Sozialpolitik

Armutsnetzwerk als Mitglied in die Nationale Armutskonferenz (nak) aufgenommen

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Am 27. November 2012 ist das Armutsnetzwerk (ANW) einstimmig als Mitglied in die Nationale Armutskonferenz aufgenommen worden.

Die seit 2007 agierenden Mitglieder des ANW engagieren sich in Projekten wie „Umfairteilen“ und „Kritisches Aktionsbündnis Tafeln“ und sind bundesweit an Foren, Vorträgen, Ausstellungen, die sich mit dem Thema Armut und Ausgrenzung befassen, und in der Obdachlosenhilfe beteiligt.

„Die immer weiter zunehmende Armut ist nicht Ausdruck der Finanzkrise. Sie spiegelt die Unwilligkeit der Politik wider, sich gegen die ungehemmte Machtanmaßung der Finanzmärkte zu wehren“, so Dietmar Hamann, Vorstand im Verein.

Das Armutsnetzwerk will ein Gegengewicht aus der Sicht der Betroffenen schaffen und die gesellschaftlichen Missstände aufdecken, die zur Verschärfung der Lage der unteren Einkommensschichten führen. „Es sind Lohndumping, Leiharbeit, unsichere Arbeitsplätze und Perspektivlosigkeit, die die Menschen krank machen“, so Hamann weiter.

 

Werner Franke            Pressesprecher Armutsnetzwerk

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Europa protestiert gegen die Sparpolitik

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In Europa haben Millionen Menschen gegen die Sparpolitik ihrer Länder protestiert. Gewerkschaften hatten dazu aufgerufen. Sie kritisieren, dass die Sparpolitik die Rezession in vielen Ländern noch verschärft.

"Wir streiken, um diese selbstmörderische Politik zu beenden", sagte der Chef der spanischen Gewerkschaft UGT, Candido Mendez. Vor allem in Spanien und Portugal fuhren kaum noch Züge, Schulen und Fabriken blieben geschlossen, Hunderte Flüge wurden gestrichen. Nach Mendez' Worten beteiligten sich in Spanien im öffentlichen Dienst mehr als 70 Prozent der Mitarbeiter an den Streiks. Nach Darstellung der spanischen Regierung hielten sich die Einschränkungen dagegen in Grenzen.

Spaniens Wirtschaftsminister Luis de Guindos kündigte an, die Sparpolitik fortzusetzen: "Die Regierung wird alle Verpflichtungen einhalten", sagte er - und bekam dafür Lob von EU-Währungskommissar Olli Rehn. Dieser räumte aber ein, dass die Lage für viele Spanier sehr schwierig sei.

In der Hauptstadt Madrid kam es zu Ausschreitungen zwischen Demonstranten und der Polizei: Bei einer kurzen Auseinandersetzung in der Innenstadt schossen Beamte mit Gummigeschossen auf Demonstranten. Landesweit wurden mindestens 80 Menschen festgenommen. Der Streik brachte die Produktion in den Autowerken von Volkswagen, Seat, Opel oder Nissan weitgehend zum Erliegen.

"Guerilla-ähnliche Szenen" in Italien

Auch in Italien gab es Unruhen. In Rom wurden Polizisten mit Steinen, Flaschen und Feuerwerkskörpern beworfen. Rund 60 Demonstrante wurden festgenommen. Reporter sprachen von Guerilla-ähnlichen Szenen. In Pisa gelang es Demonstranten, den Schiefen Turm zu besetzen und ein Transparent mit der Aufschrift "Steht auf! Wir zahlen nicht für eure Krise" anzubringen.

Auch in der portugiesischen Hauptstadt Lissabon gingen Menschen gegen die Politik der konservativen Regierung von Ministerpräsident Pedro Passos Coelho auf die Straße. In Lissabon fuhr die U-Bahn nicht, im ganzen Land blieben Züge und Busse stehen. Auch die Post, Krankenhäuser und Bildungseinrichtungen wurden bestreikt.

