Die Wiederkehr der Armut in Europa

Geschrieben von Peter Schwarz . Veröffentlicht in Allgemeines

Fast jeder vierte Einwohner der Europäischen Union war 2010 von Armut oder sozialer Ausgrenzung bedroht. Das geht aus einem offiziellen Bericht der Europäischen Kommission hervor, der im Dezember vorgestellt wurde. Danach waren 115 Millionen Menschen oder 23 Prozent der EU-Bevölkerung arm oder sozial ausgegrenzt. Hauptursachen sind Arbeitslosigkeit, Alter und niedrige Löhne – mehr als 8 Prozent aller Beschäftigten in Europa zählen mittlerweile zu den „Working Poor“.

Insbesondere Alleinerziehende, Immigranten und Jugendliche sind stark betroffen. Unter Jugendlichen ist die Arbeitslosigkeit mehr als doppelt so hoch wie unter Erwachsenen. 21,4 Prozent aller Jugendlichen in der EU hatten im September 2011 keine Arbeit. Spitzenreiter ist Spanien mit einer Jugendarbeitslosenquote von 48 Prozent. Auch in Griechenland, Italien, Irland, Litauen, Lettland und der Slowakei liegt die Jugendarbeitslosigkeit zwischen 25 und 45 Prozent.

In Ländern wie Deutschland, den Niederlanden und Österreich ist sie nur deshalb niedriger, weil die Ausbildung länger dauert und arbeitslose Jugendliche in allen möglichen Maßnahmen „geparkt“ werden. Aber auch in diesen Ländern haben sie immer weniger Chancen auf einen regulären Arbeitsplatz. 50 Prozent aller neuen Arbeitsverträge in der EU sind mittlerweile Zeitarbeitsverträge. Bei den 20- bis 24-Jährigen beträgt der Anteil sogar 60 Prozent.

Das Anwachsen von Armut und sozialer Ausgrenzung ist nicht einfach ein Ergebnis der wirtschaftlichen Krise, sondern die Folge einer gezielten Politik der europäischen Regierungen und der Europäischen Union. Trotz der alarmierenden Zahlen fahren diese fort, Sozialausgaben zu streichen, das Rentenalter hinaufzusetzen, öffentliche Arbeitsplätze abzubauen und den Niedriglohnsektor auszuweiten– alles Maßnahmen, die die Armut ausdehnen und vertiefen. Mit der Entscheidung, eine Schuldenbremse in den Verfassungen sämtlicher Mitgliedsstaaten zu verankern, hat der letzte EU-Gipfel den Regierungen praktisch jeden Spielraum genommen, die soziale Krise mit fiskalischen Maßnahmen zu lindern.

Nach dem zweiten Weltkrieg, als Arbeitslosigkeit und Armut in Europa weit verbreitet waren, sahen sich selbst konservative Regierungen gezwungen, eine bessere Zukunft und wachsenden Wohlstand zu versprechen. Heute haben sämtliche europäischen Regierungen der arbeitenden Bevölkerung nichts zu bieten außer Niedergang, Opfer und Entbehrungen.

Alle Ansprachen zum neuen Jahr waren auf diesen Ton gestimmt. So mahnte der griechische Regierungschef Lucas Papademos seine durch Kürzungen gebeutelten Landsleute: „Wir müssen unsere Anstrengungen entschlossen fortsetzen, damit unsere bisherigen Opfer nicht umsonst sind.“ Der französische Präsident Nicola Sarkozy verkündete: „Diese außerordentliche Krise, die größte seit dem Zweiten Weltkrieg, ist nicht vorbei… Das Jahr endet mit größerer Angst für Euch und Eure Kinder.“

Die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel drohte: „Das kommende Jahr wird ohne Zweifel schwieriger als 2011.“ Und der italienische Präsident Giorgio Napolitano, ein langjähriges Mitglied der Kommunistischen Partei, rief die italienische Bevölkerung zu Opfern auf, um den Haushalt zu sanieren. „Niemand, keine gesellschaftliche Gruppe, kann sich heute der Verpflichtung entziehen, beim Aufräumen der öffentlichen Finanzen zu helfen und so einen finanziellen Kollaps Italiens zu verhindern“, sagte er.

Die Behauptung, die Kürzungsmaßnahmen dienten der Sanierung der Staatskassen, ist eine glatte Lüge. Die öffentlichen Haushalte sind verschuldet, weil sie von derselben Finanzelite geplündert wurden, die jetzt von den Kürzungsmaßnahmen profitiert. Die Steuern auf Gewinne, Vermögen und hohe Einkommen sind seit Jahren immer wieder gesenkt worden. Die osteuropäischen Staaten, wo die Armut besonders hoch ist, erheben meist nur noch eine Flat Tax von weniger als 20 Prozent. Und vor drei Jahren wurden Billionen an öffentlichen Geldern an die Banken überwiesen, um ihre Spekulationsverluste zu decken.

