Im reichen Bayern schreitet die Armutsentwicklung voran

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nak-Sprecher und AWO-Landesvorsitzender Thomas Beyer zur Veröffentlichung des 3. Sozialberichts am heutigen Freitag

„Allen positiven Wirtschaftsdaten zum Trotz: Auch im reichen Bayern schreitet die Armutsentwicklung voran“, erklärt Thomas Beyer, Sprecher der Nationalen Armutskonferenz (nak) und Vorsitzender der Arbeiterwohlfahrt (AWO) in Bayern anlässlich der Veröffentlichung des 3. Bayerischen Sozialberichts am heutigen Freitag. Beyers Feststellung wird durch die aktuellen Zahlen zur Armutsgefährdungsquote der Statistischen Ämter des Bundes und der Länder belegt. Sie orientiert sich am Landesmedian (http:www.amtliche-sozialberichterstattung.de).

Demnach ergibt sich aus dem Mikrozensus, dass die Armut im Freistaat – wenngleich leicht – erneut in die Höhe gegangen ist: von ohnehin schon hohen 13,7 (2009) auf 13,8 (2010) Prozent. Auch wenn die allgemeine Tendenz noch mäßig steigend ist, sind die Zeichen für die zukünftige Entwicklung alarmierend, denn: „Bei bestimmten Bevölkerungsgruppen wie Erwerbslosen und Älteren steigt das Armutsrisiko stark“, sagt Beyer.

In der Tat: Bei den über 65-Jährigen im Freistaat ist die Quote innerhalb eines Jahrs von 17,7 Prozent (2009) auf 19 Prozent (2010) emporgeschnellt. Auch bei den Rentnerinnen und Rentnern sowie Pensionären und Pensionärinnen ist die Tendenz beunruhigend: 2009 galten 17,3 Prozent als arm. 2010 betraf dieses Schicksal schon 18,5 Prozent von ihnen. Ähnlich besorgniserregend sind auch folgende Entwicklungen: Von den über 65-jährigen Frauen im Freistaat waren im Jahr 2009 genau 20 Prozent von Armut betroffen. Im Jahr 2010 galten bereits 21,2 Prozent als bedürftig. Die empörendste Statistik findet sich bei den Erwerbslosen: von 47,3 (2009) auf 49,4 Prozent (2010). Das entspricht knapp der Hälfte in dieser Bevölkerungsgruppe.

Indes ist zu befürchten, dass die allgemeine Armut in Bayern weiterhin steigen wird, zumal sowohl die Zahl der gebrochenen Erwerbsbiografien als auch die der prekär Beschäftigten stetig zunimmt: Nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit sind im Februar 2012 von 299.499 erwerbsfähigen Leistungsberechtigten nach Arbeitslosengeld II exakt 90.508 einer Beschäftigung nachgegangen.

Zudem fordern Schicksalsschläge wie chronische Krankheit, Tod des Partners, Scheidung und gescheiterte Selbständigkeit ebenfalls ihren Tribut. Probate Mittel gegen die Armutsentwicklung gibt es genügend. Zwei wesentliche lauten Mindestrente und Mindestlohn.