Sozialpolitik

Armut nicht länger tabuisieren, Arme nicht länger ausgrenzen

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Zum UNESCO-Welttag der Toleranz am 16. November

Fast jeder sechste Bundesbürger ist davon betroffen: Armut. Doch obwohl 14,4 Prozent der Menschen in Deutschland als bedürftig gelten, wird das Problem weitgehend tabuisiert. Mehr noch: Häufig wird Armen sogar unterstellt, ihre Situation selbst verschuldet zu haben. Diese Stigmatisierung aber führt unweigerlich zu  sozialer Ausgrenzung und psychischer Belastung bei den Betroffenen. Deshalb fordert Thomas Beyer, Sprecher der Nationalen Armutskonferenz (nak), anlässlich des UNESCO-Welttags der Toleranz: „Wer Armut leugnet, verhindert die Überwindung ihrer Ursachen. Deshalb müssen sich Gesellschaft und Politik endlich der Armutsdiskussion stellen!“

Es zeige sich, dass neben Arbeitslosen besonders Alleinerziehende gefährdet sind zu verarmen. Damit erkläre sich zum Teil, warum Frauen von Bedürftigkeit stärker betroffen sind als Männer. Eines empört Beyer besonders: „Es ist ein Skandal, dass 38 Prozent der Kinder familiäre Armut erleben.“ Zumal die Gefahr arm zu bleiben, größer sei, als arm zu werden. Um Armut zu reduzieren, müsse man früh ansetzen – bei den Kindern. Beyers Schlussfolgerung: „Der Ausweg aus dem Armutskreislauf führt vor allem über mehr Bildung.“

Die Hartz IV Republik: Sind die Deutschen noch zu retten?

Geschrieben von Dieter Carstensen. Veröffentlicht in Allgemeines

Vier Schlagzeilen der letzten Tage sagen viel aus über den Zustand dieser Republik im Jahre 6 nach Einführung der Hartz IV Gesetze und dem Abgang des "Bosses der Bosse", Armani Fans und Hartz IV Kanzlers Schröder: "Armut auf Rekordniveau" stellte der "Paritätische Wohlfahrtsverband" in einer Pressemitteilung am 3.11.11 mit. Am 7.11.11 konstatierte der "blog.campact.de" feststellend: "G20-Gipfel setzt Banken nicht einmal Mini-Schranken". Am 8.11.11 titelte der "Sozialticker.de" "Hartz IV-Bildungspaket: Erfolgsmeldung entpuppt sich als Schaumschlägerei" und ebenfalls am 8.11.11 titelte die FAZ "Die Löhne sinken trotz Aufschwung". Da stellen sich doch Fragen wie: Sind die Deutschen noch zu retten? Wie lange lassen sich die Deutschen den Irrsinn ihrer politischen Nomenklatura noch gefallen? Wann gehen die Deutschen massenhaft aus Protest auf die Straßen?
 
In seiner Presseerklärung vom 3.11.11  schrieb der "Paritätische Wohlfahrtsverband":
 
"Der Paritätische weist darauf hin, dass den über 12 Millionen armen Menschen in Deutschland ein privates Geldvermögen von rund fünf Billionen Euro gegenüber stehe. „Nicht nur die Armut in Deutschland hat Rekordniveau erreicht, sondern auch der Reichtum hat trotz aller Krisen stetig zugenommen. Wenn dieser eklatanten Ungleichheit kein Ende bereitet wird, droht unsere Gesellschaft zu kollabieren“, warnt Ulrich Schneider, Hauptgeschäftsführer des Paritätischen."
 
 
Genau darum geht es, bei der sich immer mehr zuspitzenden Konfrontation in diesem Staate, zwischen denen da oben und uns hier unten: Wielange geht der Krug noch zum Brunnen, bis er zerbricht?
 