Derselbe EU-Bericht, der die wachsende Armut dokumentiert, enthält auch Zahlen über die wachsende Kluft zwischen Arm und Reich. So besitzen in Deutschland das reichste Hundertstel der Bevölkerung 23 Prozent und das reichste Zehntel 60 Prozent aller Vermögen. Die untere Hälfte besitzt dagegen lediglich 2 Prozent. „Eine Struktur, in der die Armen weniger als 5 Prozent, die Mittelklassen 30-35 Prozent und die Reichen über 60 Prozent besitzen, ist heute ein typisches Muster, das sich in den meisten europäischen Ländern findet“, heißt es in dem EU-Bericht.

Die reiche Finanzelite, die einen Großteil des gesellschaftlichen Vermögens kontrolliert, hat alle sozialen Hemmungen verloren. In der Nachkriegszeit, als die Erinnerungen an die Verbrechen des Krieges noch frisch und sozialistische Stimmungen weit verbreitet waren, musste sie soziale Zugeständnisse machen, um ihre Herrschaft zu bewahren. Auch die Existenz der Sowjetunion übte eine mäßigende Wirkung auf sie aus, stellte das verstaatlichte Eigentum doch trotz der stalinistischen Degeneration stets eine mögliche gesellschaftliche Alternative dar.

In den letzten zwanzig Jahren hat die Finanzelite jede Zurückhaltung aufgegeben und der Arbeiterklasse den Krieg erklärt. Stehen ihr demokratische Wahlen im Weg, werden sie umgangen und – wie in Griechenland und Italien – eine Technokratenregierung eingesetzt, die allein den Banken verantwortlich ist. Auch vor der gewaltsamen Unterdrückung sozialen Widerstands schreckt sie nicht zurück, wie die gewaltsame Räumung von Camps der Occupy-Bewegung gezeigt hat.

Ähnlich wie die französische Aristokratie im ausgehenden 18. Jahrhundert ist die heutige Finanzaristokratie nicht bereit, auch nur auf einen Bruchteil ihrer Privilegien und ihres Reichtums zu verzichten. Damals führte dies bekanntlich zur Revolution.

Unterstützt wird die Finanzaristokratie von Vertretern der wohlhabenden Mittelschichten in den Medien, den etablierten Parteien, den Gewerkschaften und unter ehemaligen Pseudo-Linken. Sie erklären die Sparmaßnahmen für alternativlos, setzen sie mit allen Mitteln durch und sabotieren jeden Widerstand dagegen.

Ein typischer Vertreter dieser Gattung ist der Grüne Joschka Fischer. Der ehemalige Hausbesetzer und spätere deutsche Außenminister begrüßte in der Silvesterausgabe der Süddeutschen Zeitung begeistert die jüngsten Sparbeschlüsse der EU und endete mit einem Lob auf die Finanzmärkte. „Und wem verdanken wir all diese europäischen Fortschritte?“ schrieb er. „Der Weisheit unserer Staats- und Regierungschefs? Leider Fehlanzeige. Es war fast ausschließlich der Druck der viel geschmähten Märkte!“

Die Wiederkehr der Armut in Europa stellt auch die Wiederkehr der Revolution auf die Tagesordnung. Die Arbeiterklasse und die Jugend müssen sich auf die unvermeidliche Konfrontation mit der Finanzelite vorbereiten, indem sie mit deren Vertretern in der Sozialdemokratie, den Gewerkschaften, der Linkspartei und anderen pseudolinken Organisationen brechen, den Kampf für ein sozialistisches Programm aufnehmen und ihre eigene Partei aufbauen – die Partei für Soziale Gleichheit als deutsche Sektion der Vierten Internationale.

Link zum Original

Denkanstoß Nr.6

Geschrieben von Dieter Carstensen. Veröffentlicht in Allgemeines

Europas Demokratien in schwerster Krise - Der Merkel/Wulff Effekt
Kolumne von Gastautor Dieter Carstensen

Worum geht es bei der “Wulff-Affäre” wirklich und bei seinem peinlichen Fernsehinterview, was keinerlei Aufklärung gab, aber einmal mehr belegte, wie unsere “Spitzenpolitiker” mit unserer Demokratie wirklich umgehen. Noch gestern Abend widersprach die BILD Wulffs Aussage, er habe nur um die Verschiebung der Berichte über ihn um einen Tag gebeten. Und auch die BILD ist nicht so dumm, das zu behaupten, wenn sie es nicht belegen kann. Der Fall Wulff ist der Fall Merkel und der Fall Merkel ist der Verfall unserer europäischen Demokratien. Das ist der Merkel/Wulff Effekt, Machterhalt um jeden Preis, Hauptsache man bleibt in der Regierung.

