Sozialpolitik

Die vergessene Bildungsgruppe: Mädchen und Jungen mit Migrationshintergrund (Weltbildungstag am 8.9.2011)

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Bildung ist nicht der Königsweg, um Armut zu vermeiden. Das beweisen die Demonstrationen gut ausgebildeter und dennoch arbeitsloser Spanier, Griechen und anderer junger Menschen weltweit. „Auf jeden Fall aber ist Bildung die Grundvoraussetzung, um eine gut bezahlte und möglichst unbefristete Arbeitsstelle zu erhalten. Leider ist die Realität in Deutschland aber eine andere“, sagt Michaela Hofmann, stellvertretende Sprecherin der Nationalen Armutskonferenz (nak).

Tatsächlich liegt die Quote der Schulabbrecher deutscher Herkunft laut Integrationsbericht der Bundesregierung bei bundesweit 6,5 Prozent. Dramatischer ist die Situation für Migranten – in allen Bildungsbereichen: 16 Prozent von ihnen verlassen die Schule ohne Abschluss. Während 57,6 Prozent der 18- bis 23-jährigen Deutschen eine Ausbildung absolvieren, finden sich in derselben Altersgruppe nur 23,9 Prozent Azubis mit Migrationshintergrund. 30 Prozent der Migranten bleiben ohne Berufsausbildung, zweieinhalb Mal so viele wie Deutsche. Während rund 30 Prozent Deutsche Abitur machen, erreichen nur 11 Prozent der Migranten Hochschulreife.

Insbesondere die schlechtere Bildung von Jungen und speziell die von Jungen mit Migrationshintergrund wird von der Bundesregierung lediglich zur Kenntnis genommen – Konzepte, dies flächendeckend zu verhindern, gibt es nicht“, moniert Hofmann. Resultat sei, das manches Kind die Grundschule verlasse, ohne richtig lesen, schreiben und rechnen zu können.

Anlässlich des Weltbildungstags fordert die nak die Bundesregierung auf, auf diesem Gebiet aktiver zu werden. Hofmann: „Das Bildungspaket für die Kinder der Leistungsberechtigten nach dem SGB II und weiteren einkommensarmen Haushalten muss finanziell aufgestockt und unbürokratischer ausgerichtet werden.“ Darüber hinaus müsse Bildung von der Geburt bis zur Universität kostenfrei gestaltet werden. „Der Artikel 28 der UN-Kinderrechtskonvention muss endlich ernstgenommen und umgesetzt werden“, fordert Hofmann.

STREET JUMPER - Ein Projekt von Armut und Gesundheit in Deutschland e.V.

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Mit unserem STREET JUMPER“, suchen wir Kinder und Jugendliche in benachteiligten Wohngebieten in Mainz auf.

Herzstück des Angebots ist ein für Kinder und Jugendliche attraktives, auffälliges Wohnmobil mit kleiner Küche, Sitzecke, Stauraum für Materialien etc. Es besucht zu immer gleichen Zeiten Orte in verschiedenen Stadtgebieten, an denen sich Kinder und Jugendliche aufhalten.

Bei uns gibt  es einen gesunden Imbiss, eine warme Suppe, Getränke und ansprechende Sport- und Spielmöglichkeiten, körpertherapeutische Angebote und immer ein offenes Ohr für alles. Eine kleine Bibliothek ist vorhanden, ebenfalls Internetzugang, vor Ort wird ein improvisiertes Straßencafé eingerichtet.

Im Mobil ist auch bei schlechtem Wetter Platz für Gespräche und individuelle Beratung oder um sich mal zum Lesen zurückzuziehen.

Für besondere Angebote können wir feste Räume ansässiger Jugendhilfeeinrichtungen nutzen.

Mit Eltern und Großeltern wollen wir durch einen Nachmittagscafétreff ins Gespräch kommen.

