Wohnungslose endlich in amtliche Statistik aufnehmen

Veröffentlicht in Obdachlos

Aufforderung an die Bundesregierung

An holländischen Stränden sind über einen unbestimmten Zeitraum mehr linke (68) als rechte (39) Schuhe angespült worden. Erhebungen wie diese zeigen, dass es fast kein Phänomen gibt, das statistisch nicht erfasst wird. Deshalb befremdet die Tatsache, dass in Deutschland keine amtlichen Zahlen über wohnungslose Menschen existieren, umso mehr: Auf nak-Anfrage bestätigt das Statistische Bundesamt: „Daten zu Obdachlosen sind nicht Bestandteil des Erfassungsprogramms der amtlichen Statistik.“

Für Thomas Beyer, Sprecher der Nationalen Armutskonferenz (nak), ist das ein Malus, der schleunigst beseitigt werden muss: „Wir erfassen doch sonst alles. Da ist es nicht hinnehmbar, dass es zu einem so wichtigen gesellschaftlichen Thema wie Wohnungslosigkeit keine belastbaren Zahlen gibt.“ Letztere seien als Grundlage unabdingbar, um dem Problem sowohl mit unbürokratischer Hilfe für die Betroffenen als auch mit Prävention entgegenzuwirken. Beyer fordert die Bundesregierung auf,  die Zahl der von Wohnungslosigkeit betroffenen Menschen künftig kontinuierlich in der amtlichen Statistik zu aktualisieren.

Nach Schätzungen der Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe, Mitglied der Nationalen Armutskonferenz (nak), waren im Jahr 2010 bundesweit zirka 250.000 bis 255.000 Menschen ohne eigene Wohnung. Von ihnen lebten zirka 20.000 auf der Straße, darunter etwa 2000 Frauen. Hinzu kommen rund 6000 Straßenkinder bundesweit. Offenbar sind überwiegend  Männer von Wohnungslosigkeit betroffen: Für das Jahr 2010 schätzt die BAGW den Anteil der Männer unter den Wohnungslosen auf 64 Prozent. Frauen seien zu 25 Prozent, Kinder zu 11 Prozent betroffen. Zudem sind weitere zirka 120.000 Menschen vom Verlust ihrer Wohnung durch Mietschulden, Räumungsklagen etc. bedroht. Die BAG Wohnungslosenhilfe e.V. fordert seit langem die Einführung einer bundesweiten Wohnungsnotfallstatistik.