"Der Sparpakt schadet der Gesundheit"

In Griechenland legten Zehntausende Beschäftigte - hauptsächlich Staatsbedienstete - für drei Stunden die Arbeit nieder. Tausende demonstrierten im Zentrum Athens. Auf Transparnten stand: "Der Sparpakt schadet ernsthaft der Gesundheit." In Belgien legte ein 24-stündiger Streik der Bahnmitarbeiter den Zugverkehr weitgehend lahm. Auch in Paris protestierten mehrere Tausend Menschen unter dem Motto "Für Beschäftigung und Solidarität - gegen Sparmaßnahmen".

Die Streiks hatten in geringem Maß auch Auswirkungen auf Deutschland: Am Frankfurter Flughafen sollten sieben Starts und sieben Landungen gestrichen werden, sagte ein Sprecher. Die Lufthansa und Air Berlin berichteten von Ausfällen und Verspätungen.

DGB-Chef will Reiche mehr an Wiederaufbau beteiligen

DGB-Chef Michael Sommer forderte einen Kurswechsel im Kampf gegen die Wirtschaftskrise. Dem RBB-Inforadio sagte er, vor allem die Reichen müssten mehr beteiligt werden, um den wirtschaftlichen Wiederaufbau voranzubringen.

Nach Ansicht der Gewerkschaften wird die Wirtschaftskrise in den Ländern Südeuropas durch die Sparpolitik verschärft. Die Arbeitslosigkeit in der Euro-Zone erreichte im September einen neuen Rekordwert. Besonders die Arbeitsmärkte in Südeuropa sind von der Krise hart getroffen - die höchste Arbeitslosenquote hat Spanien. Hier ist derzeit jeder vierte Arbeitnehmer ohne Beschäftigung.

Quelle: tagesschau.de vom 14.11.2012

Geld ist genug da

Geschrieben von Ewald Ackermann . Veröffentlicht in Allgemeines

Der Europäische Gewerkschaftsbund hat den 14. November zum europaweiten Aktionstag für Arbeit und Solidarität ausgerufen. In Spanien, Portugal, Griechenland, Malta und Zypern wehren sich die Gewerkschaften an diesem Tag mit einem Generalstreik gegen die desaströse Abbaupolitik. In den deutschsprachigen Ländern kommt es während der ersten Novemberhälfte zu den Aktionswochen „Geld ist genug da“.

„Die Sparpolitik führt in die Sackgasse. Sie bedeutet wirtschaftliche Stagnation, gar Rezession. Folge: das Wachstum bricht ein, die Arbeitslosigkeit steigt massiv an. Lohnabbau und Schnitte in die sozialen Schutznetze bedrohen das europäische Sozialmodell. Sie verstärken soziale Ungleichheiten und Ungerechtigkeiten.“ So beginnt der Europäische Gewerkschaftsbund (EGB) seinen Aufruf für den 14. November. Dann soll den Regierenden von Reykjavik bis La Valletta, von Helsinki bis Lissabon klar gemacht werden, dass jetzt die Zeit reif ist für die Wende, für einen europäischen Sozialvertrag.

Es sind die einfachen Leute, die die Krise bezahlen sollen, mit Lohn- und Sozialabbau – die Reichen und die Superreichen dagegen werden geschont. Der EGB fordert deshalb nicht nur Massnahmen für eine nachhaltige jobintensive Wirtschaft und eine gerechte Verteilung; es sollen auch Finanztransaktionen neu besteuert, die Steuerflucht bekämpft, die Unternehmen europaweit einheitlich minimal besteuert, die GAV und die sozialen Grundrechte respektiert werden.