Über 1,7 Millionen Kinder wachsen in bitterster Armut auf, in einem Staat, in welchem ein privates Geldvermögen von Fünf Billionen Euro angehäuft wurde, einem Staat, der zu den reichsten dieser Erde zählt und wo die Zahl der Einkommensmillionäre in den letzten 20 Jahren geradezu explodiert ist, wohingegen auf Seiten der Beschäftigen durch die sozialen Verbrechen seit Schröder, wie gezielter Ausweitung des Niedriglohnsektors und der Zeitarbeit, mit katastrophalen Lohnbedingungen,
der Einführung der 400 Euro Jobs, die nachweislich im Handel und im Dienstleistungsgewerbe hunderttausende Vollzeitstellen vernichtet haben, immer mehr Menschen von ihrer Arbeit kaum noch, oder nur noch als sogenannte "Hartz IV Aufstocker" leben können, wobei dieser Begriff nichts beinhaltet, als staatliche finanzielle Subventionen für Firmen, die Hungerlöhne zahlen und Ausbeutung an ihren Beschäftigten zur eigenen Gewinnmaximierung betreiben.
 
Die Löhne derjenigen, welche überhaupt noch Arbeit haben, sinken sogar seit Jahren, was die Nettokaufkraft angeht. Selbst die eher konservative Frankfurter Allgemeine Zeitung, musste am 5.11.11 unter dem Titel "Reallöhne der Deutschen - Die Löhne sinken trotz Aufschwung" feststellen, Zitat:
 
l" size="4">"Selbst nach den Aufschwungjahren können die meisten Lohnerhöhungen immer noch nicht die Inflation ausgleichen. Eine noch unveröffentlichte Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung zeigt, dass die Reallöhne der Deutschen in den vergangenen fünf Jahren kontinuierlich gesunken sind. Auch die vergangenen zwei Aufschwungjahre haben den Trend nicht gedreht."
 
 
Es droht ein Auseinanderbrechen dieses Staates, so sehe ich das, weil selbst der deutsche Michel wird irgendwann sagen, dass es reicht, dass es genug ist.
 
Worin dieses Auseinanderbrechen bestehen wird, vermag wohl niemand vorauszusagen. Es kann, muss aber nicht, in der Entstehung von Parallelgesellschaften, wie man besonders in Berlin bereits seit langem beobachten kann, bestehen, es kann in Wahlverweigerungen Ausdruck finden, wenn deutlich unter fünfzig Prozent überhaupt noch wählen gehen, es mag in Massenprotesten sichtbar werden, oder schlimmstenfalls in offenen Straßenkämpfen. Jede Prognose, wie sich das Auseinanderbrechen ausdrücken wird, wäre unseriös, wer vermag schon in die Zukunft sehen?
 
Was man aber kann, ist den Ist - Zustand dieses, längst schon sehr weit fortgeschrittenen, Auseinanderbrechens unserer Gesellschaft zu analysieren.
 
Unsere Innenstädte sind längst überall uniform geworden, überall die optisch von der Fassade gleich aussehenden Geschäfte der großen Handelsketten. Man merkt kaum noch, ob man nun gerade durch die Innenstadt von Hamburg, Köln, oder München läuft.
 
Wenn man die Menschen in diesen Innenstädten aufmerksam beobachtet und nicht nur Augen für die Schaufenster hat, wird man auch sehr viel aussagekräftiges über den Zustand des Auseinanderbrechens unserer Gesellschaft feststellen können:
 
Die schick angezogenen Menschen, im Gegensatz zu der immer größer werdenden Zahl der Menschen, denen man schon an der Kleidung ansieht, dass sie verarmt sind, das unterschiedliche Verhalten in den Supermärkten, wo die einen alles wahllos in ihre Einkaufswagen schmeißen und die anderen, meist mit kleinen Zettelchen in der Hand, ganz genau gucken, wo das preiswerteste Produkt steht und suchen, bis sie es haben und wenn sie vor einem an der Kasse stehen, sieht man, nur das Nötigste wurde eingekauft und man erlebt es oft, dass dann mal ein Euro, oder fünfzig Cent zum Bezahlen fehlen und sie dann an der Kasse was aus ihrem Einkauf liegen lassen müssen.
 