Es wird durch die Politikerkaste in Europa dermaßen gelogen, betrogen und alles schön geredet, dass ich mir schon die Frage stelle, wie lange kann der Irrsinn noch gut gehen?

Da werden in Deutschland die Arbeitslosenstatistiken gefälscht und beschönigt, da hat es diese Politmafia mit ihren Bankerfreunden fertig gebracht, dass ca. 25 % der Bevölkerung verarmt sind, in den letzten 20 Jahren, dass 1,5 Millionen Kinder in diesem Staat in absoluter Armut aufwachsen, dass die Regelsätze bei Hartz IV und der Sozialhilfe nicht einmal die Inflation ausgeglichen haben, aber so ein niedersächsischer Wulff hält es für ganz selbstverständlich, dass er für seinen Häuslebau Kreditkonditionen bekommt, von denen andere nur träumen können.

Die Ärmsten der Armen müssen z.B. seit 1. Januar 2012 bei ihren Banken und Sparkassen extra Pfändungsschutzkonten beantragen, damit ihnen nicht die überlebensnotwendigen Sozialleistungen durch eventuelle Gläubiger gepfändet werden können, was mit Zusatzkosten für die Betroffenen verbunden ist und schicken Zusatzeinnahmen für die Geldinstitute. Wie sagt der Volksmund? “Die Masse macht’s” und “Kleinvieh macht auch Mist.”

Die Arbeitslosenzahlen der Regierung glaubt doch kein vernünftig denkender Mensch mehr und was hat man von Jobs, wo man Vollzeit arbeiten geht, aber ohne Aufstockung des Minilohns durch die ARGE seinen Lebensunterhalt nicht bestreiten kann? Wie bitte will man den Betroffenen erklären, dass ein Bundespräsident Sonderkonditionen bei Krediten bekommt, sie aber, wenn sie mal ihr Konto überziehen müssen, weil das Sozialgeld mal wieder zu spät kam, dafür ein vielfaches an Zinsen bezahlen müssen?

Nimmt hier in Deutschland überhaupt noch jemand wahr, mit welch verlogener Politikernomenklatura wir es überhaupt zu tun haben?

SPD Chef Gabriel verstieg sich jüngst ja zu der merkwürdigen Äußerung, dass wir eine Staatskrise hätten, wenn binnen zweier Jahre nunmehr der zweite Bundespräsident zurücktreten müsse.

Komisch, da hat der Mann wohl irgendwas nicht mit bekommen!

Ein Staat, der Massenarmut produziert, Massen von prekären Arbeitsverhältnissen, wo die Schere zwischen reich und arm immer weiter auf geht, wo die Nettokaufkraft der Löhne und Gehälter seit Jahren sinkt, die Sozialleistungen wie Renten, Hartz IV und Sozialhilfe teilweise in den letzten Jahren bis zu dreißig Prozent an Nettokaufkraft verloren haben, wo zig Menschen weder ihre Energiekosten bezahlen können, noch ihre Wohnungsmieten, und das in einem der reichsten Länder der Erde, ein solcher Staat hat NOCH keine STAATSKRISE?

Man gucke sich doch an, wohin der deutsche Weg Europa treibt:

In Griechenland hungern wieder Menschen, weil die deutsche Wirtschaftspolitik in der EU immer zu Lasten der anderen geht und nur unsere Banken und Großaktionäre davon profitieren, der Rest des Volkes aber geht leer aus. Wer hat denn, die Gesetze geschaffen, die all das möglich machten?

Gemeinsames Europa? Am deutschen Wesen soll die Welt genesen?

Dieses Deutschland, das sage ich als Deutscher, ist für die meisten anderen Staaten in der EU wie die Heimsuchung von Pest und Cholera in Einem.

Wer war denn die treibende Kraft, bei der endlosen, vorschnellen und unüberlegten EU Erweiterung? Es waren die deutschen Regierungen, nicht die deutsche Bevölkerung und genau so war es mit dem Euro. Von wegen der wäre kein Teuro gewesen, das spüren die Leute in ihren Portemonnaies ganz anders und wer den sogenannten Wirtschaftsweisen oder Wirtschaftsforschungsinstituten zu all diesen Fragen auch nur noch ein Wort glaubt, muss krank im Hirn sein, man weiß doch, von wem die bezahlt werden und dass all ihre Gutachten erstunken und erlogen sind.

Nehmen wir mal den Fall Ungarn: Fast unbemerkt von unserer Öffentlichkeit wird in diesem “EU-Mitgliedsstaat” durch eine rechtsradikale Regierung die Demokratie täglich weiter zerstört. Ungarn würde ich zur Zeit nicht mehr als freien und demokratischen Staat bezeichnen, aber von unseren Politikern höre ich kaum Proteste, gegen das, was da an Verfolgung von Minderheiten und Andersdenkenden passiert.

