachlosenhilfe in Deutschland e.V. (EvO)
Fachverband der Diakonie Deutschland - Evangelischer Bundesverband
Dienststelle Berlin
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