Generalstreik in fünf Staaten

Im Süden Europas ist die Lage äusserst schlimm. Sparpaket reiht sich an Sparpaket. Die Arbeitslosigkeit erreicht Dimensionen, die teils gar die Dreissiger-Depression übersteigen. Deshalb überrascht es nicht, dass Spanien, Portugal, Griechenland, Malta und Zypern an diesem 14. November zum härtesten Mittel gegen die verheerende Politik greifen: zum Generalstreik. Während 24 Stunden soll das wirtschaftliche Leben lahmgelegt werden. In Spanien etwa ist es in der Nach-Franco-Ära, also seit über 30 Jahren, das erste Mal, dass in einem gleichen Jahr zwei Mal zu einem Generalstreik aufgerufen wird. Die vereinten spanischen Gewerkschaften brandmarken zum ersten die Arbeitsmarkt-„Reformen“ der Regierung Rajoy, welche Unternehmens-Verträge auf Kosten der Branchen-Verträge stärkt und dabei den Arbeitgebern mehr Freiraum zubilligt als den Arbeitnehmenden. Die Folge sind massiv zunehmende Massenentlassungen. Zum zweiten bekämpfen sie den unverfrorenen Abbau in Gesundheit, sozialer Unterstützung und Erziehung sowie den Lohnabbau und die Überwälzung neuer steuerlicher Lasten vor allem auf kleine Einkommen.

Geld ist genug da

In den deutschsprachigen Ländern konzentriert sich der gewerkschaftliche Protest nicht bloss auf den 14. November. Vom 1. bis zum 14. November finden länderübergreifende gewerkschaftliche Aktionswochen statt, die unter dem Motto „Geld ist genug da. Zeit für Gerechtigkeit“ stehen. Für die Schweiz sind bis heute rund 20 Aktionen bekannt, an denen – oft unter Teilnahme von Gewerkschafter/innen aus Südeuropa – diskutiert wird, wie ein sozialer Ausweg aus der Krise zu finden wäre. Die Richtung dabei ist klar: Ein Flugblatt der Unia weist darauf hin, dass den 10 Billionen Euro Schulden in Europa 27 Billionen Euro private Vermögen gegenüberstehen. Deshalb sind „hohe Einkommen, Vermögen, Erbschaften und Finanzmarktgeschäfte endlich fair zu besteuern.“ Gleichzeitig sind in der Schweiz im gleichen Rahmen auch weitere dezentrale Aktionen, etwa für die Einführung der Solidarhaftung oder gegen kantonale Sparprogramme geplant. Entsprechende Manifestationen sind bis heute in St. Gallen (15. November) und in Luzern (24. November) bekannt.

Keine Unternehmenssteuergeschenke

„Wenn Europa ein Paradies für Millionäre ist, dann ist die Schweiz der siebente Himmel“, so bewertete Unia-Co-Präsident Andi Rieger vor den Medien anlässlich der Präsentation dieser Aktionswoche die aggressive Rolle der Schweiz im europäischen Steuerwettbewerb. Nach der Unternehmenssteuer-Reform II, „einem neuen, klaffenden Fluchtloch“, das nur den Reichen nütze, solle nunmehr die Unternehmenssteuer in der Schweiz generell auf 15% heruntergedrückt werden. Das zeigt: Die Schweiz ist ein Teil des europäischen Problems. Eine Politik für soziale Gerechtigkeit und korrekte Verteilung aber ist der Schlüssel zu dessen Lösung. (Newsletter des Schweizerischen Gewerkschaftsbundes SGB vom 6. November 2012)

Wie die Banken die Welt verschlingen

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Eine Radiosendung mit Dr. Otmar Pregetter war  ein voller Erfolg. Fachkundig und mit Fingerspitzengefühl veranschaulichte der Wirtschaftsexperte jene Zusammenhänge, die die Welt derzeit dem Abgrund entgegen taumeln lassen

Im Kern der Sendung ging es daher um die Systemfrage als solches. Kurze Panne -- schnell behoben, ansonsten floss die Sendung ruhig und zielgerichtet in die richtige Richtung. Vorbei an der Geldschöpfung, einem totgeborenen Euro, hirntod in den letzten Atemzügen liegend und schließlich hin zum Europäischen Stabiltätsmechanismus (ESM). An dieser Stelle änderte die Sendung ihre Richtung ein wenig und machte einen Abstecher nach Island um sich anschließend dem bargeldlosen Zahlungsverkehr zuzuwenden, der sehr richtig als eine der größten Bedrohungen der Freiheit erkannt wurde. Zuletzt mäanderte sich die Sendung durch einen Katalog von sechs elementaren Fragen, den das Blog theintelligence.de gemeinsam mit Dr. Pregetter erstellt und an führende Abgeordnete hier und in Österreich weitergeleitet hatte.

