VII. Nationale Armutskonferenz, Düsseldorf 13./14.03 2012

Veröffentlicht in Allgemeines

"Eine schlechte Wohnung macht brave Leute verächtlich."

1. „Geschichte des Wohnens“ - -eine Zeitreise durch verschiedenste Epochen-

Welche Bedeutung beinhaltet der Begriff „Wohnen“? „ wonen“ kommt aus dem althochdeutschen und wird folgendermaßen definiert: „sein, bleiben wohnen“. Mit diesem wonen bezeichnet man eine Anzahl von Räumen die in einem Gebäude, (einem Haus) regelmäßig oder auch ungleichmäßig angeordnet sind. Diese Räume dienen zum Schutz und Aufenthalt von Menschen. Räume besitzen nicht zwingend Wände oder sind unterkellert. Doch jedes Gebäude, jedes Haus schließt mit einem Dach ab. So heißt es im Volksmund „Ein Dach über dem Kopf“. Das Straßenjournal „Straßenfeger“ hat eine Aktion in das Leben gerufen in dem die Leser des Straßenfegers gebeten werden für Menschen ohne Wohnung zu spenden, um Wohnungslosen ein dauerhaftes Dach über dem Kopf ermöglichen.

Prof. Ingeborg Flagge, die ehemalige Leiterin des Deutschen Architekturmuseums in Frankfurt, stellt – vergleichsweise trocken – zur Thematik fest: „Wohnen ist konservativ.“ Denn bei der Wahl ihrer „Höhle“ befriedigen die Menschen auch im 21. Jahrhundert Bedürfnisse aus der Steinzeit wie Rückzug, Abschottung und Schutz der Familie.

2. Der Frühmensch

Doch unternehmen wir nun eine Zeitreise mit der bereitstehenden Zeitmaschine die uns in unregelmäßigen Abständen in verschiedene Epochen befördert. Beginnen wir mit Ausgrabungen aus der Zeit des Homo erectus. Homo erectus war laut Richard Leakey „die erste hominine Art, die das Feuer benutzte; die erste, die das Jagen als ein wesentliches Element zur Sicherung ihrer Nahrungsversorgung einsetzte; die erste, die wie ein moderner Mensch laufen konnte. Homo erectus bedeutet somit „der aufgerichtete Mensch“ Der Frühmensch Homo erectus lebte von vor ca. 4,8 Millionen bis vor etwa 40 Tausend Jahren vor unserer Zeitrechnung. Um sich vor Wind und Kälte zu schützen, musste sich bereits der Homo erectus etwas einfallen lassen. An der französischen Cote d` Azur bei Nizza (die Terra amata) fand man die Spuren einer Hütte, die aus Ästen vor 400’000 Jahren errichtet wurde. Spätere Arten waren bereits Jäger und Sammler und nutzten das Feuer zum Kochen. Doch nicht immer hatten die Frühmenschen eine feste Behausung. Um sich zu ernähren zog der homo erctus den Tieren nach um durch das Jagen seinen Lebensunterhalt zu ermöglichen. Also kann man diese Menschen auch als Nomaden bezeichnen.

3. Nomaden

Nomaden: altgriechisch nomás, mit Herden herumziehend) werden Menschen und Gesellschaften bezeichnet, die aus kulturellen, ökonomischen oder weltanschaulichen Gründen eine nicht sesshafte Lebensweise führen. In übertragener Bedeutung, unter Abhebung auf das Umherziehen von Ort zu Ort, wird das Wort in jüngerer Zeit auch für sogenannte „Mietnomaden“ oder „Jobnomaden“ verwendet, letztere verstanden als Personen, die aus und in Verbindung wieder als Nomaden damit auch den Wohnort wechseln.