Um die Angebote so vielfältig wie möglich zu machen und gleichzeitig auf vorhandene Vereine und deren Angebote aufmerksam zu machen, werden Institutionen und Initiativen aus den Stadtteilen als Kooperationspartner in die Arbeit mit einbezogen. Auch die Menschen, mit denen wir in der inzwischen aufgelösten Obdachlosensiedlung „Zwerchallee“ zusammengearbeitet haben und die in anderen Stadtteilen eine Wohnung bekommen haben, werden aktiv in unsere Arbeit mit einbezogen, damit der gute Kontakt erhalten bleibt, und wir sie bei Problemen auch weiterhin unterstützen können.

Information für Eltern

Das Projekt wurde mit dem Helmut-Simon-Preis ausgezeichnet.

(Quelle: armut-gesundheit.de)

 

Betreuungsgeld für Eltern von Kindern unter drei Jahren

Geschrieben von Katja SChneider . Veröffentlicht in Kinder und Jugendliche

Der Deutschen Vereins für öffentliche und private Fürsorge e.V., informiert,

ab 2013 sollen Eltern von Kindern unter drei Jahren das Betreuungsgeld erhalten, wenn sie sich entscheiden, ihre Kinder zu Hause zu betreuen. Eine derartige Regelung verhindert die gegenwärtigen Ausbaubemühungen von Kindertagesbetreuungsangeboten. Die Summe von bis zu 1,9 Milliarden Euro, die die Einführung des Betreuungsgeldes kosten würde, sollte in die Schaffung, Erhaltung und Verbesserung infrastruktureller Angebote für Kinder und Eltern investiert werden.

Ein wichtiges und immer aktuelles Thema, welches uns beschäftigt, ist die Pflege. Hier möchte ich Sie auf unsere Empfehlung zur Verringerung von Pflegebedürftigkeit hinweisen. Denn wir sind der Auffassung, dass zur Verringerung und Minimierung von Pflegebedürftigkeit ein Maßnahmenbündel aus wohnortnaher Gesundheitsförderung, abgestufter Frühdiagnostik, geriatrischer Rehabilitation und präventiv arbeitender Pflege erforderlich ist. Die Pflege ist auch Thema unseres Hauptausschuss: " Wohin steuert die Pflege" am 28. September in Berlin. Wir freuen uns, dass wir Prof. Dr. Stefan Görres, den Geschäftsführenden Direktor vom Institut für Public Health und Pflegeforschung an der Universität Bremen, für den Hauptvortrag gewinnen konnten. Danach wird unser Vizepräsident Werner Hesse durch eine sicher angeregte Diskussion mit Vertretern des Bundessozialgerichts und des Bundesministeriums für Gesundheit führen.

Lesen Sie mehr im Anhang.

Obdachlosen - Uni

Geschrieben von Maik Eimertenbrink. Veröffentlicht in Allgemeines

Sehr geehrte Damen und Herren, sehr geehrte Freundinnen und Freunde der Obdachlosenhilfe,

mein Name ist Maik Eimertenbrink, ich arbeite zusammen mit dem Verband für sozial-kulturelle Arbeit e. V. und der MUT Gesellschaft für Gesundheit mbH an einem Projekt mit dem Arbeitstitel "Obdachlosen-Uni". Das Projekt wird von der Stiftung Pfefferwerk finanziert.

Es geht bei diesem Projekt darum, herauszufinden, wie groß ein mögliches Interesse seitens von Obdachlosen und Bedürftigen an eine Art "Bildungseinrichtung für Obdachlose" ist. Dabei geht es nicht vorrangig darum, die "üblichen" Lehrinhalte bzgl. Hygiene und Selbsthilfe auf der Strasse etc. vorzutragen. Es geht vielmehr darum, dass evtl. sogar Obdachlose selbst (mit Hilfe von zur Seite gestellen Dozenten) "Vorlesungen" durchführen - und das in Ihrem gewohnten Umfeld.