Fazit: Eine runde, flüssige Sendung die Spaß gemacht hat.

http://www.theintelligence.de/index.php/wirtschaft/finanzen/4985-wie-banken-d...

http://www.jungle-drum.de/2012/11/05/radiosendung-mit-dr-pregetter-wie-banken...

Lieder, die die Armut schrieb

Geschrieben von Andreas Steidel . Veröffentlicht in Allgemeines

Bettler’s Oper von Frieder Claus and Friends hat schon 30 Aufführungen hinter sich

STUTTGART – Mit Musik geht alles besser: Seit Frieder Claus, Armutsexperte der Diakonie, seine Botschaft in Töne fasst, hören ihm die Leute zu. Schon 30 Mal wurde die Bettlers Oper aufgeführt, eine in Melodien und Spielszenen verpackte Anklage gegen die Ignoranz einer Wohlstandsgesellschaft.

Das ist dieses Gefühl von Verunsicherung. Soll man nun etwas geben oder nicht? Man schweigt, schaut weg, greift nach dem Geldbeutel, lässt ihn schließlich stecken, murmelt irgendetwas Belangloses vor sich hin. Eine blöde Situation.
Der Bettler ist kein richtiger Bettler, sondern ein Schauspieler. Irgendwie hat er es geschafft, dem Publikum auf die Pelle zu rücken. Für einen Moment ein schlechtes Gewissen zu erzeugen. Mit seinem alten abgewetzten Mantel, grimmigen Blick und drohend nach oben gerichteten Stock vergessen zu machen, dass hier gerade ein Stück gespielt wird.
Es ist ein Stück aus dem richtigen Leben. Aus dem Leben derer, die ganz unten sind. Die einmal Nachbarn waren und nun irgendwo anders hausen. Die Hartz-IV nicht zum Spaß in der Fastenzeit ausprobieren, sondern davon leben müssen.
Wie oft hat Frieder Claus schon von ihnen erzählt. Vorträge über sie gehalten, erschreckende Statistiken gezeigt. Doch nur wenige haben zugehört. Irgendwann hatte der 59-Jährige genug und schlug andere Töne an. Schrille Töne und harmonische, eingängige und kantige. Melodien zum Mitklatschen und zum Zuhören. Die Bettlers Oper war geboren. Frieder Claus ist Autor und Komponist vieler ihrer Lieder. In seinem beruflichen Leben leitet er das Armutsreferat, kümmert sich um Wohnungslose, manche nennen ihn auch den Armutsexperten der Diakonie. Das freilich hätte nicht gereicht, um ein neunzigminütiges Stück auf die Bühne zu bringen, das mitreißt, spannend und professionell gemacht ist.
Da traf es sich gut, dass Claus schon immer ein Musiker war. Seit den späten sechziger Jahren in Bands spielte, Melodien und Texte schrieb. Und dass er Freunde hatte, musikalische Freunde: Wie den Oboenspieler und Methodistenpastor Markus Bauder oder den Schlagzeuger und Musiklehrer Joachim Fuchs-Charrier. Die Sängerin Nausika McAnally oder den Gitarristen Jörg Heinkel. Die beiden letzteren sind erst seit kurzem, die beiden ersteren von Anfang an dabei.