Die Armut ist nicht laut, sie ist leise. Wer nichts hat, kann auch nicht laut sein, da er ja kaum irgendwo hingehen kann, wo andere sich vergnügen, etwa die lautstarken Stammtischhelden mit ihrem BLÖD - zeitungsmäßigen Gegröhle von "Wer Arbeit sucht, findet auch welche." Wenn das Geld für eine Tasse Kaffee, für einen Verein, für kulturelle und soziale Teilhabe und sogar für Busfahrkarten oder nahezu jegliche gemeinsamen, gesellschaftsüblichen Aktivitäten mit anderen fehlt, wird es einsam, die Menschen vereinsamen, verbittern, ziehen sich zurück, leben in Angst, Scham, werden krank, körperlich und psychisch und verlieren jeglichen Lebensmut.
 
Prof. Dr. med. Volker Faust schrieb zu den Folgen der gesellschaftlichen Ausgrenzung durch den Verlust von Arbeit bei den Betroffenen in seinem, wie ich finde, bemerkenswerten Aufsatz,
 
"DIE ARBEITSLOSIGKEIT UND IHRE PSYCHOSOZIALEN FOLGEN",
 
unter der sehr treffenden Zwischenüberschrift "Arbeitslose werden andere Menschen", Zitat:
 
"Arbeitslosigkeit ist eine besondere Form der psychosozialen Zermürbung. Das ist den wenigsten bewusst, die sich eines sicheren Arbeitsplatzes erfreuen können. Denn Untätigkeit ist nicht Freizeit. Man kann nicht gegen seinen Willen "ausspannen" - und zwar endlos. Sonst droht man körperlich inaktiv, geistig träge, seelisch instabil zu werden und schließlich sogar Kontaktfähigkeit und Selbstachtung zu verlieren."
 
 
Für mich hat es vielfältige Ursachen, warum noch nicht Millionen durch Arbeitslosigkeit ausgegrenzter, mit Hartz IV oder anderen Sozialleistungen, am Rande des Existenzminimums lebende Menschen, massenhaft auf die Straßen gegangen sind und diese Republik zur Durchsetzung ihrer berechtigten Ansprüche lahm gelegt haben.
 
Einige habe ich wie o.a. bereits erwähnt.
 
Prof. Dr. med. Volker Faust geht in seinem Aufsatz, unter der Zwischenüberschrift "Die Arbeitslosigkeit und ihre psychosozialen Folgen", aber noch auf einen weiteren wichtigen Aspekt ein, Zitat:
 
"Zwar gab es Arbeitslosigkeit schon früher, und zwar ausgeprägter, wie sich die ältere Generation noch mit Schaudern erinnert. Doch lässt sie sich gerade in einer Zeit der Konsum-Ideologie und des Wohlstands besonders schlecht verkraften. Früher stand auch die (allgemeine) materielle Not im Vordergrund. Heute sind es vor allem die seelischen, psychosozialen und schließlich sogar psychosomatisch interpretierbaren Auswirkungen (unverarbeitete seelische Probleme äußern sich körperlich), die die Konsequenzen für den Einzelnen, seine Familie und sogar seinen Freundeskreis bestimmen."
 
Anmerken möchte ich, dass in dem Aufsatz, auch Prof. Faust unter der Zwischenüberschrift "Was kann man tun", m.E. die finanziell äußerst geringen Möglichkeiten der Betroffenen nicht ausreichend berücksichtigt. Wenn man bedenkt, dass im Hartz IV Regelsatz pro Tag für Ernährung nur 4 Euro vorgesehen sind, wird es z.B. schon eng, wenn man mal Freunde zu sich nachhause zum Essen einladen will.
 
Mir kommt es so vor, als hätten sich die Deutschen irgendwie in dieser Hartz IV Republik eingerichtet!
 
