Sozialpolitik

Zum Tag des deutschen Butterbrots am 30. September 2011

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Seit 1998 erinnert die Marketing Gesellschaft der deutschen Agrarwirtschaft am Tag des deutschen Butterbrotes – stets am letzten Freitag im September – an das Grundnahrungsmittel Brot. Inzwischen ein teures Produkt für von Armut betroffene Menschen: „Durchschnittlich kostet ein Kilo Brot beim Discounter 2 Euro, beim Bäcker 3 Euro und beim Biobäcker 4,50 Euro“, rechnet Michaela Hofmann, stellvertretende Sprecherin der Nationalen Armutskonferenz (nak), vor.

Menschen, die über wenig Einkünfte verfügen sowie Bürger, die auf Arbeitslosengeld II oder Sozialhilfe angewiesen sind, erhalten Regelsätze für Nahrungsmittel, die insgesamt teilweise niedriger sind als der Gegenwert eines Brots: zwischen 2,60 Euro und 4,26 Euro stehen ihnen pro Tag und je nach Alter zu.

„Der Ausweg aus dieser Situation kann nicht bedeuten, dass sich immer mehr ,arme‘ Menschen bei der Tafel anstellen müssen, um das nicht gekaufte Brot kostenlos zu bekommen“, erklärt Hofmann. Als probate Mittel gegen diese Tatsache benennt sie: „Der Regelsatz für Nahrungsmittel muss bedarfsgerecht angehoben werden.“ Zudem sei es dringend notwendig, bundesweit kostenloses Mittagessen an Ganztagsschulen sowie kostenlose Verpflegung in Kindertageseinrichtungen anzubieten.

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Ansätze kommunaler Armutsprävention – Erkenntnisse aus der AWO-ISS-Studie „Kinderarmut“

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KinderarmutSeit gut 15 Jahren lässt sich ein Prozess der Sensibilisierung und Problematisierung des Themas „Armut bei Kindern“ nachverfolgen. Es ist langsam aber stetig in die Öffentlichkeit gelangt und wurde so auch Gegenstand politischer Diskussionen. Ausgangspunkte waren primär Problemanzeigen aus der Praxis Sozialer Arbeit vor Ort, Berichte von Kommunen und Studien der Wohlfahrtsverbände. Dazu zählt auch die von der Arbeiterwohlfahrt 1997 in Auftrag gegebene Studie „Lebenslagen und Zukunftschancen von (armen) Kindern in Deutschland“, die sich grundlegend mit dem Phänomen auseinandersetzte. Daraus ging eine Langzeitstudie zu Armut(sfolgen) bei Kindern und Jugendlichen hervor, die nachwievor die einzige in Deutschland ist (Synonym: AWO-ISS-Studie „Kinderarmut“). Die Studien wurden und werden durch die Lotterie Glücksspirale gefördert.

Mit der andauernden fachöffentlichen Diskussion über Problemlösungen wurde deutlich, es war nicht nur ein bis dato wenig wahrgenommenes gesellschaftliches Phänomen, sondern es fehlt genauso an theoretischem Wissen und praktischen Erfahrungen über mögliche Gegenstrategien – also Ansätze zur Armutsprävention, die gezielt auf junge Menschen ausgerichtet sind. Schon der Begriff „Armutsprävention“ brauchte längere Zeit, um sich überhaupt in der fachlichen und politischen Diskussion zu etablieren.

Wieder zeigte die Praxis den Weg. Neben den Bemühungen von sozialen Einrichtungen, Initiativen und Verbänden, allen voran den Kindertageseinrichtungen (KiTas), um Einzellösungen in ihren Handlungsbereichen zeichnete sich die Entwicklung kommunalen Engagements zur Armutsprävention ab. Monheim am Rhein ist neben Dormagen der Vorreiter kindspezifischer Armutsprävention2. Ausgehend von den Modellarbeiten3 zur Entwicklung kommunaler Strategien wurden – nun theoretisch begründet – Philosophie, Leitziele, Anforderungen, Handlungsebenen und Strukturelemente einer kindbezogener Armutsprävention abgeleitet und erarbeitet4. Deren Bezugspunkte sind der kindzentrierte Lebenslagenansatz der AWO-ISS-Studie verknüpft mit den theoretischen5 Ansätzen der Gesundheitsförderung bei sozialer Benachteiligung6. Zwei Elemente, die heute in viele kommunale Diskussionen – mittlerweile ebenso auf Landes- und Bundesebene – Eingang gefunden haben, sind die „Präventionskette“ und das Präventionsnetzwerk.