Zur Anfangsbesetzung gehören auch Ralf Brenner, Geschäftsführer einer Wohnungslosenhilfe, der den gestrandeten Bruder Tack gibt und Michaela Zimmermann, Theaterpädagogin, die eine schwangere Hartz-IV-Empfängerin spielt. Den grimmigen Bettler mimt Frieder Claus selbst, den Bettler und den virtuosen Keyboard-Spieler und den, der nach allem schaut, damit es endlich losgehen kann.
Es ist viel los auf der Bühne, ein schneller Wechsel von Szenen, die mal gesprochen, dann gesungen, aufwühlend oder meditativ sind. Das Vaterunser wird zur interaktiven Spielszene und eine erschreckende Abfolge von Elendsbildern zur Illustration von Statistiken der schreienden Ungerechtigkeit. „Bei der Geburt sind alle Menschen gleich, aber nur dann,“ höhnt Bruder Tack ins Publikum hinein und das Wort „Scheiße“ kommt allen Beteiligten mit Leichtigkeit über die Lippen. In einem furiosen Höhepunkt des Programms tanzen die Akteure eine Modenschau mit den abgetragenen Klamotten der Rot-Kreuz-Kleiderkammer, ein wild gestikulierender Haufen, der irgendwie entschlossen wirkt.
Es ist die Entschlossenheit, sich nicht abzufinden, aufzumucken, laut zu geben, die, die die passiv sind, wachzurütteln. Das scheint tatsächlich zu funktionieren: Wo früher nur ein paar saßen, hören nun zwischen 100 und 600 Menschen zu. Sie wirken mitunter nachdenklich oder verunsichert, doch darüber hinaus auch stets gut unterhalten: Das Lied „Ich wär so gern ein Teuro“ ist eine ebenso hübsche Mitsing- und Mitklatschnummer wie der Abschlusssong „Jeder Tag“.
Runde 30 Mal war die Bettlers Oper schon auf der Bühne. Bei Kirchengemeinden, sozialen Einrichtungen, als Aufhänger für Podiumsdiskussionen. Ihre Vorbilder hat sie in der „Beggar’s Opera“ von John Gay aus dem 18. Jahrhundert und der Dreigroschenoper von Brecht aus dem Jahre 1928. Von seiner aktuellen Brisanz hat das Arm-Reich- Thema bis auf den heutigen Tag nichts verloren.

Kontakt zu Frieder Claus:

Tel. 07146/ 4981

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Bettlers Oper: Armut als falsch verteilter Reichtum

Wohnungsloser in Rostock erfroren – BAG Wohnungslosenhilfe fordert Ausweitung der Kältehilfe in Deutschland

Geschrieben von BAG W. Veröffentlicht in Pressemitteilungen

Bielefeld, 02.11.2012. In Rostock ist am Donnerstag, 01.11.2012, ein 54-jähriger wohnungsloser Mann in einem öffentlichen Park erfroren. Am frühen Morgen war er von einem Passanten auf dem Boden liegend entdeckt worden. Der alarmierte Notarzt konnte Frank M. nicht mehr helfen. Im Betreuten Wohnen der Obdachlosenhilfe Rostock e.V., der letzten Unterkunft des Erfrorenen, hatte man ihn bereits mehrere Tage vermisst und gesucht.

Angesichts des ersten Kälteopfers des nahenden Winters 2012/13 fordert die BAG Wohnungslosenhilfe e.V., der Dachverband der Wohnungslosenhilfe in Deutschland, dass die Kommunen ihre Kältehilfe deutlich hochfahren.

Da es in Deutschland keine Statistik zur Wohnungslosigkeit gibt, muss die BAG W die Zahl der Wohnungslosen schätzen. Laut BAG W ist die Zahl der Wohnungslosen von 2008 bis 2010 um 10% auf 248.000 Personen gestiegen. Bis 2015 prognostiziert die BAG W sogar einen weiteren drastischen Anstieg der Wohnungslosigkeit um 10 bis 15% auf dann 270.000 bis 280.000 Menschen. Daher werden wieder mehr Wohnungslose auf den Straßen leben als in den Jahren zuvor. Deswegen muss jetzt gehandelt werden, um der gestiegenen Zahl der Wohnungslosen gerecht zu werden.

