Zum Suizidpräventionstag der WHO am 10. September: Niedrigschwellige Angebote und Abschaffung der Praxisgebühr

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„Die Häufigkeit, mit der Depressionen und Suizidalität auftreten, korreliert oft mit dem sozioökonomischen Status der Betroffenen“, sagt der stellvertretende Sprecher der Nationalen Armutskonferenz (nak) Professor Gerhard Trabert. Deshalb fordert er anlässlich des Suizidpräventionstags, den die Weltgesundheitsorganisation (WHO) alljährlich zum 10.September ausruft, niedrigschwellige Beratungsstellen unter anderem auch im Job-Center. „Damit bedürftige Menschen, die an Depressionen und anderen psychischen Problemen leiden, unbürokratisch Hilfe bekommen“, erklärt der Mediziner.

Burn-Out, Angststörung, Suizidalität: Laut Trabert ist es wichtig, dass diese Themen bereits in der Schule, im Unterricht, aufgegriffen werden und im Hinblick auf das Erkennen und Betreuen von betroffenen Schülern, die Schulsozialarbeit entsprechend gestärkt wird. Trabert: „Damit insbesondere bedürftige Betroffene rechtzeitig einen Arzt konsultieren, müssen Hemmschwellen wie Praxisgebühr und Zuzahlungen abgeschafft werden.“ Schließlich hätten US-amerikanische Studien gezeigt, dass gerade psychisch kranke Menschen seltener zum Arzt gehen und ihre Medikamente nicht mehr regelmäßig einnehmen, wenn sie finanzielle Eigenleistungen erbringen müssen.

Suizidversuche sowie vollzogene Selbsttötungen sind bei arbeitslosen Menschen generell erhöht: So sind die Suizidversuche Arbeitsloser bis zu 20 Mal häufiger als bei vergleichbaren Gruppen von Erwerbstätigen. Oft markiert dies einen langen  Leidensweg: Laut der Kinderstudie des Robert-Koch-Instituts (KIGGS-Studie 2006) zeigen 22 Prozent der Kinder und Jugendlichen psychische Auffälligkeiten; 14 Prozent von ihnen sind manifest an Angststörungen, Depressionen und anderen Leiden erkrankt. Während 31,3 Prozent der Kinder und Jugendlichen in der unteren Sozialschicht psychisch auffällig sind, trifft Selbiges auf „nur“ 16,4 Prozent in der oberen Schicht und 21 Prozent in der Mittelschicht zu (Lesen Sie weitere Daten im Anhang).

Material Prof. Trabert