4. Wohnen in der Eiszeit

Um in den eisigen Graden überleben zu können, wurde der Ideenreichtum der Menschen und der, der Neandertaler gleichermaßen hart auf die Probe gestellt. In den Tundren der Eiszeit gab es wenig Holz und so mussten die Menschen zu anderen Rohstoffen greifen, um sich vor den eisigen Temperaturen zu schützen, nämlich den Rohstoff, der am meisten verfügbar war, Knochen und Elfenbein. Sie bauten Rundhütten aus Mammutknochen und Stoßzähnen. Als Rohstoff zum Heizen, verbrannten sie Tierknochen. Zur Abdeckung verwendeten sie Fell und Leder.

In der Nachfolge des homo erectus hat sich der Neandertaler entwickelt. So hat man bei Ausgrabungen in der Nähe von Düsseldorf Knochen- u. Schädelreste gefunden. Vor circa 200.000 Jahren hat sich der homo sapiens aus dem dort verbliebenen homo erectus der in Afrika lebte, entwickelt. In Afrika sind die ältesten Funde des homo sapiens entdeckt worden. Ihre Brauenwülste waren damals noch etwas wuchtiger, ihre Gesichter etwas größer und ihre Technologie immer noch sehr einfach. Zu der Zeit begann eine der längsten und kältesten Eiszeiten. Eisdecken überzogen die Erde, und in Afrika herrschte in den Wüsten eine große Dürre.

5. Klimawechsel

Die Klimawechsel waren extrem, und die Populationen gingen bis auf wenige zurück, so dass die Menschen heute zu 99,9% identisch sind. Die großen Menschenaffen haben im Vergleich 4-10 x so viel

Biodiversität

(die Variabilität unter lebenden Organismen jeglicher Herkunft, darunter Land-, Meeres- und sonstige aquatische Ökosysteme und die ökologischen Komplexe, zu denen sie gehören. Dies umfasst die Vielfalt innerhalb der Arten und zwischen den Arten und die Vielfalt der Ökosysteme) in ihrer DNA. Die geringe Vielfalt der menschlichen DNA könnte damals der Grund für das beinahe Aussterben der Menschen gewesen sein. Jeder heutige Mensch stammt von den wenigen ab, die es damals geschafft hatten.

6. Die Germanen

Wie lebten, wie wohnten sie? Tiere und Menschen lebten unter einem Dach. Die Kühe standen in Boxen mit dem Kopf zur Außenwand. Fenster gab es keine; der Wohnteil wurde manchmal durch eine Flechtwand vom Stall getrennt. In der Mitte dieses Wohnteils war die Feuerstelle. Der große Raum diente zugleich als Wohnraum, Schlafraum und Küche. Die Menschen ernährten sich von Milch, Butter, Käse und dem Fleisch der geschlachteten Tiere. Angebaut wurde bei den Germanen Gerste, Roggen und Hirse. Auch kannten sie schon den Gartenbau, der ihnen das Gemüse lieferte, und die Bienenzucht. Die freien Germanen lebten in Familienverbänden zusammen - den Sippen -. Es gab auch Unfreie (Sklaven), die von einem Familienverband abhängig waren. Sie bewirtschafteten als Pächter Höfe, mussten aber dem Herrn Abgaben leisten.

7. Das erste Millennium unserer Zeitrechnung

Unsere Zeitmaschine steht wieder bereit um uns in eine andere Zeitepoche zu befördern, nämlich in das Jahr 1000 nach Christi Geburt. Kaiser Otto herrschte in jener Zeit. Viele Christen des Abendlandes fürchteten sich vor dem neuen Millennium denn sie erwarteten das Erscheinen des Antichristen und damit die Apokalypse. Otto der dritte, König von Deutschland und Italien als auch Kaiser des römischen Reiches hat dagegen eine grandiose Vision. Er will den Glanz und die Macht des Imperium Romanum erneuern.

Im Mittelalter also von 500 bis1500 wird das Reich der Deutschen geformt. Adelsgeschlechter beherrschen das Land mit mehr als 20 000 Burgen die ihnen eine wehrhafte Wohnstatt und doch Machtsymbol zugleich sind.