Besonders betroffen sind die ca. 22.000 Wohnungslosen, die ganz ohne Unterkunft auf der Straße leben. Nach Kenntnis der BAG W sind in den letzten 20 Jahren (seit 1991) mindestens 274 Wohnungslose erfroren. Sie erfroren im Freien, unter Brücken, auf Parkbänken, in Hauseingängen, Abrisshäusern, in scheinbar sicheren Gartenlauben und sonstigen Unterständen.

Jede Kommune in Deutschland muss Wohnungslose unterbringen. Städte und Gemeinden verstoßen gegen ihre Amtspflichten, wenn sie nicht rechtzeitig Notunterkünfte bereitstellen oder verschaffen.

Unter dem Titel „Den Kältetod von Wohnungslosen verhindern!“ hat die BAG Wohnungslosenhilfe bereits im letzten Winter eine Handreichung erstellt, in der die rechtlichen Grundlagen der staatlichen Schutzpflichten zusammenfassend dargestellt und Eckpunkte für Maßnahmen zum Erfrierungsschutz benannt werden. Mit dieser Handreichung fordert die BAG W die Städte und Gemeinden auf, verstärkt zu prüfen, ob sie ihrer Verpflichtung nachkommen und ob die getroffenen Vorkehrungen in Quantität und Qualität ausreichend sind. Die BAG W setzt dabei auch auf eine Kooperation zwischen den Kommunen und den freien Trägern der Wohnungslosenhilfe.

 Nach Erfahrung der Wohnungslosenhilfe wird ein Teil der Betroffenen von den Angeboten nicht erreicht. Viele sind physisch und psychisch nicht in der Verfassung, sich in Massenunterkünften zu behaupten und sich ggf. gegen Übergriffe und Auseinandersetzungen durchzusetzen. Viele Angebote sind zu weit abgelegen und werden deswegen nicht erreicht, sind zu früh überfüllt, bieten keine Aufenthaltserlaubnis tagsüber und keine sichere Aufbewahrung der Habseligkeiten.

Die Migration von EU-Bürgern, insb. aus den osteuropäischen Mitgliedsstaaten, hat in den letzten Jahren zugenommen. Eine immer größer werdende Zahl dieser Menschen landet irgendwann mittellos, wohnungslos und krank auf der Straße. Das Recht auf Leben und körperliche Unversehrtheit steht jedem Menschen zu – unabhängig von der Staatsangehörigkeit. Deswegen müssen die Kommunen auch Sorge dafür tragen, dass diese größer werdende Gruppe wohnungsloser Migrantinnen und Migranten Zugang zu menschenwürdigem Erfrierungsschutz erhält.

Die BAG Wohnungslosenhilfe e.V. bekräftigt deswegen ihre Appelle und Forderungen an die Kommunen:

- Streetwork und andere Formen aufsuchender Arbeit aus- oder aufbauen, um vom Kältetod bedrohte Wohnungslose auf der Straße aufsuchen zu können

- Notrufnummern einrichten bzw. die 110 propagieren, damit Bürger gefährdete Menschen melden können

- Keine menschenunwürdigen Asyle, sondern Ermöglichung eines Mindestmaßes an Privatsphäre und Selbstbestimmung

- Schutz und Sicherheit vor Diebstahl und Gewalt in den Unterkünften gewährleisten

- Für wohnungslose Frauen muss es die Möglichkeit einer separaten und sicheren Unterbringung geben

- Dezentrale Unterbringungsmöglichkeiten für kleinere Gruppen von Wohnungslosen (auch mit Hunden)

- Großzügige Öffnungszeiten der Unterkünfte, d. h. auch tagsüber und nachts

- Keine Befristung des Aufenthaltes auf wenige Tage pro Monat

- Öffnung von U-Bahnstationen, Bahnhöfen und anderen geeigneten öffentlichen Gebäuden

- Ausreichend viele niedrigschwellige Tagesaufenthalte

- Notfalls zusätzliche Anmietung von geeigneten Räumlichkeiten, bspw. leerstehenden Gewerbeimmobilien, die beheizbar sind und über sanitäre Einrichtungen verfügen.