Wie genau und ob soetwas angenommen wird - dies gilt es zu ergründen. Ich schicke Ihnen im Anhang mal einen Fragebogen, den wir so gern in Ihrer Einrichtung auslegen würden. Gern nehmen wir auch Tipps und Anmerkungen von Ihnen entgegen!

Download des Fragebogens

Armut ist falsch verteilter Reichtum

Geschrieben von Arnd Zickgraf . Veröffentlicht in Pressemitteilungen

Gespräch mit Thomas Beyer, Sprecher der Nationalen Armutskonferenz, über soziales Gewissen und gute Arbeit

 

Die Mehrheit der deutschen Bevölkerung hat kein Vermögen - immer mehr Menschen sind verschuldet. Doch Armut wird verdrängt in einer Gesellschaft, in der Gewinner alles bekommen und Verlierer in der Versenkung verschwinden. Kein Wunder, dass vor diesem Hintergrund nur wenige die Nationale Armutskonferenz (nak) kennen - die sozialpolitische Lobby deutscher Wohlfahrtsverbände und Gewerkschaften, die auch Mitglied des Europäischen Netzwerkes zur Armutsbekämpfung (EAPN) ist.

Thomas Beyer ist stellvertretender Vorsitzender des Landesverbandes der SPD in Bayern und seit 2011 Sprecher der Nationalen Armutskonferenz. Zum Anlass des 20-jährigen Bestehens der nak sprach Telepolis mit Beyer über Glaubwürdigkeitsprobleme von SPD-Politikern, sich als Anwalt von sozial Benachteiligten zu profilieren, die Verarmung von Kindern, Alleinstehenden und Rentnern und falsche Signale Deutschlands an die europäischen Nachbarländer.

Auf Ihrer Homepage taucht das Wort "Armut" kaum auf. Stehen Sie als Abgeordneter nicht zu Ihrem Engagement als Lobbyist für die Armen?

Thomas Beyer: Selbstverständlich stehe ich zu meinem Engagement. In meinem ehrenamtlichen Engagement bei der Nationalen Armutskonferenz bin ich übrigens nicht als SPD-Landespolitiker tätig, sondern als Mitglied des Bundesverbandes der Arbeiterwohlfahrt.

Bayern gilt als reiches Bundesland. Gibt es für die Nationale Armutskonferenz in Bayern überhaupt etwas zu tun?

Thomas Beyer: Die Nationale Armutskonferenz engagiert sich bundesweit. Das Thema Armut beschäftigt uns jedoch auch in Bayern. Es gibt nach dem Armuts- und Reichtumsbericht des Bayerischen Sozialministeriums rund 1,6 Millionen Menschen, also rund 13,6 Prozent, die in Bayern in Armut leben. Dabei verzeichnet das Land ein besonders hohes Maß an Armut bei Alleinerziehenden.Und was viele nicht wissen: Bayern ist ein Land, in dem Rentner überdurchschnittlich hoch von Altersarmut betroffen sind, da es über lange Jahre ein durch landwirtschaftliche Kultur geprägtes Land war. Zusammen mit Rheinland-Pfalz hat Bayern das niedrigste Rentenniveau in Deutschland. "Laptop und Lederhose", Industrie und Hightech haben sich erst seit wenigen Jahrzehnten im Zuge des Strukturwandels entwickelt.

Welche Form der Armut regt Sie auf?

Thomas Beyer: Mich persönlich regt Kinderarmut auf, weil es ein Skandal ist, wenn etwa in einem so reichen Bundesland wie Bayern zur Zeit rund 135.000 Kinder unter 15 Jahren im Regelbezug von Hartz-IV sind.

In der AWO Langzeit-Studie kamen Sozialwissenschaftler schon vor Jahren zu dem Ergebnis, dass Kinder aus armen Familien bei gleichen schulischen Leistungen eine mehrfach geringere Chance haben, gute Bildungsabschlüsse zu bekommen; sie sind von vielen sozialen Kontakten ausgeschlossen, in der Schule auffälliger und kränker.

