04.02.2013 „Die Armutsbekämpfung ist ein Stiefkind der öffentlichen Förderung in Deutschland – die Bundesregierung verweigert Armen eine Stimme“

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nak-Sprecher Thomas Beyer fordert von der Bundesregierung verlässliche finanzielle Mittel gegen die Bedürftigkeit in Deutschland: Österreich fördert dortige Armutskonferenz mit 85.000 Euro, Deutschland mit 8900 Euro die hiesige

Die Statistik spricht eine deutliche Sprache: Die Armut im reichen Deutschland ist mit 14,5 Prozent hoch. Dem nicht genug, nehmen bestimmte Formen der Armut stetig zu: Die Zahl der bedürftigen älteren Menschen steigt ebenso wie die der von Armut bedrohten Erwerbslosen. Dennoch ist und bleibt das Thema ein Tabu in unserer Gesellschaft. In diesem Zusammenhang geht vom Staat eine fatale Signalwirkung aus: „Die Armutsbekämpfung ist ein Stiefkind der öffentlichen Förderung in Deutschland. Damit wird das drängende Problem in der allgemeinen Wahrnehmung marginalisiert“, erklärt Thomas Beyer, Sprecher der Nationalen Armutskonferenz (nak).

In der Tat: Eine Aufstellung im Europäischen Armutsnetzwerk (European Anti Poverty Network/EAPN), in dem die nak Mitglied ist, belegt, dass die finanzielle Unterstützung durch EU-Mittel sowie nationale und kommunale Ressourcen in den meisten Mitgliedsländern bescheiden ist. Im bevölkerungsreichen, wirtschaftsstarken Deutschland aber können die Zuwendungen aus diesem Bereich getrost beschämend genannt werden: Von den insgesamt 17.800 Euro, die die nak für das Jahr 2009 erhalten hat, stammen gerade mal 50 Prozent aus dem öffentlichen Haushalt. Zum Vergleich: Im kleineren Nachbarland Österreich stellte die öffentliche Hand der dortigen Armutskonferenz im Jahr 2009 exakt 82,5 Prozent der 104.000 Euro zur Verfügung. Im selben Jahr unterstützten öffentliche Stellen in Portugal mit 61 Prozent der 1.977.720 Euro ihr nationales Netzwerk.

„Würden sich nicht die Betroffeneninitiativen gemeinsam mit den Wohlfahrtsverbänden bereits seit vielen Jahren dieser wachsenden Problematik annehmen, gebe es in Deutschland keine Armutsbekämpfung, die diesen Namen verdient“, resümiert Beyer. Ohne das größtenteils ehrenamtliche Engagement der Akteure aus diesem Bereich könnten für die Praxis und die Wissenschaft erkenntnisbringende Veranstaltungen wie das von der nak jährlich ausgerichtete Treffen der Menschen mit Armutserfahrung nicht ausgerichtet werden. Beyer: „Die Bundesregierung verweigert Armen eine Stimme.“

So lobenswert dieser Einsatz ist: „Die Politik darf sich nicht allein auf dieses Eigenengagement der Initiativen und Verbände verlassen und sich selbst aus der Verantwortung stehlen“, stellt Beyer klar und fordert: „Es ist höchste Zeit, für die Armutsbekämpfung in Deutschland angemessene finanzielle Mittel zur Verfügung zu stellen – sonst klingt die Bezeichnung als Sozialstaat hohl.“