Doch wie dürfte es im ländlichen Bereich ausgesehen haben? In einem weniger besiedelten Landstrich gab es mehrere kleine Höfe, die jeweils von einem Zaun begrenzt wurden, eine kleine Kirche, den Wohnturm der Dorfherren, ein Backhaus und natürlich eine große Scheune. Ein Hof besteht aus zwei bis drei Gebäuden und wird durch einen Weg mit den anderen Höfen verbunden. Ein Hof, der Hof des Dorfherrn, wird besonders durch Palisaden und Erdwälle hervorgehoben.

In seinem Gebiet befinden sich ebenfalls tiefer gelegte Häuser, zum Weben von Stoffen, da dort eine gute Luftfeuchtigkeit herrscht. Die Abgaben der Bewohner werden in der großen Scheune aufbewahrt. Die Wege sind unbefestigt und deshalb sehr witterungsbedürftig.

In den Häusern gibt es meist nur einen Raum. Die Konstruktion der Häuser besteht nur aus den Pfosten, kleinem Geäst (welches diese verbindet), und Lehm(zur Abdichtung) und Stroh.

8. Die industrielle Revolution

Last uns wiederum einen gewaltigen Sprung machen. Wir begeben uns in das 18.Jahrhundert. Ein kränklicher Tüftler aus Schottland, James Watt, veränderte die Welt durch die Erfindung der Dampfmaschine und macht die Menschen zu jenem Zeitpunkt (um 1782) unabhängig von den Kräften der Natur. Menschen strömten in die Zentren der Industrie. Durch immer kürzer werdende Taktzeiten wurden die Produkte und deren Fertigungszeiten auf ein Vielfaches reduziert.

Verarmte Landbewohner strömten in die Metropole der Industrialisierung nach Manchester. Früher, als anderswo entsteht dort eine neue Klasse, das Proletariat. Labyrinthe des Elends vermehrten sich rasant. Jeden Zentimeter nutzten Arbeiterfamilien als Wohnraum der auf das primitivste eingerichtet war. Sie hofften auf ein besseres Leben. Friedrich Engels, Fabrikantensohn aus den oberbergischen Engelskirchen besuchte 1842 die Quartiere der Fabrikarbeiter. Er war überzeugt dass die elenden Zustände zur sozialen Revolution führen.

9. Die Zeit Wilhelm der II und Bismarck

Im Jahr 1900 thronte Wilhelm II. über sein Reich, Deutschland. Die Nation schwankt zwischen Tradition und Moderne, Technikbegeisterung einerseits. Mobilität prägen das Kaiserreich doch auch Obrigkeitsglaube und Soldatentum. Die industrielle Revolution breitete sich rasant aus und erreichte so um 1900 auch Deutschland. So entstanden Brutstätten für Krankheit und Tod. In den wuchernden Arbeitervierteln der Großstädte verfügen Familien oft nur über ein einziges beheizbares Zimmer, in den meisten Wohnungen gibt es weder Klosetts noch Trinkwasserleitungen. Das Hamburger Gängeviertel, entstanden im 17.Jahrhundert, - immer enger bebaut, wurde 1893 abgerissen - nachdem eine Choleraepedemie mehr als 8600 Menschen dahingerafft hat. Der König jedoch plant die Aufrüstung und Bismarck setzt diese durch. Er hält nichts von Demokratie. Deutschlands Klassengesellschaft bleibt offen für Aufsteiger. Unter dem außerordentlichen Druck der Wohnungsnot und den elenden Verhältnissen in den hoffnungslos überbelegten "Mietskasernen" kam es schon ab den 1880er Jahren zu einer wahren Gründungswelle von Baugenossenschaften und gemeinnützigen Baugesellschaften – Berlin wurde zum Zentrum gemeinwirtschaftlicher Wohnungsfürsorge.

