124 Millionen EU - Bürger leben schon in Armut und sozialer Ausgrenzung

Geschrieben von Dietmar Hamann. Veröffentlicht in Europäische Union

Mehr als 124 Millionen Menschen in der Europäischen Union, oder fast ein Viertel der gesamten Bevölkerung, leben in Armut oder sozialer Ausgrenzung, hat ein Bericht des statistischen Amtes der EU enthüllt. Das Experiment EU dürfte damit gescheitert sein.

124,5 Mio. Menschen oder 24,8 Prozent der Bevölkerung in der EU von Armut und sozialer Ausgrenzung bedroht. Ein Jahr zuvor waren es 24, 3 und im Jahr 2008 23,7 Prozent, so Eurostat. Prognosen deuten darauf hin, dass die Zahlen in den nächsten Jahren noch dramatisch weiter steigen werden.

Gezählt wurden Menschen die in eine von drei Kategorien passten. Risiko der Verarmung, erhebliche materielle Entbehrung oder leben in Haushalten mit sehr niedriger Erwerbstätigkeit.

Nach Nationen wird die Liste angeführt von Bulgarien (49 Prozent), Rumänien (42 Prozent) und Lettland (37 Prozent) ganz oben auf der Liste, gefolgt von Griechenland, Litauen und Ungarn. Die Niederlande, die Tschechische Republik (beide 15 Prozent), Finnland (17 Prozent), Schweden und Luxemburg (beide 18 Prozent), haben den niedrigsten Prozentsatz an Armutsbürgern.

Quelle: www.schweizmagazin.ch

Electing Champions for a Social Europe

Geschrieben von Dietmar Hamann. Veröffentlicht in Europäische Union

„Electing Champions for a Social Europe“ ist eine pan-europäische Kampagne, die vom European Anti-Poverty Network (EAPN) und seinen Mitgliedern (29 nationale Netzwerke – darunter die Nationale Armutskonferenz – und 18 europäische Organisationen) durchgeführt wird. Sie  repräsentieren hunderte von zivilgesellschaftlichen Organisationen, die vor Ort mit tausenden europäischen Bürger_innen und Partnern zusammenarbeiten und ein soziales Europa unterstützen.

Jede Stimme zählt

Seit der europäischen Finanz- und Wirtschaftskrise ist das Vertrauen der Bürger_innen in die Europäische Union (EU) auf einen neuen Tiefststand von 33% gesunken. Bei der Europawahl könnten daher die EU und damit die Demokratie zu den großen Verlierern werden, wenn europa- und demokratiefeindliche Parteien in das Europäische Parlament gewählt werden. Die Gefahr ist bei einer geringen Wahlbeteiligung besonders groß. Daher ruft die Nationale Armutskonferenz alle Wähler_innen auf, von ihrem Recht Gebrauch zu machen und am 25. Mai zur Europawahl zu gehen.

Drei Forderungen für ein soziales Europa mit mehr Partizipation

Ein Sozialpakt für ein soziales Europa

Eine effektive EU-Strategie zur Bekämpfung von Armut, sozialer Ausgrenzung, Ungleichheiten und Diskriminierung

Verstärkte Demokratie und Partizipation der Zivilgesellschaft

Ein Sozialpakt für ein soziales Europa

  • Festlegung von ambitionierten sozialen Zielen für die Europäische Union und Sicherstellung, dass diese durch die Finanz- und Wirtschaftspolitik unterstützt werden
  • Erhalt der Sozialschutzsysteme unabhängig vom demographischen Wandel
  • Ergänzung der einseitig auf Budgetsanierung fokussierten europäischen Finanzpolitik um Wachstumsimpulse, soziale Folgenabschätzung und europäische Solidarität
  • Reduzierung von Ungleichheiten und Armut durch mehr Steuergerechtigkeit und die Schließung von Steueroasen
  • Unterstützung von universellem, qualitativ hochwertigem Sozialschutz als Investment und Stabilisator für inklusives Wachstum
  • Zusicherung, dass die nächste Revision der Europäischen Verträge EU-Richtlinien ermöglicht, die eine größere Kooperation für den Erhalt und den Ausbau von hohen sozialen Standards gestattet
  • Sicherstellung, dass das Transatlantische Freihandelsabkommen (Transatlantic Trade and Investment Partnership, TTIP) nicht zu einer Absenkung von sozialen Standards in der Europäischen Union führt

Eine effektive EU-Strategie zur Bekämpfung von Armut, sozialer Ausgrenzung, Ungleichheit und Diskriminierung