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(Bildquelle. Gerd Altmann/Shapes:AllSilhouettes.com  / pixelio.de)

17. Oktober 2011 Internationaler Tag gegen Armut und Ausgrenzung

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Der 17. Oktober wurde im Jahr 1992 durch die Generalversammlung der UNO zum internationalen Tag für die Überwindung der Armut erklärt. Festgehalten wurde, dass ein Leben in Armut nicht mit den internationalen Menschenrechten vereinbar ist. Denn in der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte wird postuliert, dass jede Person ein Anrecht auf einen Lebensstandard hat, «der seiner Familie Gesundheit und Wohl gewährleistet, einschliesslich Nahrung, Kleidung, Wohnung …».

Zudem muss die Teilhabe am gesellschaftlich-kulturellen Leben gewährleistet sein. Für viele armutsbetroffene Kinder in der Bundesrepublik Deutschland entspricht dies jedoch nicht ihrer Lebensrealität. Sie leben heute noch, mitten in einem reichen Land, fernab von Wohlstand und können sich wegen fehlender Ressourcen weniger entfalten und kaum am öffentlichen kulturellen Leben teilnehmen.

Gutscheinsystem gescheitert: Paritätischer fordert grundlegende Reform des Hartz IV-Bildungspaketes

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Berlin (ots) - Als "gescheitert" und "völlig verfahren" beurteilt der Paritätische Wohlfahrtsverband das so genannte Bildungs- und Teilhabepaket für Kinder aus Hartz IV-Haushalten. Anlässlich der aktuellen Ergebnisse einer Umfrage des Deutschen Städtetages zur Inanspruchnahme des Teilhabepaketes fordert der Verband eine grundlegende Reform des gesamten Leistungspaketes.

"Das Bildungs- und Teilhabepaket ist im Praxistest mit Bausch und Bogen durchgefallen. Ministerin von der Leyen sollte das endlich einsehen", erklärte Hauptgeschäftsführer Ulrich Schneider in Berlin. Wenn ein halbes Jahr nach Inkrafttreten immer noch nur gerade einmal ein gutes Drittel der anspruchsberechtigten Kinder Anträge stelle, seien das keine Anlaufschwierigkeiten mehr. "Das Gesetz ist mitsamt seinen Gutscheinen gescheitert!" Es gehe sowohl an den Notwendigkeiten einer effizienten Verwaltung als auch den Lebensrealitäten der Menschen völlig vorbei, kritisiert der Verband. "Die Ministerin sollte den Mut haben, endlich die Reißleine zu ziehen, anstatt nun in eine ewige Litanei von runden Tischen, Elternschelte und Flickschustereien hineinzuschlittern. Das Gesetz ist in seiner ganzen Anlage falsch und nicht mehr zu retten."

Mit dem Versuch, an der Jugendhilfe und der Bildungskompetenz der Länder vorbei Bildung und Teilhabe zu organisieren, habe sich Frau von der Leyen deutlich verrannt, warnt der Verband. "Mit kleinkarierten Gutscheinsystemen, komplizierten Zuständigkeitsregelungen und verwaltungsaufwendigen Abrechnungsverfahren kann den Menschen ganz offensichtlich nicht geholfen werden. Wir brauchen einfache und intelligente Lösungen." Bildung gehöre an die Schulen, Kultur, Sport und Geselligkeit sei Sache der örtlichen Jugendhilfe und die Sicherung des Existenzminimums liege in der Verantwortung des Bundes.

Statt umständlicher Gutscheinsysteme und Abrechnungsmodalitäten fordert der Verband Familienpässe, die den kostenlosen Zugang für einkommensschwache Kinder zu Angeboten wie Sport oder Musik sicherstellen. Die Zuständigkeit für die Lernförderung sollte fest in den Aufgabenkatalog der Schulen aufgenommen werden. Der Verband weist darauf hin, dass das Bundesverfassungsgericht in seinem Urteil vom Februar 2010 einen solchen Weg ausdrücklich eröffnet habe.

Nach der Umfrage des Deutschen Städtetages wurden Mitte September lediglich für 36 Prozent der anspruchsberechtigten Kinder Anträge auf Leistungen aus dem Bildungs- und Teilhabepaket gestellt.