Die Bismarcksche Sozialgesetzgebung in den 1880-er Jahren, die die Arbeits- und Lebensverhältnisse der Arbeiter erstmalig absicherte, begünstigte das Aufkommen des sozialreformerischen Wohnungsbaues. 1920 - 1932: entstand die „Neue Heimat“, ein Kind der Arbeiterbewegung. Sozialistischer Kapitalismus? Durch die ganze Geschichte des Sozialismus zieht sich immer wieder eine Frage: Sollen Veränderungen auf dem Weg der Reform oder durch Revolution erreicht werden. Wenn es um die Wohnverhältnisse der Arbeiter ging, lautete die Antwort der Reformer: Genossenschaften gründen. Für die Revolutionäre war dies ein kleinbürgerlicher Irrweg, denn innerhalb des Kapitalismus könne es keine Lösung der Wohnungsfrage geben. Das Konzept eines "gemeinwirtschaftlichen" Wohnungsbaus wird erörtert und führt schließlich zur Gründung einer Reihe gewerkschaftlicher Wohnungsunternehmen. Nach der Wirtschaftskrise wird 1926 in Hamburg die Gemeinnützige Kleinwohnungsbaugesellschaft Groß-Hamburg gegründet. 1954 geht aus ihr die Neue Heimat hervor.

Anmerkung: Dort wo Menschen in verantwortlicher Funktion und Position stehen wird korrumpiert, wird spekuliert, in die eigene Tasche gewirtschaftet. So Albert Vietor, letzter Steuermann der gewerkschaftseigenen Neuen Heimat. Mit seiner Mannschaft führte Vietor die NH 1982 in den Ruin. Die Gewerkschaften waren nicht bereit für den verursachten Schaden aufzukommen.

10. Der erste Weltkrieg

Die Expansionspolitik des Kaisers führt Deutschland von 1914 -1918 in den Krieg. Den ersten Weltkrieg mit modernen Waffen.

„und ist viel volks gefallen!“ (2. Sam. 1, 4) so ein Vers aus dem Alten Testament.

Rund 8 Millionen Soldaten und etwa 6 Millionen Zivilisten mussten ihr Leben lassen. 20 Millionen Soldaten werden verwundet um mit zum Teil schwersten Schäden weiterleben, mit verlorenen Armen und Beinen, mit entstellten Gesichtern. Nach diesem menschenverachtetem Krieg wurde ein neues Deutschland erschaffen.

Befreit von den Zwängen der Kaiserzeit ergriffen sozialdemokratische und liberale Politiker die Chance ein demokratisches Land aufzubauen. Im Chaos der Revolution übernimmt der SPD-Vorsitzende Friedrich Ebert die Macht. Es entstand die Weimarer Republik. Doch der erste Präsident wird schon bald erbittert von rechts und links bekämpft. So wie die Weimarer Republik die er verkörpert. Dennoch verbesserten sich die Lebensumstände. Es gab mehr bezahlbaren Wohnraum doch nur für die Mittelschicht. Doch das Proletariat hauste nach wie vor in ihren „erbärmlichen“ Hütten. Die Weimarer Republik musste auf Grund der Reaktionäre scheitern.

11. Bauhaus und Kunst

Dennoch stechen Künstler wie Feininger, Kandinsky Schlemmer Muche und Klee hervor und unterrichteten unter der Leitung von Walter Gropius am Bauhaus. Klare konsequente Reduktion: Die Kunstschule Bauhaus setzte auf das Ende von Pomp und Schnörkeleien in Architektur und Design. Vordergründig experimentierten sie im Zusammenspiel von Form und Funktion. Doch einer, lässt sich von diesem Aufschwung nicht blenden, Heinrich Zille. Er geht in die Armenviertel und zeichnet mit geübten Pinselstrichen „dat Miljöh“ In den Städten änderten sich die Wohnverhältnisse für die Arbeiter und die Gewerbetreibenden nicht. Die Armut zieht sich wie ein roter Faden durch die Epochen in der Neuzeit. Tucholsky und Brecht beschreiben in Essays und literarischen Werken den Ist-Zustand satirisch triefend. Texte der Schriftsteller der 30-Jahre haben bis heute noch nicht ihre Aktualität verloren.   