Weite Bereiche der konservativen Politik verschließen vor diesen Tatsachen die Augen, obwohl kein Kind kann etwas für die Verhältnisse kann, in die es hineingeboren ist.

Im Jahr 2003 kommentierte N-TV die Pläne der Rot-Grünen Koalition, den Sozialstaat umzubauen: "SPD macht arm". Selbst der damalige Sprecher der Nationalen Armutskonferenz, Paul Saatkamp, rechnete damit, dass durch den Umbau etwa 15 Millionen Menschen in Deutschland verarmen würden. Wie glaubwürdig ist es, wenn ein SPD-Politiker heutzutage noch als Anwalt für die Armen auftritt?

Thomas Beyer: Ich bin tatsächlich klischeebehafteten Vorbehalten begegnet. Doch innerhalb weniger Monate der Arbeit für die Nationale Armutskonferenz habe ich deutlich machen können, dass es mir ein wirkliches Anliegen ist, für die Belange sozial benachteiligter Menschen einzutreten.

Es war ja die Arbeiterwohlfahrt, die die Agenda 2010 der damaligen Rot-Grünen Koalition unter Gerhard Schröder sehr kritisch kommentiert hat. Die Arbeiterwohlfahrt ist nach wie vor das soziale Gewissen der Arbeiterbewegung. Leider ist es so, dass man innerhalb der SPD nicht immer mit offenen Armen empfangen wird, wenn man dezidiert sozialpolitische Themen vertritt.

Warum nicht?

Thomas Beyer: Weil die Frage, welcher Kurs die SPD erfolgreich macht, seit Gerhard Schröder sehr umstritten ist. Doch gerade ein sozialpolitisches Ehrenamt auszuüben und eine so wichtige Aufgabe für die Nationale Armutskonferenz wahrzunehmen, kann der SPD heutzutage nur gut tun.

Sozial kann nur sein, was gute Arbeit schafft

Wie stark schätzen Sie die Kräfte in der SPD ein, die sich wirklich für das Armutsproblem interessieren?

Thomas Beyer: Beim Landesparteitag der SPD in Bayern vor drei Wochen habe ich den Antrag vorgestellt, die Vermögenssteuer wieder einzuführen - es gab nur zwei Gegenstimmen. Damit will ich sagen: Die Basis der Landespartei will meiner Meinung nach zweifelsfrei die Partei des sozialen Gewissens sein. Die bayerische SPD gilt in den Medien als linker Landesverband. Das macht uns beim Parteivorstand in Berlin nicht gerade unverdächtig.

Aber darauf kommt es nicht an. Nur das immer neue Ringen um Entscheidungen, die einmal getroffen wurden, die Überprüfung beispielsweise der Agenda-Politik, gibt der Partei die Chance, die Belange der Menschen wahrzunehmen.

Das Nettovermögen ist ungleich verteilt. Das reichste Zehntel der Bevölkerung hält über 60 Prozent des gesamten Vermögens. Ist es nur der Reichtum, der falsch verteilt ist, oder müssen mehr Arbeitsplätze geschaffen werden, damit mehr Menschen am Wohlstand teilhaben?

Thomas Beyer: Die Mehrheit der Bevölkerung hat wenig Vermögen, minimales Vermögen oder sogar Schulden. In der Breite ist die deutsche Bevölkerung vermögenslos. Das kann auf Dauer gesellschaftlich nicht gut gehen. Das Motto der Nationalen Armutskonferenz lautet dementsprechend: Armut ist falsch verteilter Reichtum. Das heißt, es bedarf eines sozialen Ausgleichs für sozial benachteiligte Menschen. Diejenigen, die sehr viel besitzen, müssen stärker an der Finanzierung gesellschaftlicher Aufgaben beteiligt werden.

