Armutsnetzwerk wird Verein

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Sulingen - „Gründer-Versammlung“ stand als Überschrift über dem dreitägigen Treffen der Initiatoren des deutschen Armutsnetzwerkes – Vertreter von elf darin mitwirkenden Organisationen, Vereinen und Initiativen aus mehreren Bundesländern reisten nach Sulingen.

An der Gründung des Armutsnetzwerkes vor einem Jahr maßgeblich beteiligt war der Sulinger Dietmar Hamann, der bereits seit Jahren das Internetportal http://www.armutsnetzwerk.de betreut: „Im Gegensatz zur nationalen Armutskonferenz, die eine Dachorganisation der großen Wohlfahrtsverbände ist, haben wir ein basisorientiertes Netzwerk gegründet – für alle Menschen, die von Armut betroffen sind: Obdachlose, Migranten, Hartz-IV-Empfänger, arbeitslose Jugendliche“, zählt Hamann auf. „Wichtig ist uns, zu zeigen, dass es bei von Armut Betroffenen nicht um ‚irgendwelche dummen Leute‘ geht, die alle nicht in der Lage sind, eigene Initiative zu entwickeln – so wie im Klischee vom faulen Arbeitslosen, das Boulevard-Zeitungen und -Sendungen gern vermitteln.“ Es gehe um einen ständigen Informationsfluss zwischen Betroffenen, der Öffentlichkeit und den politischen Entscheidungsträgern, „denen wir zeigen wollen, wie es an der Basis aussieht. Wir wollen Politik zwingen, uns an der Entscheidungsfindung teilhaben zu lassen.“ Auch wolle man Initiativen von Betroffenen publik machen „und so andere motivieren, selbst etwas zu tun.“

Zu den Zielen der Tagung, die am Wochenende endete, gehörte zum einen das persönliche Kennenlernen, „viele hatten bis jetzt lediglich in kleineren Gruppen oder per E-Mail Kontakt“, erläutert Hamann. Zum anderen ging es um die Rechtsform für das deutsche Armutsnetzwerk: „Unter anderem gab es Überlegungen, eine gemeinnützige GmbH zu gründen. Auf den Rat eines Juristen hin haben wir jetzt beschlossen, einen Verein zu gründen. Insofern war es auch eine ‚Gründungsversammlung‘...“

Auch Ideen für konkrete Projekte wurden bei der Tagung, für die die evangelisch-lutherische Kirchengemeinde Sulingen das Gemeindehaus zur Verfügung stellte (untergebracht waren die Teilnehmer in der „Werkstatt Wegwende“ in Freistatt) bereits gesammelt. „Längerfristig ist eine ‚Woche der Armut‘ angedacht, mit ganz unterschiedlichen Aktionen im gesamten Bundesgebiet. Zum Beispiel eine Fotoausstellung in Köln. Wir haben einen Fotografen in unseren Reihen, der sich dem Thema Obdachlosigkeit gewidmet hat“, berichtet Dietmar Hamann. „In Wunstorf im Landkreis Nienburg gibt es einen Tagestreff für Obdachlose, dort könnte man eine Veranstaltung organisieren, bei der die Betroffenen zu Wort kommen. Eine weitere Idee ist, eine Wanderausstellung aufzubauen, die die vielfältigen Formen der Armut und ihre Ursachen aufzeigt und durch die Republik tourt – ohne Sponsoren ist das aber kaum zu leisten, wir haben ja keine Mittel, schon für die Kommunikation im Netzwerk sind wir auf Unterstützer angewiesen.“ · ab

Quelle: Sulinger Kreiszeitung