12. Der II. Weltkrieg

Doch in den 1930-er Jahren tauchte ein Mann auf der sich als siebentes Mitglied in die national-sozialistische Arbeiterpartei einschreiben ließ. Dieser Mann. aus dem österreichischen Braunau, führte Deutschland in einen noch verheerenden Krieg, den zweiten Weltkrieg von 1939 bis1945 Er zerstörte das ganze Land. Mehr als 6 Mio. Juden wurden in KZ`s umgebracht. Nahezu 40 Mio. Menschen haben ihr Leben lassen müssen, davon rund die Hälfte Zivilisten. Nach unendlich vielem Leid in Europa kapitulierte Großadmiral Dönitz am 8.Mai 1945. Der Krieg war verloren. Deutschland ist am Ende.

Zerbombt sind Städte, Straßen und Brücken, Millionen auf der Flucht oder vertrieben, das Reich ist aufgeteilt unter den Siegern. Wegzuräumen sind 400 Millionen Tonnen Schutt und die Relikte des Naziregimes in den Köpfen. Aber der Krieg ist aus, die Angst vorbei, die Zukunft ist offen.

13. Die Stunde Null bis in das Heute

Auf den Straßen und Plätzen drängt sich das Treibgut der Nachkriegszeit. Zerlumpte Bürger mit Koffern und Säcken, aus der Gefangenschaft entlassene Soldaten, Obdachlose auf der Suche nach einer Bleibe – und Städter unterwegs auf dem Land, wo sie Kartoffeln, Brot und Speck zu hamstern hoffen. Und manchmal auch nur ein paar Weizenähren.

Nach der Stunde null also packten die Menschen an und zu. Es gelang ihnen wieder in den 50-er Jahren ein für sich normales Leben einzurichten. In den Besatzungszonen der Alliierten entwickelte sich das Wirtschaftswunder. Wohnungen wurden errichtet.

In der russischen Besatzungszone wurde ebenso Wohnraum dringend benötigt: Plattenbauten schossen wie Pilze aus der Erde, insbesondere in Ostberlin und den Großstädten in der DDR. Man richtete sich bescheiden ein, so wie es der Geldbeutel zuließ. Doch die Menschen hatten wieder ein Dach über dem Kopf.

Auf Grund des Wirtschaftswunders wurde der Wunsch nach was eigenem immer stärker. Der Boom des „Häuslebaus“ nahm sprungartig zu. Auch der Wohlstand nahm zu. In jeder Region

Dennoch gibt es in vorangegangen Jahrhunderten immer noch Menschen die ohne Wohnung sind, von Stadt zu Stadt, von Ort zu Ort ziehen. Im 19. Und 20. Jahrhundert können sie für einen begrenzten Zeitraum in einer Notunterkunft übernachten. Am Tage leben sie auf der Straße. Ein sehr schweres Leben. Ausgesetzt den unterschiedlichsten Witterungsverhältnissen.                                  Ausgesetzt auch den Vorurteilen der „sogenannten“ bürgerlichen Gesellschaft. Diskriminierung und Ausgrenzung ist an der Tagesordnung.

In den 80-er Jahren entstand das „Kölner Modell“ das Bauherrenmodell. Der Begriff Bauherrenmodell bedeutet das der Anleger in diesem Modell nicht als Erwerber der Immobilie auf auftritt, sondern als Bauherr. Meistens wird das Bauherrenmodell von Bauherrengemeinschaften genutzt. Als Bauherr kann der Anleger, im Gegensatz zum Erwerb einer Immobilie, einen Teil der Kosten (z. B. Fremdkapitalzinsen, Vermittlungs- und Bearbeitungsgebühren) als Werbungskosten geltend machen, die seine einkommenspflichtige Einkünfte aus Vermietung und Verpachtung verringern.