Dabei gilt: Nicht jede Arbeit ist sozial. Sozial kann nur sein, was gute Arbeit schafft. Gegenwärtig haben wir das Problem, dass im wirtschaftlichen Aufschwung weitaus mehr Menschen beschäftigt sind als vor der Finanzkrise. Aber die Beschäftigungszuwächse wurden nicht mit regulären Arbeitsverhältnissen erzielt.

Wir verzeichnen Rekorde bei geringfügigen Beschäftigungen, bei Teilzeitbeschäftigungen, bei befristeten Arbeitsverhältnissen und bei Leiharbeit. Die Haltung der Bundesregierung, die Menschen irgendwie in Arbeit zu bringen, wirkt sich fatal aus, insbesondere weil die meisten mit geringen Löhnen beschäftigt sind - damit wird das Problem der Altersarmut in Zukunft massiv verschärft.

Deutschland gibt falsche Signale

Deutschland ist eines der reichsten Länder der Welt. Reiche werden immer reicher, Arme immer ärmer. Steckt Deutschland mit seiner Sozialpolitik auch andere Länder der Europäischen Union an?

Thomas Beyer: Wenn es schon das reichste Land Europas nicht schafft, dass die Schere zwischen Armen und Reichen weniger auseinandergeht, mit welcher Berechtigung schaut es dann auf andere Länder herab?

Deutschland wird in zweifacher Hinsicht seiner Verantwortung nicht gerecht: Wir schaffen es nicht, im eigenen Land die gesellschaftlichen Verhältnisse sozial gerecht zu ordnen - und wir geben damit anderen EU-Ländern die falschen Signale.

Im Dezember 2011 kann die Nationale Armutskonferenz auf ihr 20 jähriges Bestehen zurückschauen. Wie arbeitet sie?

Thomas Beyer: Die Nationale Armutskonferenz arbeitet demokratisch, das heißt, sie gibt allen Mitgliedern die Möglichkeit, mitzusprechen. In den vergangenen 20 Jahren ist es uns mal mehr und mal weniger gut gelungen die öffentliche Meinung mit unseren Themen zu erreichen.

Da, wo man sie hört, wird sie als glaubwürdiger Anwalt der Betroffenen verstanden. Wir arbeiten daran, die öffentliche Diskussion mehr zu durchdringen, nicht nur Mahner zu sein, sondern auch lautstarker Anwalt. Wir wollen der Regierung lästig sein.

Nur wenige kennen die Nationale Armutskonferenz. Welches politische Gewicht hat sie derzeit?

Thomas Beyer: Die gegenwärtige politische Situation lässt nicht den Eindruck zu, dass die Nationale Armutskonferenz der erste Ansprechpartner der Bundesregierung in sozialen Fragen ist. Doch zum ersten Mal sind wir zum nationalen Rentendialog im Herbst 2011 eingeladen.

Wir haben außerdem erreicht, dass wir am Armuts- und Reichtumsbericht der Bundesregierung mitarbeiten können. Es muss selbstverständlich werden, dass solche Berichte nicht mehr ohne das Sprachrohr der Betroffenen geschrieben werden.

(Mit freundlicher Genehmigung von Arndt Zickgraf, Telepolis)

Die Bahá'í-Religion

Geschrieben von Dietmar Hamann. Veröffentlicht in Allgemeines

Unsere Welt befindet sich in einer Phase tiefgreifender Veränderungen. Wichtige geistige Impulse empfängt die Menschheit in solchen Zeiten stets von der Religion. Religionsstifter wie Abraham, Zoroaster, Moses, Buddha, Krishna, Christus und Mohammed  haben jeweils entscheidend zur ethischen und kulturellen Entwicklung der Menschheit beigetragen.

Bahá'u'lláh (1817 bis 1892) ist der Stifter der Bahá'í-Religion. Er erkennt die Ihm vorausgegangenen Religionsstifter als Gottgesandte an und beansprucht gleichzeitig, jüngstes Glied in einer Kette der Gottesboten zu sein und die Verheißungen der früheren Religionen zu erfüllen.