Dass sich in Portugal mittlerweile Frauen prostituieren müssen, um ihre Familien durchzubringen, die Kriminalitätsrate aus lauter Armut explodiert ist, all das sind Fakten, die jeder leicht bei Google nachrecherchieren kann, ich verzichte bewusst auf ausführliche Quellenangaben.

Und genau darin besteht der Merkel/Wulff Effekt:

Die Politikernomenklatura der BRD beutet nicht nur diesen Staat mit Hilfe ihrer Bankerfreunde etc. aus, nein, sie zerstört die Demokratie in GANZ Europa und deswegen sind alle Demokratien in Europa in der schwersten Krise seit ihrem Bestehen.

Denkanstoß Nr.5

Geschrieben von Dieter Carstensen. Veröffentlicht in Allgemeines

Gibt es die Hölle wirklich? Kindergedanken zum Jahreswechsel
Kolumne von Gastautor Dieter Carstensen

Kinder können sehr schlaue Fragen stellen, finde ich. Meine Partnerin und ich hatten dieser Tage befreundete Paare zu Besuch und natürlich waren uns auch deren Kinder willkommen, seit meinem Zivildienst in der Kindertagesstätte der Uniklinik Köln 1979/80 liegen mir Kinder eh besonders am Herzen. Es war schön, den quirligen Kindertrubel bei uns in der Wohnung zu haben, sieben kleine Schätzchen zwischen 5 und 8 Jahren, plus die mit uns befreundeten Eltern, da war echt was los bei uns. Die kleine Sandra, 7 Jahre, fragte mich dann: "Dieter, gibt es die Hölle wirklich?"

Ich bin ja viele Fragen von Kindern gewohnt, aus meiner Zivildienstzeit heraus, aber diese Frage hatte mir nie zuvor ein Kind gestellt. Ich war alleine mit den sieben Kindern bei uns in der Küche, die Eltern und meine Partnerin waren in unserem Wohnzimmer und wir haben uns abgewechselt, um nach den Kindern zu schauen.

In dem Moment war ich dran, bin dann fast noch mit meinen großen Füssen, unsere Küche war ein einziges Kinderspielzimmer, über die Holzeisenbahn von dem kleinen Alexander (5 Jahre) gestolpert und dann, welch Drama, ich sehe ja sehr schlecht, habe ich mich auf einen Stuhl setzen wollen, aber leider den Teddybären der kleinen Sonja (7 Jahre) nicht gesehen und mich aus Versehen darauf gesetzt.

Sieben kleine Kinder guckten mich entsetzt an, als wenn ich ein Schwerverbrecher wäre. "Brummi" so heißt der Teddy der kleinen Sonja, musste von mir dann mit Weihnachtskeksen getröstet werden, die natürlich in den kleinen Kinderschnütchen ihr endgültiges Ende fanden und dann saß ich da, mit der liebenswerten kleinen Rasselbande.

Es ging dann um dies und jenes, ich unterhalte mich gerne mit Kindern und Jugendlichen und nehme sie ernst, was viele Erwachsene leider nicht tun und was ich für völlig falsch halte. Was ich an Kindern so mag, ist ihre direkte und offene Art, die nehmen kein Blatt vor den Mund, sie sind noch nicht versaut, wie die meisten Erwachsenen.

Ich hatte uns allen gerade eine große Kanne Kakao heiß gemacht und wollte gerade meinen fünften Keks essen, als die kleine Sandra fragte:

"Dieter, gibt es die Hölle wirklich?"

Ich fragte nach, wie sie das denn meine. Sie meinte, sie wäre mit ihren Eltern in einem Weihnachtsgottesdienst gewesen und der Pfarrer hätte da vom Fegefeuer und der Hölle für alle bösen Menschen gesprochen. Die Augen von sieben Kindern guckten mich an und wollten eine Antwort von mir.

Rausreden oder drum herum reden ging nicht, dazu kenne ich Kinder zu gut.

Zwei der befreundeten Elternpaare leben von Hartz IV, die Eltern von Harald ( 8 Jahre) und die von Susanne ( 7 Jahre). Die Eltern suchen verzweifelt seit Jahren nach Arbeit, finden aber keine Stelle, weil angeblich mit Anfang Vierzig zu alt. An der Qualifikation kann es nicht liegen, da alle vier Elternteile abgeschlossene Gesellen – bzw. sogar Meisterbriefe in ihren erlernten Berufen haben.

Nun stand also die Frage der kleinen Sandra im Raum, ob es die Hölle wirklich gebe?

