Armut - sozialer Sprengstoff

Geschrieben von Dietmar Hamann. Veröffentlicht in Uncategorised

Die Kreisarbeitsgemeinschaft der Wohlfahrtsverbände schlägt Alarm

Von Michael Paezold

Osterode. Mein Haus, mein Auto, mein Boot, seht her, meine gesellschaftliche Stellung entspricht den Erwartungen, geht sogar darüber hinaus. Dass sicc weite Teile der Gesellschaft über Attribute des Wohlstands definieren, ist Unbestritten, nur können immer weniger mithalten. Im Gegenteil: "Armut ist überall, wird nur kaum wahrgenommen, wenn man nicht selbst betroffen ist", stellt Annette Nikulla vom Sozialzentrum des Paritätischen Osterode fest.


"Wir müssen aufpassen,das es nicht
irgendwann eskaliert."

Jürgen Schneider vom
Armutsnetzwerk e.V.

Mittelschicht schmilzt ab

... in den Räumen der Paritätischen Dieste in der Abgunst frafen sich Vertreter der Wohlfahrtsverbände, organisiert in der Kreisarbeitsgemeinschaft. Eines stellten Nikulla, Stephan Siebert vom Caritasverband, Jürgen Schneider vom Armutsnetzwerk e.V., Karin Niekamp vom DRK-Kreisverband, Hans-Georg König von der Ambulanten Hilfe für Wohnungslose und Susanne Mende vom Diakonischen Werk Kirchenkreis Harzer Land fest:

Armut wird zu einem immer brisanteren Thema in Deutschland und auch im Kreis Osterode, betrifft immer mehr Menschen aller Bevölkerungsschichten.

Vor allem die Mittelschicht schmilzt ab, weiß Siebert, immer größer werde die Klientel, die gut verdient hat und nach Jobverlust in die Bedürftigkeit abrutschte. Dabei begleite steigende Aggressivität Betroffener, wachsender Hass auf all jene, die scheinbar für die schlimme persönliche Lebenssituation verantwortlich sind, den Prozess der gesellschaftlichen Ausgrenzung und biete viel Potenzial als sozialer Sprengstoff: "Wir müssen aufpassen, dass es nicht irgendwann eskaliert", so Jürgen Schneider, der nach seiner Arbeit in Berlin ein Lied davon singen kann.

Und Armut äußert sich nicht nur in der finanziellen Situation, sondern zeigt sich eben auch "in mangelnden Chancen auf Teilhabe an Bildung und am gesellschaftlichen oder kulturellen Leben", weiß Susanne Mende aus ihrer diakonischen Tätigkeit.

Aussichten sind düster

"Positive Trends gestoppt, negative Trends beschleunigt", titelt der Paritätische Gesamtverband in seinem Bericht zur regionalen Armutsentwicklung in Deutschland 2012 und gibt damit schon einen Vorgeschmack auf erschreckende Zahlen.

Bei der Berechnung der relat5iven Armutsquote wurden Personen gezählt, deren Einkommen weniger als 60 Prozent des durchschnittlichen Einkommens in Deutschland beträgt. 2011 lag die Armutsgefährdungsschwelle für einen Singlehaushalt bei 848, für zwei Erwachsene mit zwei Kindern unter 14 bei 1781 Euro.

Quelle: Harzkurier vom 10.5.2013