Die Bahá'í-Religion stellt eine unabhängige Offenbarungsreligion dar und stimmt in ihren ethischen Kernaussagen mit den anderen Hochreligionen überein. Darüberhinaus enthält sie jedoch zahlreiche Elemente, die neue Impulse für die Entwicklung der Menschheit darstellen und für das friedliche Zusammenleben aller Völker unabdingbar sind.

Die weltweite Gemeinde im Überblick

In etwas mehr als 150 Jahren ist die Bahá’í-Religion von einer unbekannten Bewegung im Mittleren Osten zu einer der am weitesten verbreiteten, unabhängigen Weltreligionen herangewachsen. Ihr gehören mehr als fünf Millionen Menschen aus mehr als 2.100 Volks- und Stammesgruppen an, die an über 100.000 Orten der Erde leben - damit ist sie die wohl vielfältigste organisierte Gemeinschaft der Erde.

Die Globalität der Gemeinde spiegelt sich in ihrer Zusammensetzung: Die Bahá’í entstammen annähernd allen Völkern, Volksgruppen, Kulturen, Berufen und sozialen Klassen und stellen somit einen Querschnitt der Menschheit dar.

Der Stifter der Religion ist Bahá’u’lláh, ein persischer Adliger aus Teheran, der um die Mitte des 19. Jahrhunderts ein Leben fürstlicher Bequemlichkeit und Sicherheit aufgab und der Menschheit trotz schwerster Verfolgungen und Entbehrungen eine aufrüttelnde neue Botschaft des Friedens und der Einheit brachte.

Bahá’u’lláh erhob den hohen Anspruch, ein neuer und unabhängiger Bote Gottes zu sein. Sein Leben, Sein Werk und Sein Einfluss entsprechen dem von Abraham, Krishna, Moses, Zarathustra, Buddha, Christus und Muhammad. Die Bahá’í betrachten Bahá’u’lláh als den vorläufig letzten in dieser Reihe der Gottesboten.

Die heiligen Schriften der Bahá’í-Religion und die vielfältigen Aktivitäten ihrer Anhänger befassen sich mit den sozialen Nöten und allen wichtigen Problemen der Zeit: von einer neuen Einstellung zu kultureller Vielfalt und zum Umweltschutz bis hin zu dezentraler Entscheidungsfindung; von einem erneuerten Bekenntnis zu Familienleben und moralischen Werten bis hin zur Forderung sozialer und wirtschaftlicher Gerechtigkeit in einer Welt, die schnell zu weltweiter Nachbarschaft zusammenwächst.

Die bei weitem bemerkenswerteste Leistung der Bahá’í–Religion ist jedoch ihre Einheit. Im Unterschied zu jeder anderen Religion - ganz zu schweigen von den meisten sozialen und politischen Bewegungen - hat die Bahá’í–Gemeinde dem wiederkehrenden Impuls, sich in Sekten und Untergruppen zu spalten, erfolgreich widerstanden. Sie hat ihre Einheit bewahrt, obwohl ihre Geschichte ebenso wechselvoll verlief wie die jeder anderen Religion von alters her.

In den Jahren seit Bahá’u’lláhs Lebzeiten ist der Prozess der globalen Vereinigung, zu dem Er aufrief, schnell vorangeschritten. Der Lauf der Geschichte hat die althergebrachten Barrieren der Rasse, Klasse, Religion und Nation immer weiter zusammenbrechen lassen. Die Kräfte, die hier am Werk sind, werden, so hat es Bahá’u’lláh vorhergesagt, schließlich eine Weltkultur hervorbringen. Die Völker der Welt stehen vor der großen Herausforderung, die Tatsache ihrer Einheit zu akzeptieren und beim Bau dieser neuen Welt zu helfen.