Bei jeglicher Hartz IV Erhöhung gröhlen die Stammtische pöbelnd los, aber bei den jährlichen 30 Milliarden Euro Steuerhinterziehung sagt kaum jemand was.
 
Deutschland, ein gespaltenes Land, mit auseinanderdriftenden Wahrnehmungen und Lebenswirklichkeiten.
 

Und nun will man die Steuern senken! Mal davon abgesehen, dass die geplanten Steuersenkungen bei unteren Einkommensgruppen höchstens für monatlich eine Tasse Kaffee auswärts reichen würden, meine ich, dass, wenn diese Regierung “zuviel” Geld hat, sie dann davon die Ärmsten der Armen unterstützen und die Regelsätze für Hartz IV und Sozialhilfe auf monatlich 440 Euro erhöhen sollte, auch und erst recht für ALLE davon betroffenen Kinder, egal welchen Alters.

Diese Mehrleistungen würden zudem sofort in den Konsum fließen, denn wer wenig Geld hat, muss es sofort für das Nötigste ausgeben, Handel und Dienstleistungsgewerbe fördern und über die Mehrwertsteuer käme eh ein erkleckliches Sümmchen zurück in den Bundeshaushalt.

Aber Steuern senken, solange Menschen in diesem Staat, einem der immer noch reichsten Länder der Erde, von monatlichen Regelsätzen in Höhe (besser sollte man sagen: Tiefe) von 364 Euro leben, halte ich für genauso pervers, wie Banken für ihre Raffgier, welche sie selber in die Pleite führte, mit Milliarden aus Steuermitteln am Leben zu erhalten.

Interessant ist, was sich zur Zeit in der Schweiz abspielt, wozu die Deutschen aber scheinbar zu dumm sind.

Wir diskutieren hier über Mindestlöhne, ich würde sagen Hungerlöhne um 7,50 Euro bis 8,50 Euro.

Und was macht der Schweizer Gewerkschaftsbund? Er fordert einen Mindestlohn von 18 Euro, was hier kaum jemand wahrgenommen hat.

Nein, das ist kein Märchen!

Die Zeitung Focus schrieb am 6.11.11 unter der Überschrift "Schweizer fordern Mindestlohn von 18 Euro", Zitat:

"Die Schweizer Gewerkschaften haben nach eigenen Angaben genug Unterschriften für eine Volksabstimmung über die Einführung eines Mindestlohns von 22 Franken (18 Euro) pro Stunde gesammelt. Mehr als 121 000 Menschen hätten die Petition unterschrieben, sagte Gewerkschaftssprecher Peter Lauener am Sonntag.

Auch nach Streichung ungültiger Namen werde man die für ein Referendum verlangten 100 000 Unterschriften erreichen. Der Vorschlag würde Arbeitern bei einer 42-Stunden-Woche ein Mindesteinkommen von 4000 Franken (3278 Euro) garantieren, teilte der Schweizer Gewerkschaftsbund SGB mit."

Quelle: http://www.focus.de/politik/ausland/gewerkschaftsbund-schweizer-fordern-18-euro-mindestlohn-pro-stunde_aid_681817.html

Der Schweizer Gewerkschaftsbund war dieses Volksbegehren nach ausführlichen Expertenanhörungen angegangen und kann sich auch auf Umfragen in der Bevölkerung stützen, in welchen sich 85 Prozent für einen Mindestlohn aussprachen.

Und bei uns?

Da führen die Parteien, Gewerkschaften und Arbeitgeber einen Tanz auf wie um das Goldene Kalb, in der Diskussion um einen anständigen Mindestlohn, welcher selbstverständlich über der Armutsgrenze zu liegen hätte. Wer als Lediger im Jahr 2009 über ein  Einkommen von weniger als 11.278 Euro im Jahr verfügte, was einem Monatseinkommen von 940 Euro entspricht, galt schon 2009 damit als arm, nach der Erhebung "Leben in Europa 2010", wobei die Armutsgrenze eigentlich nach logischen Denken den Mindestlohn vorgibt, "damit sich Leistung wieder lohnt", um mal sarkastischerweise die "Wirtschaftsexperten" von der 3 % Partei FDP zu zitieren.