  • Die die durch die Wirtschafts- und Finanzkrise kontinuierlich steigende Anzahl der von Armut betroffenen Bürger_innen nachhaltig absenkt, um das gesetzte Ziel (Reduzierung der von Armut und sozialer Ausgrenzung betroffenen Personen um 20 Millionen) zu erreichen.
  • Basierend auf dem Zugang für alle zu Rechten, Produkten und Dienstleistungen sowie Unterkunft, Bildung, adäquatem Sozialschutz und Mindesteinkommen als Teil eines effektiven sozialen Basisschutzes.
  • Dies erfordert ambitionierte Ziele zur Armutsreduzierung und multidimensionale, integrierte nationale Strategien und Programme, um diese zu erreichen, flankiert durch weitere Strategien zu Themen, wie Kinderarmut, Altersarmut, Wohnungslosigkeit etc.
  • Die die Schaffung von Arbeitsplätzen beachtet und die positive Rolle der Sozialwirtschaft anerkennt.
  • Die den Zugang zu qualitativ hochwertigen Arbeitsplätzen für alle arbeitsfähigen Personen unterstützt und die Partizipation und Lebensstandard für diejenigen garantiert, die keinen Zugang zum Arbeitsmarkt haben.
  • Die den Genderaspekt von Armut und sozialer Ausgrenzung beachtet und garantiert, dass Antidiskriminierung in allen Politikbereichen der Armutsbekämpfung berücksichtigt wird.
  • Die in den Mitgliedstaaten die Umsetzung des Mindestanteils in Höhe von 20% im Europäischen Sozialfonds (ESF) für Armutsreduzierung durch adäquate Partnerschaften bei der Konzeption und Implementierung überwacht.
  • Die auf klaren europäischen und nationalen Budgets basiert, um ihre Umsetzung sowie die Unterstützung von lokalen Initiativen und Betroffenenorganisationen zu gewährleisten.

Verstärkte Demokratie und Partizipation der Zivilgesellschaft

  • Das Europäische Parlament als gleichberechtigter Partner bei europäischen Entscheidungen, inklusive Sozialbereich.
  • Zusicherung von Transparenz und Verlässlichkeit in EU-Entscheidungsfindungen mit Prozessen, die Abgeordnete und Kommissionsvertreter_innen für ihre Entscheidungen verantwortlich machen, inklusive der Respektierung von Verpflichtungen in internationalen Menschenrechtsvereinbarungen.
  • Partizipation und Befähigung im Zentrum der Entwicklung, Implementierung und Evaluation von Politik, inklusive Anerkennung und Unterstützung für die Partizipation der Zivilgesellschaft, insbesondere von sozialen NGOs und von Armut und sozialer Ausgrenzung Betroffenen, in einem sinnvollen Dialog auf europäischer und nationaler Ebene.
  • Eine jährliche Anhörung im Europäischen Parlament mit von Armut und sozialer Ausgrenzung betroffenen Menschen basierend auf ähnlichen Prozessen auf nationaler Ebene.

Die vereinbarte Strategie Europa 2020 mit ihrem Ziel des integrierten Wachstums, dem Ziel zur Armutsreduzierung, sozialen Leitlinien und Partnerschaftsansätzen bietet eine Grundlage für die Erreichung von vielen der erwähnten Forderungen. Wir rufen die Kandidat_innen dazu auf, sich dafür einzusetzen, dass diese ausbalancierte Strategie die verengte ökonomische Politik als Motor für EU-Kooperation ersetzt, und dass die Förderung aus den EU-Strukturfonds diese Prioritäten widerspiegelt.

TAFTA - die große Unterwerfung

Geschrieben von Lori Wallach. Veröffentlicht in Europäische Union

Aufgeregte Politiker von Berlin bis Brüssel sehen durch den NSA-Skandal das Transatlantische Freihandelsabkommen in Gefahr. Über das, was in dem angestrebten Vertrag stehen soll, reden sie nicht so gern. Ein Blick auf die ersten Blaupausen lässt ahnen, was Europas Bürger nicht zu früh erfahren sollen.

Bereits vor fünfzehn Jahren versuchten Großunternehmen bei den Verhandlungen über das Multilaterale Investitionsabkommen (MAI) ihre Macht heimlich still und leise in unvorstellbarem Maße auszuweiten. Damals scheiterte das Projekt am hartnäckigen Widerstand der Öffentlichkeit und der Parlamente. Damit wurde unter anderem verhindert, dass sich einzelne Konzerne denselben Rechtsstatus wie Nationalstaaten verschaffen konnten. Das hätte etwa bedeutet, dass Unternehmen eine Regierung verklagen können, "entgangene Gewinne" aus Steuergeldern auszugleichen.