(Quelle: Paritätischer Wohlfahrtsberband, Pressemitteilung)

 

Pressekontakt: Gwendolyn Stilling, Tel. 030/24636305, E-Mail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!

Hartz IV: Paritätischer will komplette Neuberechnung

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Anlässlich eins aktuellen Gutachten der Hans-Böckler-Stiftung über die Höhe der Hartz IV-Sätze fordert der Paritätische Wohlfahrtsverband eine komplette Neukalkulation. Nach Berechnungen des Verbandes müsste der Regelsatz für Erwachsene mindestens 416 Euro betragen, um bedarfsgerecht zu sein und den Vorgaben des Bundesverfassungsgerichts zu genügen.

„Auch die angekündigte Erhöhung um zehn Euro macht die Hartz-IV-Regelsätze nicht verfassungsfester", so Ulrich Schneider, Hauptgeschäftsführer des Paritätischen. Nach Berechnungen des Paritätischen ist der Regelsatz für Erwachsene um 42 Euro zu niedrig bemessen und müsse 416 statt 364 Euro betragen. Darüber hinaus seien einmalige Leistungen für Anschaffungen von Hausrat wieder einzuführen.

Scharfe Kritik übt der Paritätische auch an den Leistungen für Kinder und Jugendliche und fordert eine grundlegende Neugestaltung dieser. „Dass für die älteren Kinder gar keine Anpassung erfolgen soll, ist ignorant und geht an der Alltagsrealität von Familien vollkommen vorbei“, so Schneider. Seine Forderung: Die Neugestaltung der Regelsätze für Kinder und Jugendliche. Da die bisherige Datengrundlage schlicht „statistischer Schrott“sei, müsse das völlig Bildungspaket sofort in gemeinsamer Initiative von Bund und Ländern vom „Kopf auf die Füße gestellt werden“.

(Quelle: Wohlfahrt intern)

Problem endlich erkannt, Lösung erneut verfehlt

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„Der vorliegende Vorschlag ist ein Schlag ins Gesicht all derjenigen Menschen, die sich mit Mini-Jobs über Wasser halten müssen.“ So kommentiert Michaela Hofmann, stellvertretende Sprecherin der Nationalen Armutskonferenz (nak), die Pläne von Bundesarbeitsministerin Ursula von der Leyen (CDU), Altersarmut zu bekämpfen. Wie bereits beim Bildungspaket für Hartz-IV-Empfänger würden auch in Sachen Rente realitätsferne Entscheidungen vorbereitet.

Von der Leyen strebt eine steuerfinanzierte Zuschussrente für Geringverdiener an – vorausgesetzt Letztere haben 45 Jahre in die Rentenkasse eingezahlt. Eine sehr lange Zeitspanne, die laut Hofmann insbesondere viele Frauen, auch wenn einige Jahre der Kindererziehung angerechnet werden,  nicht erfüllen werden. Überhaupt ist diese Hürde in Zeiten unsteter Erwerbsbiografien für den Großteil der Arbeitnehmer viel zu hoch. Darüber hinaus moniert Hofmann: „Die Einführung des Bildes vom ,guten und schlechten‘ arbeitenden Menschen ist in der Sache weder zielführend noch angemessen.“

Schließlich handele es sich bei Altersarmut um ein ebenso bekanntes wie drängendes Thema, für das die Lösungen längst auf der Hand liegen: „Die heißen Mindestlohn sowie Verbesserung der Bildungschancen und der Kinderbetreuung“, formuliert Hofmann nak-Forderungen an die Adresse von der Leyens. Immerhin gebe es genügend Konzepte von Verbänden und Parteien, die auf ihre Wirksamkeit und Umsetzbarkeit geprüft werden könnten.

Leben wurde im August um 2,4 Prozent teurer

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Die Inflation in Deutschland verharrt wegen der weiterhin hohen Energiepreise auf ihrem Jahreshoch. Anders als zunächst ermittelt seien die Verbraucherpreise im August im Vergleich zum Vorjahresmonat um 2,4 Prozent gestiegen, teilte das Statistische Bundesamt mit. Ursprünglich hatten die Statistiker eine Jahresteuerung von 2,3 Prozent erwartet.