Damit eine globale Gesellschaft erblühen kann, muss sie, wie Bahá’u’lláh sagt, auf bestimmte Grundprinzipien gegründet sein. Dazu gehören die Tilgung aller Arten von Vorurteil, volle Gleichberechtigung der Geschlechter, die Anerkennung der Wesenseinheit der großen Weltreligionen, die Beseitigung der Extreme von Armut und Reichtum, allgemeine Bildung, die Harmonie zwischen Wissenschaft und Religion, ein nachhaltiges Gleichgewicht zwischen Natur und Technologie und die Errichtung eines weltweiten föderalen Systems, das auf kollektiver Sicherheit und der Einheit der Menschheit beruht.

Weltweit zeigen die Bahá’í ihr Engagement für diese Prinzipien hauptsächlich durch die Wandlung des Einzelnen wie der Gesellschaft, wozu auch sehr viele kleine Basisprojekte zur sozialen und wirtschaftlichen Entwicklung dienen, die von den Bahá’í–Gemeinden in den letzten Jahren in Gang gesetzt wurden.

Die Anhänger Bahá’u’lláhs haben ein geeintes Netzwerk von örtlichen, nationalen und internationalen leitenden Körperschaften aufgebaut und dadurch eine weitverzweigte, mannigfaltige weltweite Gemeinschaft geschaffen, die durch ein eigenes Lebens- und Tätigkeitsmuster gekennzeichnet ist - und ein ermutigendes Modell für Zusammenarbeit, Harmonie und soziales Handeln anbietet. In einer Welt, die durch vielerlei Loyalitäten gespalten ist, ist dies allein schon eine besondere Leistung.

Eine soziale Frage

Geschrieben von Sevim Dagdelen (Die Linke) . Veröffentlicht in Allgemeines

Die Wissenschaft ist sich weitgehend einig: Die Probleme der Mehrheit der Migrantinnen und Mi-granten haben soziale Ursachen und liegen nicht an deren Herkunft, Religionszugehörigkeit, Sprache oder Hautfarbe. So sieht es auch Die Linke: Integration ist eine soziale Frage. Deshalb ist beim Thema Integration die Verbesserung der Lebenssituation gefragt und keine ethnisierenden oder kulturalisierenden Vorwürfe, die nur Vorurteile bestärken und das gesellschaftliche Klima vergiften. Eine gebührenfreie Bildung von der Krippe über Ausbildung und Studium bis zur Weiterbildung und eine Gemeinschaftsschule statt des mehrgliedrigen Schulsystems, eine gesetzliche Ausbildungsplatzumlage, ein gesetzlicher Mindestlohn von zehn Euro und das Verbot der Leiharbeit statt prekäre Arbeitsverhältnisse, eine sanktionsfreie Mindestsicherung von 500 Euro statt Hartz IV, die leichtere Einbürgerung, eine solidarische Bürgerversicherung für Gesundheit und Pflege statt Drei-Klassen-Medizin, eine solidarische Mindestrente statt Altersarmut und ein Rechtsanspruch auf die Anerkennung von im Ausland erworbenen Abschlüssen wären Schritte, um auch für Migranten die soziale und rechtliche Teilhabe zu ermöglichen.

(Quelle: www.das-parlament.de)

Brauchen Kinder noch mehr Rechte?

Veröffentlicht in Kinder und Jugendliche

Für Kinder zu sein, macht sich immer gut: Die lieben Kleinen haben große Augen, sind rotbäckig, riechen gut – kurz: sie sind ein Sinnbild für Lebensfreude. Brauchen die Kinder bei uns wirklich noch eine Lobby? Ein Kommentar von Gigi Deppe.