Jetzt aber kommen diese Pläne erneut auf den Tisch, und zwar in deutlich verschärfter Fassung. Der offizielle Name des neuen Projekts lautet "Transatlantic Trade and Investment Partnership", abgekürzt TTIP. Dieses transatlantische Handels- und Investitionsabkommen soll, ähnlich wie früher das MAI, die Privilegien von Konzernen und Investoren absichern und sogar noch ausweiten. So wollen die EU und die USA ihre jeweiligen Standards in "nicht handelspolitischen" Bereichen vereinheitlichen. Diese angestrebte "Harmonisierung" orientiert sich erwartungsgemäß an den Interessen der Konzerne und Investoren. Werden deren Standards nicht erfüllt, können zeitlich unbegrenzte Handelssanktionen verhängt werden. Oder es werden gigantische Entschädigungen für die Unternehmen fällig.

Die Quasi-Entmachtung der Verfassungsrichter

Veröffentlicht in Europäische Union

Ungarns Parlament hat für eine Verfassungsreform gestimmt und damit de facto die Verfassungsrichter entmachtet. Sie dürfen sich nicht mehr auf frühere Urteile beziehen. Mit weitreichenden Folgen: Obdachlose können fürs Übernachten im Freien bestraft werden, Studenten müssen nach ihrem Studium im Land bleiben.

Von Stephan Ozsváth, ARD-Hörfunkstudio Wien

Das ungarische Parlament hat mit der Zweidrittelmehrheit der nationalkonservativen Regierung die Verfassung verändert. Es ist die vierte Verfassungsreform, und sie hat weitreichende Folgen.

"Diese liberale Welt, die auf Dogmen beruht, ist am Ende. Sie bricht überall zusammen", sagte Parlamentspräsident Lászó Kövér von der Regierungspartei Fidesz zur geistigen Grundhaltung der Regierung von Viktor Orbán. "Dieser Nachkriegs-Mythos, den sie bis zur Absurdität aufgebaut haben, fällt zusammen." Ungarn sei deshalb ein symbolischer Ort.  Denn hier habe die Zweidrittelmehrheit im Parlament eine ernsthafte Veränderung herbeiführen können. In jedem Bereich des Lebens.

De facto entmachtet die Regierung Orbán nun die Verfassungsrichter. Sie dürfen sich in ihrer Spruchpraxis nicht mehr auf frühere Urteile beziehen. So hatten die Verfassungsrichter Ende des Jahres die Kriminalisierung von Obdachlosen gekippt. Sie dürfen künftig bestraft werden, wenn sie im Freien nächtigen. Wahlwerbung in privaten Medien kann die Regierung unterbinden, ein Frontalangriff gegen die Opposition. Studenten müssen künftig in Ungarn arbeiten, nach Abschluss ihres Studiums, sonst gibt es kein Stipendium.

Protest auch im Ausland

Am Nachmittag demonstrierten Schüler und Studenten mit einer Sitzblockade vor dem Parlament in Budapest. "Jetzt dürfen wir nicht mehr auf Schulbänken sitzen, jetzt müssen wir demonstrieren", sagt eine von ihnen, Sarolta Kremmer.

Die meisten Neuregelungen waren von den Verfassungsrichtern zuvor gekippt worden. Jetzt wurden sie von der Regierung Orbán per Zweidrittelmehrheit mit Verfassungsrang versehen, das Verfassungsgericht muss zusehen.

Die Sozialisten blieben der Abstimmung fern. "Wir glauben, dass der Ministerpräsident mit der heutigen Entscheidung auch den letzten Anschein von Rechtsstaatlichkeit beseitigt", sagt Sozialisten-Chef Attila Mesterházy. "Diese Art von Macht ist nicht normale Machtausübung, sondern ein Zuviel an Macht. Wir können das getrost Parlamentsdiktatur nennen." Eine neue Willkürherrschaft sei in Ungarn entstanden, so Mesterházy. "Die unterscheidet sich nicht von früheren. Denn ein Mensch bestimmt despotisch die Gesetzgebung im Parlament, und er bestimmt die Politik – ohne jede Kontrolle."

Gegen die Verfassungsänderung regt sich Protest in Ungarn, aber auch im Ausland. Am Wochenende waren Tausende in Budapest zum Protestieren auf die Straße gegangen. Bundesaußenminister Westerwelle forderte die Einhaltung europäischer Grundwerte. "Wir sind in Europa eine Wertegemeinschaft", sagte er vor einem Treffen der EU-Außenminister. Das müsse sich auch nach innen in der Verfasstheit der Länder zeigen. Die Grünen appellierten an die Bundeskanzlerin, angesichts des Besuchs des ungarischen Staatspräsidenten Ader in Berlin nicht zu schweigen.