Mir gingen dabei in Sekundenbruchteilen Bilder von verhungernden Kindern, damals aus meiner eigenen Kindheit, da waren die in den Medien, z.B. in Biafra durch den Kopf, die Bilder von misshandelten und vergewaltigten Frauen überall auf der Welt, die Bilder von unschuldigen Kriegsopfern und vieles mehr.

Mir ging auch die zunehmende Massenverarmung bei uns im Lande durch den Kopf, zumal mir ja klar war, in welch ärmlichen Verhältnissen die kleine Susanne und der kleine Harald aufwachsen müssen.

Natürlich wollte ich die Kinder nicht ängstigen oder erschrecken, aber ich wusste genau, sie wollten von mir eine absolut ehrliche Antwort, ich kenne all die Kinder ja schon fast von der Geburt her, sind die Kinder unserer besten Freundinnen und Freunde.

Soweit ich mich erinnere, habe ich es den Kindern in etwa mit folgenden Worten erklärt, ob es die Hölle gebe:

"Wisst Ihr, das eine ganz schwere Frage, die Ihr mir da gestellt habt und die Antwort fällt mir sehr schwer. Ob es eine Hölle im Jenseits gibt, weiß ich nicht. Glaube ich auch nicht. In dieser Welt können wir uns jeden Tag zwischen gutem Handeln und bösen Handeln entscheiden. Wenn Du Harald der Sandra immer an den Haaren ziehst, dann ist das nicht gut, aber es ist auch nicht böse, aber besser wäre es, das nicht zu tun. Wisst Ihr Kinder, ich denke die Hölle gibt es, hier auf Erden, viele Kinder in Eurem Alter haben weder genug zu essen, noch zu trinken, kein Dach über dem Kopf, manchmal auch keine Eltern mehr, also wenn Ihr mich fragt, für viele Menschen gibt es die Hölle schon in dieser Welt. Aber wir können was dran tun, wenn Ihr Euch so wie um "Brummi" den Teddy, wenn Ihr mal groß seid, um andere Menschen kümmert und sorgt, dann gibt es keine Hölle mehr."

Ich wusste nicht, ob ich die richtigen, kindgerechten Worte gefunden hatte, weil erst mal kein Kind mehr ein Wort sagte, alle guckten auf ihre Spielzeuge und hielten die fest und drückten sie an sich, so dass selbst ich, mit all meiner Erfahrung unsicher wurde. Hatte ich die richtigen Worte für die Kinder gefunden? Hatte ich was falsch gemacht? Ich würde es mir nie verzeihen in meinem Leben, sollte ich mal kleine Kinderseelen gefährden.

Das Schweigen brach dann die süße kleine Susanne:

"Dieter, mein Papi hat keine Arbeit, wir haben kein Geld, für uns ist das die Hölle" und dann stürmte die Kleine auf mich los und wollte unbedingt auf meinem Schoss sitzen und lieb gehabt werden. Ihre Eltern sind sehr enge Freunde von uns, aber über diesen plötzlichen und sehr heftigen Gefühlsausbruch des kleinen Mädchens war selbst ich überrascht.

Und dann erzählten die anderen Kinder, was sie so im Fernsehen sehen, über ihre Ängste, über ihr Mitgefühl mit den Menschen, die sie da in Not leiden sehen und all das, was ihnen so gerade durch den Kopf ging.

Sie kamen spontan auf die Idee, Päckchen an Arme zu schicken und ihr bescheidenes Taschengeld für hungernde Kinder zu spenden, was mich besonders angerührt hat war, als die kleine Sonja ihren Teddybären "Brummi", den sie heiß und innig liebt, wie Kinder das in dem Alter eben tun, für ein anderes Kind ohne Spielsachen hergeben wollte.

Eigentlich sollte ich nur eine halbe Stunde nach den Kindern schauen, aber es wurden über drei Stunden draus und nach und nach kamen auch die Eltern und natürlich meine Partnerin zu uns in die Küche, keiner der Erwachsenen sagte was, sie spürten wohl alle, dass zwischen mir und den Kindern da was ganz Besonderes ab lief.

Absolut süß fand ich, wie die kleine Sandra, die ja die Frage gestellt hatte "Dieter, gibt es die Hölle wirklich?" dann sagte: "Dieter, es gibt also keine Hölle, die Erwachsenen machen die selber, oder?"

Was sollte ich einer Siebenjährigen über so viel kindliche Weisheit noch sagen? Ich habe die Kleine einfach geknuddelt, ihre Mami und ihr Papi waren ja auch mit uns zusammen in der Küche und guckten mich total stolz auf ihre Tochter an. Und sie hatten ein Recht, stolz auf ihre Tochter zu sein, finde ich.