Die Inflationsrate wurde auf Jahressicht im August einmal mehr maßgeblich vom Preisanstieg um 9,9 Prozent bei Energie bestimmt. Vor allem Mineralölprodukte wie leichtes Heizöl (+ 22,1 Prozent) und Kraftstoff (+ 11,1 Prozent) verteuerten sich binnen Jahresfrist deutlich. Ohne Berücksichtigung von Energie hätte die jährliche Inflationsrate einen ganzen Prozentpunkt niedriger bei 1,4 Prozent gelegen. Nennenswert war im August der Preisanstieg für Bekleidung. Aufgrund des allmählichen Übergangs von der Sommer- auf die Herbst-/Winterkollektion mussten die Verbraucher durchschnittlich 2,2 % mehr zahlen.

Lebensmittel verteuern sich überdurchschnittlich

Über dem Durchschnitt steigen die Verbraucherpreise weiterhin bei Nahrungsmitteln: Die Statistiker ermittelten im Vergleich zum Vorjahr ein Plus von 2,5 Prozent. Erheblich zogen die Preise für Margarine (+ 15,7 Prozent) und Butter (+ 10,0 Prozent) an sowie für Molkereiprodukte wie Sahne (+ 12,9 Prozent) oder frische Vollmilch (+ 7,1 Prozent). Auch für Kaffee (+ 21,8 Prozent) mussten die Verbraucher deutlich tiefer in die Taschen greifen als im August 2010. Hingegen stiegen die Nettokaltmieten, für die die Haushalte gut ein Fünftel ihres Gesamtbudgets ausgeben, nur moderat um 1,2 Prozent. Unter den Dienstleistungen verteuerten sich binnen Jahresfrist vor allem Flüge (+ 15,0 Prozent).

Günstiger als im August 2010 waren laut Statistischem Bundesamt vor allem Zitronen, Computerprogramme, Mobiltelefone und einige Gemüsearten. Auch die Beiträge zur Kraftfahrzeugversicherung gingen um 5,5 % zurück. Im Vergleich zum Vormonat Juli 2011 blieben die Preise im August insgesamt stabil.

(Quelle: tagesschau.de)

Zum Suizidpräventionstag der WHO am 10. September: Niedrigschwellige Angebote und Abschaffung der Praxisgebühr

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„Die Häufigkeit, mit der Depressionen und Suizidalität auftreten, korreliert oft mit dem sozioökonomischen Status der Betroffenen“, sagt der stellvertretende Sprecher der Nationalen Armutskonferenz (nak) Professor Gerhard Trabert. Deshalb fordert er anlässlich des Suizidpräventionstags, den die Weltgesundheitsorganisation (WHO) alljährlich zum 10.September ausruft, niedrigschwellige Beratungsstellen unter anderem auch im Job-Center. „Damit bedürftige Menschen, die an Depressionen und anderen psychischen Problemen leiden, unbürokratisch Hilfe bekommen“, erklärt der Mediziner.

Burn-Out, Angststörung, Suizidalität: Laut Trabert ist es wichtig, dass diese Themen bereits in der Schule, im Unterricht, aufgegriffen werden und im Hinblick auf das Erkennen und Betreuen von betroffenen Schülern, die Schulsozialarbeit entsprechend gestärkt wird. Trabert: „Damit insbesondere bedürftige Betroffene rechtzeitig einen Arzt konsultieren, müssen Hemmschwellen wie Praxisgebühr und Zuzahlungen abgeschafft werden.“ Schließlich hätten US-amerikanische Studien gezeigt, dass gerade psychisch kranke Menschen seltener zum Arzt gehen und ihre Medikamente nicht mehr regelmäßig einnehmen, wenn sie finanzielle Eigenleistungen erbringen müssen.

Suizidversuche sowie vollzogene Selbsttötungen sind bei arbeitslosen Menschen generell erhöht: So sind die Suizidversuche Arbeitsloser bis zu 20 Mal häufiger als bei vergleichbaren Gruppen von Erwerbstätigen. Oft markiert dies einen langen  Leidensweg: Laut der Kinderstudie des Robert-Koch-Instituts (KIGGS-Studie 2006) zeigen 22 Prozent der Kinder und Jugendlichen psychische Auffälligkeiten; 14 Prozent von ihnen sind manifest an Angststörungen, Depressionen und anderen Leiden erkrankt. Während 31,3 Prozent der Kinder und Jugendlichen in der unteren Sozialschicht psychisch auffällig sind, trifft Selbiges auf „nur“ 16,4 Prozent in der oberen Schicht und 21 Prozent in der Mittelschicht zu (Lesen Sie weitere Daten im Anhang).

Material Prof. Trabert