(Siehe hierzu auch bei ARD Tagesschau unter dem Titel "Fast jeder Sechste muss Armut fürchten" unter dem Link: http://www.tagesschau.de/inland/armut162.html )

Und da schließt sich der Kreis meiner Ausführungen:

Sind die Deutschen noch zu retten?

(Quelle: Homepage des Autors )

"Der Autor stimmt einer Übernahme seines Beitrages im Rahmen der Creative Commons licenses  nur zu, wenn ihm eine Übernahme und Veröffentlichung durch andere Webseiten über das Kontaktformular seiner Homepage mitgeteilt wird."

nak-Sprecher Thomas Beyer fordert von Bundessozialministerin Ursula von der Leyen tatsächliche Mitsprache beim Rentendialog

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„Die Nationale Armutskonferenz ist kein Feigenblatt“

nak-Sprecher Thomas Beyer fordert tatsächliche Mitsprache beim laufenden Rentendialog der Bundesregierung

„Dabei sein ist im Fall des laufenden Rentendialogs der Bundesregierung eben doch nicht alles, Frau von der Leyen“, richtet sich Thomas Beyer, Sprecher der Nationalen Armutskonferenz (nak), an Bundessozialministerin Ursula von der Leyen. Beyer betont: „Die Nationale Armutskonferenz ist kein Feigenblatt! Wir haben uns bei den internen Gesprächen äußerst kritisch zu den Plänen der Regierung in Sachen Zuschussrente geäußert.“ Deshalb lasse sich die nak nicht nach außen vereinnahmen, zumal bislang keiner der  konstruktiven Beiträge der nak ins Konzept der Regierung eingeflossen ist.

Hintergrund für Beyers Klarstellung ist eine Pressemitteilung des Deutschen Bundestags zu erwähntem Rentendialog. Darin heißt es: „(…) dass die Interessen der Betroffenen, die von Altersarmut bedroht sein könnten, im Rahmen des Rentendialogs insbesondere durch die Beteiligung der Sozialverbände und der Nationalen Armutskonferenz ausreichend vertreten werden“.

Fast jeder Sechste muss Armut fürchten

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Beim Kampf gegen die Armut in Deutschland gibt es kaum Fortschritte. 15,6 Prozent der Bevölkerung galten nach Berechnungen des Statistischen Bundesamt 2009 als armutsgefährdet und damit etwa genauso viele wie im Jahr davor. Das größte Risiko besteht für Arbeitslose. 70,3 Prozent der Menschen ohne Job waren demnach von Armut bedroht. Weit häufiger als andere Bevölkerungsgruppen sind auch Alleinerziehende und deren Kinder mit einem Anteil von 43 Prozent armutsgefährdet.

Das statistiasche Bundesamt teilt dazu mit
Im Jahr 2009 waren durchschnittlich 15,6 % der Bevölkerung Deutschlands armutsgefährdet. Dies teilt das Statistische Bundesamt (Destatis) auf der Basis der aktuellen Ergebnisse der Erhebung LEBEN IN EUROPA 2010 mit. Das Armutsgefährdungsniveau blieb damit insgesamt gegenüber dem Jahr 2008 (15,5 %) nahezu konstant.
LEBEN IN EUROPA stellt die amtlichen Sozialindikatoren zu Armut und sozialer Ausgrenzung für Deutschland ("Bundesindikatoren") bereit. Die Indikatoren sind EU-weit vergleichbar. Im Jahr 2010 wurden für die Erhebung 13 079 Haushalte mit insgesamt 23 531 Personen ab 16 Jahren zu ihren Einkommen und Lebensbedingungen befragt. Armutsgefährdet war, wer nach Einbeziehung staatlicher Transferleistungen ein Einkommen von weniger als 11 278 Euro im Jahr beziehungsweise 940 Euro monatlich zur Verfügung hatte. Bezugszeitraum für die Erhebung der Einkommen war das Vorjahr (2009).