Für meine Partnerin und mich war das Ganze ein sehr versöhnlicher und guter Jahresabschluss, es besteht scheinbar auch in diesen schweren Zeiten noch Hoffnung und aus meiner Sicht liegt diese Hoffnung in unseren Kindern begründet.

Jahresrückblick 2011

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2011 - Gründungsjahr des Armutsnetzwerks

Am 1. Januar  2011 ging das Webportal "Armutsnetzwerk" ans Netz. Erdacht als Zusammenfassung der bisher als eigenständige Informationsseiten fungierenden Webseiten www.berber-info.de, www.sozin.de, www.berber-international.de und www.lobia.org sollte das Armutsnetzwerk das Bindeglied unserer Initiativen zur Nationalen Armutskonferenz und zu den einschlägigen europäischen Organisationen darstellen. Schnell fanden sich weitere Sympatisanten aus den verschiedensten Bereichen. Entsprechend unserer Charta haben sie alle ein gemeinsames Ziel: Den Kampf gegen Armut und Ausgrenzung.

Und das sind die wichtigen Meilensteine des Jahres

Februar

In Berlin wird auf einer Veranstaltung des Deutschen Vereins das Strategiekonzept „Plattform 2020“ der EU vorgestellt. Das Armutsnetzwerk ist vertreten.

 

März

Anlässlich des 125 jährigen Bestehens der Wohnungslosenhilfe Niedersachsen gestaltet Berber-Info einen Informationsstand in Hannover.

 

Mai

Das Armutsnetzwerk ist Gründungsmitglied der European Union of Homeless in Brüssel.

Vertreter aus Belgien, Deutschland, Frankreich und den Niederlanden gründen die EUH mit dem Ziel, obdachlosen Menschen eine Stimme zu verleihen. Sie sehen die bestehende Armut als Hauptursache für die prekären Verhältnisse in den Ländern der EU an.

Vorstellung der Webseite Berber-Info im Ministerium Arbeit, Soziales, Integration NRW in Düsseldorf.


Juni

Die EUH entwickelt das Projekt „houseless 11-12“, eine umfassende Befragung zu den Gründen von Obdachlosigkeit und Möglichkeiten zu deren Beseitigung.

Das Armutsnetzwerk ist gemeinsam mit der DAK Belgien Organisator. Sie werden vom belgische Armutsnetzwerk BAPN unterstützt.

 

Juli

Kontinuierlicher Mitgliederzuwachs.

September

Teilnahme an einer Weiterbildugsveranstaltung derEAPN in Brüssel.

Gäste beim 1. Bundestreffen des Sozialen Dorfes in Minden.

Am 6. Treffen der Menschen mit Armutserfahrung, das durch die Nationale Armutskonferenz (nak) veranstaltet wird, nehmen mehrere Mitglieder des Armutsnetzwerks teil.

Wir haben die Gelegenheit unsere Arbeit vorzustellen und können weitere Mitglieder gewinnen.

Die erste Ausgabe der Internetzeitung „Netzeit“ wird herausgegeben.

Oktober

Arbeitsberatung in Antwerpen zur weiteren Gestaltung des Projekts „houseless 11-12“ und der weiteren Zusammenarbeit unserer Organisationen.

Arbeitstreffen in Berlin mit dem Sprecherrat der Nationalen Armutskonferenz.

Mitglieder des Armutsnetzwerks nehmen an der Delegiertenkonferenz der FEANTSA in Luxembourg City teil.

Teilnahme an der Gründungsveranstaltung des Netzwerkes HOPE (HOmeless PEople) in Luxembourg City. Das Armutsnetzwerk erhält zwei Sitze im Organisationsausschuss.

 

November

Vertreter des Armutsnetzwerks beteiligen sich aktiv an einem Forum auf der Bundestagung der Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe in Leipzig.

Anerkennung der Arbeit des Armutsnetzwerks durch Zuwendungen von der Evangelische Landeskirche Niedersachsens in Höhe von 10.000 Euro.

 

Dezember

20. Jahre Armutskonferenz. Das Armutsnetzwerk ist zur Festveranstaltung in Berlin eingeladen.

Besuch der belgischen Vertreter der EUH in Deutschland. Erfahrungsaustausch in der Wohnungslosenhilfe Freistatt.

Die Akzeptanz unserer Webseiten hat sich im Laufe des Jahres verdoppelt. Das belegen die Zugriffszahlen.

Denkanstoß Nr.4

Geschrieben von Dieter Carstensen. Veröffentlicht in Allgemeines

2011 - Absurdistan in voller Blüte - Satire
Kolumne von Gastautor Dieter Carstensen

Bewusst schreibe ich meine Gedanken zu 2011 bereits heute, da wir am Jahresende mit beschönigenden "Jahresrückblicken" überflutet werden, die dann eh keiner liest, weil alle feiern, obwohl es nichts zu feiern gibt, aber bekanntlich bringen es sowohl Frauen, als auch Männer fertig, sich auch auf Partys einander schön zu saufen, also warum sollten sich die Menschen die Republik Absurdistan zum Jahreswechsel nicht auch schön saufen? Was waren die Highlights 2011? Das Sarah den Oskar liebt, dass die Banken nahezu bankrott sind, Merkel immer noch keine neue Frisur hat, der Wulff ein neues Häuschen hat, oder dass die Miesepeter von Hartzies immer noch rummaulen?