Quelle: tagesschau.de vom 12.3.2013

Österreichische Armutskonferenz vergibt "Journalismus-Preis von unten" / Jury bilden Armutsbetroffene

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Wien (OTS) - Bereits zum dritten Mal schreibt die Armutskonferenz einen Preis aus, der hintergründige und respektvolle Armutsberichterstattung prämiert.

Zugelassen sind Beiträge aus Print- und Onlinemedien sowie aus Radio und Fernsehen. Bewertet und ausgewählt werden die Beiträge von Menschen mit Armutserfahrungen.

Einreichungen sind bis 12. November 2012 möglich.

Hinter Statistiken und Zahlen stehen immer Menschen, die nur selten jenen Klischees entsprechen, deren sich der öffentliche Diskurs allzu gerne bedient: Die Armutskonferenz möchte einen Journalismus fördern, der den vielen Facetten von Armut gerecht wird, Betroffene respektvoll behandelt, ihre Stimmen hörbar und ihre Realitäten sichtbar macht und Hintergründe ausleuchtet. Der dritte Journalismus-Preis "von unten" soll dies unterstreichen.

Eingereicht werden können veröffentlichte Beiträge jeder Länge, in den Kategorien Printmedium, Onlinemedium, Radio und Fernsehen, die im Zeitraum November 2011 bis November 2012 erschienen bzw. gesendet worden sind. Alle bis zum 12. November eingelangten Beiträge werden von einer Jury bestehend aus Armutsbetroffenen sowie VertreterInnen der Armutskonferenz bewertet.

Am 17. Dezember werden die jeweils besten Beiträge jeder Kategorie im Rahmen einer Preisverleihung in Wien geehrt.

Einzureichen sind die Beiträge bei:

Die Armutskonferenz.
Herklotzgasse 21/3, 1150 Wien
e-mail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!
www.armutskonferenz.at

Rückfragehinweis:
Koordinations-Büro "Die Armutkskonferenz": Tel.: 01-4026944 (Kontaktperson: Robert Rybaczek)

Europäischer Marsch der Sanspapiers und der MigrantInnen

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Solidarisieren und mitmarschieren beim Europäischen Marsch der Sanspapiers und der MigrantInnen.

Vom 2. Juni bis zum 2. Juli 2012 werden Sanspapiers, MigrantInnen und überhaupt alle, die gegen die bestehende Migrationspolitik Europas kämpfen, europäische Länder durchqueren und buchstäblich Grenzen überschreiten. Der Zug führt über Belgien, Holland, Luxemburg, Frankreich, Deutschland, Schweiz und Italien. Es wurden bestimmte Orte, wie Schengen und Maastricht, ausgewählt, wo Institutionen sitzen, die die heutige repressive Migrationspolitik Europas mitgestalten.
Der Marsch startet am 2. Juni in der europäischen Hauptstadt Brüssel und endet am 2. Juli in Straßburg am beim Sitz des Europaparlaments bzw. europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte. Vor diesen Institutionen werden wir unsere Forderungen (globale Regularisierung aller Sanspapiers, Bleiberecht für alle, Bewegungsfreiheit für alle, Abschaffung der Residenzpflicht, Abschaffung der Isolationshaft und Abschiebestopp) bekräftigen. Einige Abgeordnete des Europaparlaments haben die Entgegennahme unserer Forderungen bereits zugesagt. Am 15. Juni überquehrt der Marsch die französisch-deutsche Grenze und macht in Mannheim Halt. Am 16. Juni findet vor der Asylbewerberunterkunft in der Pyramidenstraße/Industriestraße in Mannheim Neckarstadt-West ab 12 Uhr eine Kundgebung statt. Von dort aus wird es eine Demonstration bis zum Alten Messplatz geben, wo die Gruppe zur Veranstaltung der 19. Afrikatage Mannheim/Heidelberg stoßen wird. Gemeinsame Programmpunkte wie Diskussionsveranstaltungen mit lokalen Organisationen und Gruppen sind geplant. Am 18. Juni wird der Marsch Mannheim verlassen und voraussichtlich Richtung Heidelberg und später Freiburg weiterlaufen.
Die lokalen Gruppen verstehen sich dabei nicht nur als Station, die die Verpflegung und die Unterkunft des Zuges organisiert, sondern sie sind Teil der Bewegung, in die sie auch eigene Forderungen einbringen und mitmarschieren.
Das internationale Projekt verbindet alle Menschen im Kampf für Menschenrechte und Bewegungsfreiheit.

Internationale Koalition der Sans-Papiers und der MigrantInnen (IKSM)
Bündnis gegen Abschiebungen (BgA) Mannheim International
Legal Team Heidelberg/Mannheim

Kontakt:
Alain Charlemoine International
Legal Team Heidelberg/Mannheim
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www.legal-team.org
Telefon 0179.4746804