Armutsrisiko bei weniger als 940 Euro im Monat

Die Daten basieren auf der Erhebung "Leben in Europa 2010". Die Statistiker befragten im vergangenen Jahr etwa 23.500 Personen zu ihren Einkommen des Vorjahres. Der Erhebung zufolge galt als armutsgefährdet, wer einschließlich staatlicher Leistungen wie Hartz IV oder Arbeitslosengeld I über ein Einkommen von weniger als 11.278 Euro im Jahr verfügte. Dies entspricht einem Monatseinkommen von 940 Euro. Der Regelsatz für Hartz-IV-Empfänger liegt derzeit bei 364 Euro. Aufgrund der unterschiedlichen Gewichtung der verschiedenen Mitglieder eines Haushalts wurde die Grenze der Armutsgefährdung bei einer Familie mit zwei Kindern bei einem Einkommen von 23.684 Euro pro Jahr errechnet.

Das Armutsrisiko war nach Angaben des Statistischen Bundesamt für Frauen etwas größer als für Männer und für Rentner etwas niedriger als Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren. Die geringste Armutsgefährdung ermittelten die Statistiker für Berufstätige mit eigenem Einkommen.

Quelle: tagesschau.de


 

Menschen rein, Konzerne raus

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Aufruf zur Unterzeichnung

Liebe Freundinnen und Freunde,


In 24 Stunden treffen sich die Regierungen der G20, um über die weltweite Wirtschaftskrise zu beraten, und Banken und Großkonzerne sponsern den Gipfel im Austausch für uneingeschränkten Zugang. Dies geschieht, während die Bürger außen vor bleiben. Lassen Sie uns Nicolas Sarkozy eine riesige Petition schicken, die ihm zeigt: Raus mit den Unternehmen -- die G20 sind für die Menschen da.

Es ist unglaublich. Die G20 -- Treffpunkt der mächtigsten Regierungen der Welt -- kommen in zwei Tagen zusammen, um die weltweite Wirtschaftskrise zu besprechen, und wer sponsert das Treffen? Banken und Großunternehmen!

Kein Wunder, dass der Ort des Treffens -- die französische Stadt Cannes -- komplett abgeriegelt und für Normalbürger unzugänglich ist, während Banken und Vorstände von Großkonzernen Zugang haben und Einfluss auf unsere Regierungen nehmen können.

Unternehmen haben sich unserer Regierungen ermächtigt und weitreichende Rettungszahlungen erwirkt, obwohl sie unsere Wirtschaft zerstören. Jetzt erkaufen sie sich den Weg in genau den Gipfel, der die finanzielle Zukunft des Großteils der Welt entscheiden könnte. Gemeinsam können wir den Gastgeber des Gipfels, Nicolas Sarkozy, überzeugen, den Sponsoren den Laufpass zu geben -- lassen Sie uns eine Welle der Entrüstung starten, die die Medien aufrüttelt und Sarkozy zwingt, die Unternehmenssponsoren rauszuwerfen und die G20 für uns alle zurückzugewinnen. Unterzeichnen Sie die Petition und leiten Sie diese E-Mail weiter:

http://www.avaaz.org/de/occupy_g20/?vl

Die Grenze zwischen Großkonzernen und verantwortungsvollen Regierungen verwischt zunehmend. Politiker finanzieren ihre Wahlkämpfe mit Geld von Unternehmen, revanchieren sich dann nach der Wahl mit entsprechenden Gesetzen für den Gefallen, und nehmen gutbezahlte Jobs bei den Unternehmen an, wenn sie aus dem Amt ausscheiden. Man nennt das Korruption, ganz einfach.