Um das mal klar zu stellen:

Zum Jahreswechsel muss Schluss mit dem Gejammer in diesem Staate sein! Immer diese Miesmacherei. Da hat der rundliche Gabriel, der hat nicht nur einen Namen wie ein Erzengel, sondern sieht auch so aus, mit seinen Pausbacken, also ich meine den von der SPD, ganz recht, mit seiner Aussage, dass wenn der Wulff zurücktreten würde, der zweite Bundesgrüssonkel innerhalb von zwei Jahren, dass wir dann eine Staatskrise hätten!

Ja, wo kämen wir denn dann hin, wenn alle Politiker, die neben ihrem aufopferungsvollen Dienst für das VOLK, also uns, wenn sie auch mal ein wenig an sich und ihr Portemonnaie denken, alle zurücktreten würden?

Dann hätten wir demnächst keine Politiker und keine Regierung mehr und müssten, wie die armen Belgier, womöglich mal anderthalb Jahre ohne Regierung auskommen! Will das hier wirklich jemand?

Tausende und Abertausende von Satireschreibern, die Mitarbeiter von Fernsehsendungen wie der "ZDF heute Show", "Harald Schmidt" und "NDR extra3" wären von einem Tag auf den anderen inmitten des Heeres der glücklichen, wohlhabenden und zufriedenen Hartzies und würden denen an ihren Stammtrinkbüdchen die besten Plätze streitig machen.

Und wer würde wirklich wollen, dass Philipp Rösler wieder als Kinderarzt auf Kinder los gelassen wird, Guidolein wieder die Berliner Schwulen Clubs heimsucht, der Brüderle weinselig mit seinem Gebabbel die Pfälzer erschreckt und die Angi ihrem Mann wieder Tiefkühlgerichte serviert?

Der Ackermann braucht diese Leute für seine Bank, zumindest die Bank in seinem Garten und unsere Wirtschaft würde ohne sie vollkommen zusammen brechen.

Der Wirt von meiner Stammwirtschaft ist der Meinung, dass sein Umsatz ohne diese Politiker um 90 Prozent einbrechen würde, da sich bei einer anderen Regierung und anderen Politikern die Menschen die Realität im Staate Absurdistan nicht mehr schön saufen müssten und deswegen sei er unbedingt dafür, diese Regierung zu behalten.

Mein Wirt denkt da sehr pragmatisch, wie mein Zeitungshändler auch. Letzterer findet die Sache mit der Sarah und dem Oskar ganz toll. Sein Anteil an verkauften bunten Frauenzeitschriften habe sich seit der Romanze deutlich erhöht, er ist so begeistert, dass er sogar überlegt, beim nächsten Mal die Linken zu wählen, weil alles was für seinen Umsatz gut sei, fände er gut, wie er meinte.

Und dann immer diese miesepetrigen Hartzies und Friedensaktivisten:

Heute traf ich zwei mir bekannte Hartzies bei ALDI:

Statt dass sie gebetet haben "Lieber Onkel Aldi, hab Dank für Speis und Trank" laberten sie mir nen Knopf ans Ohr, dass sie kein Geld mehr hätten und neues erst am Freitag käme! Ja geht es denn noch? Den ganzen üppigen Regelsatz von 365 Euro für Weihnachten verballert? Diese undankbare Bande und dann wollen sie auch noch Telefonanschluss und Internet haben? Nein, auch sie müssen verzichten lernen, es kann einfach nicht angehen, dass unsere Banker, Aktiengesellschaften, Waffenlieferanten, Politiker und andere "Leistungsträger" verarmen, weil diese Nichtstuer sich zu Sylvester auch mal ein Gläschen Sekt gönnen wollen.

Der Verzicht auf 7 Millionen Gläschen Sekt für unsere Sozinutzniesser bedeutete für unsere Jungs in Afghanistan immerhin ein schönes Weihnachtsfest, weil vom Tannenbäumchen bis zum Bier alles sehr, sehr teuer eingeflogen werden musste und wer verzichtet nicht gerne für die Jungs, die am Hindukusch unserer Freiheit verteidigen?

Da zu verzichten, das wäre ja schon fast wie "Vaterlandsverrat", wie es weiland der Ex Bundestatterich Konny der Adenauer der Zeitschrift SPIEGEL im Bundestag vor warf, als diese die Rüstungsausgaben von Franz-Josef, einem echten Mannsbild, a bajuwarischem, vorhielt.