In den 1980/90er Jahren gab es einen Boom der Bauherrenmodelle. Für zahlreiche Bauherren endete die Beteiligung an einem Bauherrenmodell allerdings in einem finanziellen Fiasko da bedingt durch die enorm hohen sogenannten „weichen“ Kosten, für Konzeption Prospektierung, Vertrieb, Steuerberatung Treuhänder, Mietgarantie etc., der Kaufpreis sich im Mittel um mehr als 35 % − in extremen Einzelfällen bis zu 100 % − erhöhte, so dass nach Ausschöpfung der anfänglichen Steuervorteile und Ablauf der Mietgarantie erhebliche Belastungen für die Tilgung der Kredite verblieben. Das „Häusle“ war futsch, die Bauherren verarmt.                                                    

14. Die Gegenwart

In diesem, unserem Lande spreizt sich die Schere zwischen arm und reich rasant. Dieser Spagat resultiert aus der hohen Arbeitslosigkeit von denen mehr als 3 Mio. (ohne Dunkelziffer) betroffen sind. Menschen fallen in das sogenannte Hartz IV. 365 Euro Einkommen sind zu wenig zum Leben und zu viel um zu sterben. Die Wirtschaftskrise (seit 2008) tut ihr Übriges. Bei Hartz IV Empfängern werden die Mieten bis zu einer Höhe von ca. 360-400 Euro vom Amt übernommen. Übersteigt jedoch die Miete den Betrag so wird dem Betroffenen nahegelegt, ja er wird gezwungen, sich eine billigere Wohnung zu suchen. Dies bedeutet einen Einschnitt nicht nur in seine Lebensqualität.

Soziale Kontakte gehen verloren. Die Teilhabe am gesellschaftlichen und kulturellen Leben kann nicht mehr wahrgenommen werden.

Ein wesentlicher Faktor ist die Altersarmut. Menschen die ihr ganzes Leben gebuckelt haben können ihre Mieten nicht mehr bezahlen. Die Rente reicht nicht mehr aus um ihren Lebensstandart halten zu können. Gegeben falls müssen sich die Betroffenen eine nach ihren Geldmitteln ausgerichtete Wohnung suchen. Dies ist ein gewaltiger sozialer und gesellschaftlicher Einschnitt. Ein Sprichwort besagt: „Einen alten Baum verpflanzt man nicht.“

Andere wiederum, insbesondere lebensjüngere Menschen haben einen schweren Schicksalsschlag erlitten und werden damit nicht fertig. Sie geben sich auf.

Mietwucherer, auch Heuschrecken genannt, tun ihr übriges. Gewinnorientiert, im Rahmen von Sanierung der Wohnungen, steigen die Mieten für Menschen mit niedrigerem Einkommen in das Unermessliche.                                                                                                                               

15. Resümee

So plädiere ich, die Politik in die Verantwortung zu nehmen, Gesetze auf den Weg zu bringen um jedem Wohnungssuchenden eine angemessene Wohnung, aber auch z.B. ausreichende Heizkostenzuschüsse, ausreichende für die Nebenkosten und Geldmittel für die Wohnungseinrichtung (wenn Mensch aus der Wohnungslosigkeit kommt) zu gewähren. Kosten für bezahlbaren Wohnraum, Kosten für andere Sozialbereiche müssen bei unnötigen Ausgaben, die unsere Volksvertreter verursachen, untersucht und eigespart werden. Das Einsparungspotential ist in den Bereichen Wohnungsbau, Soziales als auch Mobilität und Infrastruktur umzulegen. Die unter der Armutsgrenze lebenden Menschen sollten mit einbezogen werden (denn sie wissen wovon sie sprechen) um mit der Politik gemeinsame Lösungen zu finden damit diese endlich umgesetzt werden.

Hiermit beende ich meine Ausführungen mit einem weiteren Zitat von Goethe:

„Der Irrtum wiederholt sich immerfort in der Tat, deswegen muss man das Wahre unermüdlich in Worten wiederholen