Nun hat Société Générale, eine französische Bank, die mit öffentlichen Geldern gerettet wurde und ein Eigeninteresse an Europas Finanzpolitik hat, für die prominente Platzierung ihres Logos als offizieller Sponsor bezahlt. Die US- und weitere Handelskammern werden zu einem gemütlichen “B20-Gipfel” eingeladen, wo sie unseren Politikern ihre Gedanken mitteilen können.

Der einzige Weg, Gesetze zu bekommen, die Arbeitsplätze schützen, Spekulanten anpacken und eine gerechte Zukunft garantieren, ist, die Lobbies zurückzudrängen und unsere Politiker aus den Fängen von Unternehmensinteressen zu befreien. Teilen wir Nicolas Sarkozy und den anderen Entscheidungsträgern mit, dass ihre Zukunft davon abhängt, dass sie die Sponsoren jetzt sein lassen und sich gegen die Einnahme unserer Regierungen durch Unternehmen stellen. Unterzeichnen Sie die Petition und leiten Sie diese E-Mail an alle weiter:

http://www.avaaz.org/de/occupy_g20/?vl

Die weltweite Wirtschaftskrise ist aus Gier und Eigeninteresse entsprungen. Aber in der Not können wir auf wunderbare Arten zusammenkommen, wie wir dieses Jahr schon wiederholt gesehen haben. Von der Wall Street und London bis nach Melbourne besetzen zehntausende von Bürgern ihre Städte -- wir können uns ihnen anschließen, verantwortungbewusste Regierungen fordern, und die Unternehmen rauswerfen!

Voller Hoffnung und Entschlossenheit,

Alex, Maria Paz, Morgan, Emma, Ricken, Wissam und der Rest des Avaaz-Teams

Weitere Informationen:

Neue Regeln für die Banken (Zeit)
http://www.zeit.de/wirtschaft/2011-10/G20-Gipfel-Cannes

Kommentar: Club der Rückwärtsdenker (TAZ)
http://www.taz.de/Debatte-G-20-Gipfel/!81084/

Wirtschaftskapitäne setzen die G20 unter Druck (Financial Times) Englisch
http://www.ft.com/cms/s/0/21ccfea6-02e6-11e1-899a-00144feabdc0.html#axzz1cMLOw7GP

Liste der G20 Cannes Sponsoren (Englisch)
http://www.g20-g8.com/g8-g20/g20/english/the-2011-summit/partnerships/partnerships.69.html

Business-Gipfel B20 parallel zu G20 (Englisch)
http://www.b20businesssummit.com/guests/business-organizations

Ottawa vermied Unternehmenssponsoren für G20 (Englisch)
http://www.theglobeandmail.com/news/world/g8-g20/news/ottawa-steered-clear-of-corporate-sponsorships-for-g8-g20/article1608401/

Programm "Sozialhilfe unter Druck: Wir mischen uns ein!"

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Der immer grössere Druck auf die Sozialhilfe beeinträchtigt die Lebenssituation von Armutsbetroffenen und die Arbeitssituation von SozialarbeiterInnen. Wie reagieren wir darauf?

Kurzreferate von Annie Ortelli und Selina Tribbia, Diskussion in moderierten Kleingruppen, konkrete Massnahmen.

Wir freuen uns auf Ihre Teilnahme: AvenirSocial Sektion Bern, Gruppe für Menschenwürde in der Sozialhilfe (GMS-BERN), vpod bern.

Anmeldung bitte unter Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! oder Tel.: 031 382 33 38 bis 11.11.2011
Spontane Teilnahme ist auch möglich.

 

6. Treffen von Menschen mit Armutserfahrung -Dokumentation-

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Einführung

Das sechste Treffen von Menschen mit Armutserfahrung hat sich mit über 100 Teilnehmenden inzwischen etabliert. Das Treffen wird als Möglichkeit zum Austausch, zur Vernetzung, zur Information über die Hauptthemen und zur politischen Weiterbildung genutzt.