Und überhaupt:

Wer Arbeit sucht, findet welche! Weiß bei uns jeder Stammtischbruder und die BILD weiß es auch, wie ihre aktuellen Videoclips mit zahlreichen Prominenten beweisen. BILD weiß Bescheid, BILD kennt sich aus.

Wer das alles nicht glaubt, sollte täglich mindestens einmal die BIBEL und einmal die BILD lesen.

Da steht alles drin, was der moderne Mensch in diesem Staate Absurdistan Ende 2011 an Wissen braucht.

Mit diesem gigantischen Wissen, kann man beruhigt in die Zukunft blicken:

Unsere Rente ist sicher, der Euro ist sicher, alle werden Arbeit finden, es wird keine Kriege mehr geben, alle Politiker sind ehrlich, wenn sie Christen sind, Armut gehört der Vergangenheit an, alle werden zu essen haben und glücklich sein, die Neonazis werden ganz von alleine verschwinden, weil sie sich selber in die Luft jagen, die Reichen werden den Armen geben, die Bundesangi im Jahr 2078 den "Mutter Theresa Verdienstorden" und den "Friedensnobelpreis" erhalten und die versammelten bundesdeutschen Hartz IV Chöre Gazprom Schröder und Peter Hartz das Ständchen bringen "Wir danken Euch".

Was ich da ja ganz fies fand, zum Jahresrückblick 2011 fand ich von Frank Kopperschlaeger seinen Jahresrückblick, der nur aus Fotomontagen besteht, Link siehe hier:

Also wenigstens im Dezemberfoto hätte ja noch ein Weihnachtskerzchen drauf gehört.

Aber so sind sie die Miesmacher!

Dankbarkeit und Demut sind angesagt, dann nur wer Arschkriecher ist, kann in Absurdistan noch was werden.

Verhärtete Armut - Paritätischer legt Armutsbericht 2011 vor

Geschrieben von Paritätischer. Veröffentlicht in Allgemeines

Vor einer Verfestigung der Armut auf Rekordniveau warnt der Paritätische Wohlfahrtsverband anlässlich der Veröffentlichung seines Armutsberichtes 2011. Scharfe Kritik übt der Verband an der Sozialpolitik der Bundesregierung. Er fordert die Bundesregierung zu einer rigorosen armutspolitischen Kehrtwende auf.

Rund 12 Millionen Menschen sind laut Paritätischem Armutsbericht in Deutschland armutsgefährdet - 14,5 Prozent der Bevölkerung. Alarmierend sei, dass auch in Jahren mit starkem Wirtschaftswachstum wie 2006, 2007 oder 2010 die Armut nicht zurückgegangen sei. "Es handelt sich um eine Verhärtung der Armut auf sehr hohem Niveau", stellt Hauptgeschäftsführer Ulrich Schneider fest. "Wo die Wirtschaft nicht für sozialen Ausgleich sorgt, ist die Politik gefordert."

Nach der Studie, die den Zeitraum 2005 bis 2010 umfasst, zeigen insbesondere die Bundesländer Berlin und Nordrhein-Westfalen einen deutlichen Negativtrend. Besonders besorgniserregend sei die negative Entwicklung im Ruhrgebiet. Sehr hohe Armutsquoten mit seit Jahren steigender Tendenz im größten Ballungsgebiet Deutschlands müssten in der Politik sämtliche Alarmglocken läuten lassen. "Wenn dieser Kessel mit fünf Millionen Menschen einmal zu kochen anfängt, dürfte es schwer fallen, ihn wieder abzukühlen", warnt Schneider.

Der Paritätische fordert von der Bundesregierung eine armutspolitische Kehrtwende. Wer die Armut glaubhaft bekämpfen wolle, müsse die Regelsätze in Hartz IV erhöhen, den öffentlich geförderten Beschäftigungssektor ausbauen, die Bildungschancen benachteiligter Kinder und Jugendlicher sichern und der drohenden Altersarmut vorbeugen. Zur Finanzierung dieser Reformen dürfe die Regierung nicht länger vor der Verteilungsfrage zurückschrecken. "Es wird Zeit, nicht nur die Armut sondern auch den Reichtum in Deutschland zu enttabuisieren", so Schneider. Der Verband fordert eine deutlich stärkere Besteuerung von großen Erbschaften, Vermögen sowie hohen Einkommen.

Den Bericht, weitere Infos und eine detaillierte Suchfunktion nach Postleitzahlen finden Sie im Internet unter: www.der-paritaetische.de/armutsbericht2011

Pressekontakt:

Gwendolyn Stilling, Tel. 030/ 24 636 305, eMail: 
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