In der Krabbelgruppe, in die ich mit meiner Tochter ging, wurde zum Beispiel darüber diskutiert, wie man Tiramisu ohne Ei nur aus Babynahrung herstellen kann. Die lieben Kleinen schoben ungelenk irgendwelche Spielzeug-Bagger vor sich her, und die Mütter erörterten die zentralen Themen ihres Daseins. Der Fortschritt eines jeden Kindes wurde genauestens registriert: "Luis kann schon seitwärts krabbeln", "Lena hatte letzte Woche den dritten Schnupfen in diesem Jahr".

Unseren Kindern geht es gut. Manchmal möchte man fast sagen: Unseren Kindern geht es zu gut. Warum also über die Kinderrechte philosophieren? Hat sich das Thema bei uns nicht erledigt?

Keine Einmischung erwünscht

Wenn da nicht die anderen Kinder wären, die wenig Behüteten. Zum Beispiel die Kinder aus der Nachbarschaft einer Freundin. Der viel beschäftigte Vater hat eine gutgehende Gaststätte, kann und will sich nicht so recht kümmern. Die Mutter ist depressiv, oft geistig völlig abwesend und häufig im Krankenhaus.

Die Kinder bekommen keine regelmäßigen Mahlzeiten, wenn sie sich nicht aus der Gaststätte etwas holen. Aufs Zähneputzen achtet sowieso niemand, geschweige denn auf einen regelmäßigen Tagesablauf. Schularbeiten werden, wenn überhaupt, nur nebenbei bei laufendem Fernseher auf dem Sofa gemacht. Besonders die beiden dicklichen Jungen sind verhaltensauffällig, sie treten und schlagen manchmal ihre Schwestern, selbst die Mutter.

Egal, ob die Lehrerin vorbeikommt oder Nachbarn sich der Kinder annehmen - der Vater will die Einmischung nicht. Das Jugendamt ist zwar eingeschaltet, legt aber eine unverständliche Trägheit an den Tag. Am Zustand der Verwahrlosung hat sich jedenfalls kaum etwas geändert.

Vom Jugendamt abgespeist

Oder der Zehnjährige aus dem entfernteren Bekanntenkreis: Der Junge lebt nach der Scheidung seiner Eltern bei der Mutter. Sie hat sich einen dubiosen Freund mit kriminellem Hintergrund zugelegt, kümmert sich wenig um den Sohn. Der wird zunehmend schlechter in der Schule, prahlt mit seiner Play-Station, kann aber nicht richtig rechnen. Der Vater bemüht sich immer intensiver um das Sorgerecht, möchte ihn möglichst stark fördern. Der Mitarbeiter des Jugendamtes speist ihn jedoch ab mit den Worten: "Ach, so schlimm ist es doch nicht, wenn ein Kind auf die Sonderschule kommt."

Vielleicht ist das Elend nicht täglich auf der Straße zu sehen. Aber wer es wissen will, kann es mitbekommen. Auch die krassen Fälle: Da gibt es die Minderjährigen, die aus der Schule abgeholt werden und in Abschiebehaft kommen, weil die Duldung der Familie ausläuft. Oder die Kinder aus Bürgerkriegsgebieten, die allein nach Deutschland einreisen und dann, weil sie angeblich schon 16 sind, in verwahrlosten Sammelunterkünften für Asylbewerber untergebracht werden, in Schlafsälen zusammen mit Erwachsenen.

"Die Würde der Kinder ist unantastbar"

Brauchen wir einen neuen Grundgesetzartikel zum Schutz der Kinder? Den Tierschutz haben wir immerhin mittlerweile in Artikel 20a verankert. Die Kinder sollten uns doch eigentlich mindestens genau so viel wert sein wie Katzen, Hunde und Schildkröten.

Natürlich sollen die meisten Grundrechte selbstverständlich auch Kinder schützen. Aber vielleicht hilft solch ein besonderer Artikel doch zumindest ein wenig. Wenn's ausdrücklich in der Verfassung steht, wird das Ziel - auch bei den ungeliebten Kindern - nicht ganz so leicht vergessen.

Ein Kommentar von Gigi Deppe.

(Quelle: ARD,SWR)