Es ist in der Tradition der Europäischen Treffen von Menschen mit Armutserfahrung eine Plattform, die Partizipation nicht als Anspruch sondern als gelebte Wirklichkeit umsetzt.

In diesem Jahr konnten leider nicht alle Anmeldungen berücksichtigt werden, da die zur Verfügung stehenden finanziellen Mittel nicht ausreichten.

Nur durch die geduldigen und intensiven Verhandlungen von Frau Schmidt, der Geschäftsführerin der Nationalen Armutskonferenz, gelang es überhaupt die Veranstaltung durchzuführen. Das Bundesministerium für Arbeit und Soziales wollte die Mittel auf das Budget in den Jahren vor dem Europäischen Jahr gegen Armut und soziale Ausgrenzung begrenzen, welches die Absage des Treffens zur Folge gehabt hätte.

Frau Schmidt gilt an dieser Stelle ein ganz besonderer Dank, ebenso wie den Referenten und Moderatoren des Treffens. Ohne deren Unterstützung und ehrenamtliches Engagement wäre dieses Treffen nicht durchführbar gewesen.

Die Dokumentation enthält die Vorträge und Ergebnisse der Arbeitsgruppen, eine Zusammenfassung sowie einige Artikel und Rückmeldungen von TeilnehmerInnen.

Anregungen, wie die nächsten Treffen gestaltet und durchgeführt werden sollen bzw. Angebote zur Mithilfe sind immer willkommen und zu richten an:

„Menschen mit Armutserfahrungen müssen ein Mitspracherecht bekommen“

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Nationale Armutskonferenz (nak) zur Konzeption des 4. Armuts- und Reichtumsberichts der Bundesregierung

Ein Korrektiv der Armutspolitik der Bundesregierung – so versteht sich die Nationale Armutskonferenz (nak). Dieser Funktion entsprechend hat die nak jetzt zur Konzeption des 4. Armuts- und Reichtumsberichts der Bundesregierung Stellung bezogen. „Die bisherige Gliederung und das Schwerpunktthema der Sozialen Mobilität lassen darauf schließen, dass der Bericht Armut und dessen Ursachen wieder eher individualisiert und weniger die gesellschaftlichen und politischen Rahmenbedingungen, die veränderbar wären, darstellt “, urteilt Michaela Hofmann, stellvertretende nak-Sprecherin, über den Entwurf, der im Sommer 2012 erscheinen soll. Deshalb hat die nak eine Reihe von Verbesserungsvorschlägen beim Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS) eingereicht.
Unter anderem fordert sie: „Menschen mit Armutserfahrung sollten aktiv in den Prozess einbezogen werden“, erklärt Hofmann. Vorstellbar sei etwa ein eigenes und selbstverantwortetes Kapitel innerhalb des Berichts. Für die Umsetzung stehe man als kompetenter Ansprechpartner zur Verfügung. Außerdem bemängelt die nak, dass dem derzeitigen Entwurf ein reflektierter und kritischer Blick auf die Kürzungen in der Arbeitsförderung (SGB III und insbesondere SGB II) fehlt. Hofmann: „Diese Perspektive sollte in einem gesonderten Kapitel aufgenommen werden.“
Die nak unterstützt die vom Deutschen Caritasverband vorgenommenen Einschätzungen und Aufforderungen einer empirischen Studie zu so genannten verdeckt Armen sowie zur Aufnahme eines Indikators, der eine Aussage zur Linderung des Armutsrisikos durch die bestehenden Grundsicherungssysteme trifft. Nicht zuletzt ist man der Meinung, dass der Beraterkreis, zu dem auch die nak gehört, den Status einer Expertenkommission bekommen sollte, „deren fachliche Expertise und Kompetenz im Rahmen des Partnerschaftsprinzips Einfluss auf die Entstehung des Berichts nehmen kann“, erläutert Hofmann.