An die Bürger und Bürgerinnen appelliert die BAG Wohnungslosenhilfe e.V. eindringlich:

„Seien Sie aufmerksam! Wenn Sie wohnungslose Menschen sehen, die hilflos oder in einer Notsituation sind, setzen Sie die Polizei in Kenntnis, wählen Sie den Notruf 110! Alarmieren Sie bei akuter gesundheitlicher Gefährdung den Rettungsdienst 112!

Sehr geehrte Damen und Herren,

hier finden Sie die genannte BAG W-Handreichung „Den Kältetod von Wohnungslosen verhindern!“.

Bei Rückfragen stehen Ihnen zur Verfügung:

Dr. Thomas Specht, Geschäftsführer BAG W, (0521) 14396-15

oder Werena Rosenke, stellv. Geschäftsführerin BAG W, Leitung Presse/ÖA, (0521) 14396-11, Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! 

 
Mit freundlichen Grüßen
i.A. Ursula Vollert
(Sekretariat)
 
BAG Wohnungslosenhilfe e.V.-BAG W
Sudbrackstraße 17
33611 Bielefeld
Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!
BAG W Tel Zentrale + 49 - 0521-14396-0
Tel.: + 49 - 0521-14396-14
Fax: + 49 - 0521-14396-19
Internet: www.bagw.de
Facebook: facebook.com/bagwohnungslosenhilfe
Twitter: twitter.com/bagw
  

Abschaffung der Praxisgebühr

Veröffentlicht in Gesundheit

Praxisgebühr jetzt abschaffen!

Campact - wie Ihnen/Euch allen nach unserem EvO Kongress bekannt - ist aktiv mit einer Aktion: https://www.campact.de/Praxisgebuehr-Aktion

"Während die Krankenkassen auf Rekordüberschüssen sitzen, hält die Praxisgebühr Kranke mit wenig Geld von Arztbesuchen ab. Jetzt blockiert nur noch die Union die längst überfällige Abschaffung. Beim Koalitionsausschuss am 4. November wird entschieden."

Ich habe einen Appell für die Abschaffung der Praxisgebühr online unterschrieben. Unterzeichne/n Sie/Du den Campact-Appell:

https://www.campact.de/Praxisgebuehr-Aktion

Rolf Keicher

Evangelische Obdachlosenhilfe in Deutschland e.V. (EvO)
Fachverband der Diakonie Deutschland - Evangelischer Bundesverband
Dienststelle Berlin
Caroline-Michaelis-Str.1
10115 Berlin 
Telefon +49 (0)30 65211 1652

Mobil +49 172 103 2409 I PC-Fax: +49 (0)30 65 211 3652
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„Die Würde des Menschen gilt für jeden Menschen in Armut – egal, welche Gründe zur Bedürftigkeit geführt haben“

Geschrieben von nak. Veröffentlicht in Pressemitteilungen

Der bayerische Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm und nak-Sprecher Thomas Beyer sind sich in zentralen Fragen der Armutsbekämpfung einig

Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm und Thomas Beyer, Sprecher der Nationalen Armutskonferenz, sind sich einig in zentralen Themen der Armutsbekämpfung, so das Ergebnis eines Gedankenaustausches im Münchner Landeskirchenamt.

„Die Würde des Menschen gilt für jeden Menschen in Armut - egal, welche Gründe zur Bedürftigkeit geführt haben“, so Landesbischof Bedford-Strohm. Thomas Beyer betonte, dass bei vielen armen Menschen der Wille vorhanden sei, ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen: „Vielen gelingt es sogar, sich ehrenamtlich für andere Menschen in Not einzusetzen.“

Beide waren sich einig, dass der Staat Kirchen und Wohlfahrtsverbände finanziell so ausstatten müsse, dass sie im sozialen Bereich das leisten könnten, „was funktioniert und sich bewährt hat“. Maßnahmen dürften nicht eingestellt werden, ohne dass Alternativen geschaffen würden, betonten Bedford-Strohm und Beyer mit Blick auf die  Instrumentenreform der Bundesagentur für Arbeit.