Die ausverkaufte Republik!

Geschrieben von Dieter Carstensen. Veröffentlicht in Allgemeines

Neonaziskandal, Hartz IV Verarmung, Milliarden für Banken. Die Reichen werden reicher, die Armen werden ärmer, eine Regierung, die vollkommen unfähig ist, eine Politikerkaste, die in ihrer absoluten Mehrzahl soweit weg vom Volk ist, für das sie vorgibt tätig zu sein, wie der Mars vom Mond. Altersarmut, Verelendung, 1,7 Millionen Kinder, welche an der Armutsgrenze leben, 3,6 Millionen Beschäftigte welche einen Stundenlohn von unter 7 Euro brutto (!) die Stunde erhalten, ca. 25 % der Bevölkerung, die als verarmt gelten. Gibt es eigentlich noch Gründe, so wie die rechten Schreihälse es tun, auf dieses Land stolz zu sein, mit all seinem für jedermann ersichtlichen Unrecht?
Wie sagte der Thüringer Die Linke Fraktionsvorsitzende Bodo Ramelow, zu den aktuellen Neonaziskandalen so passend in einem Stern Interview vom 17.11.11 unter dem Titel " ... und der braune Mob darf marschieren" ?
Zitat: "Auf dem linken Auge tragen sie drei Vergrößerungsgläser, auf dem rechten eine Augenklappe."
Leben wir nicht in einem Land, von dem aus nachweislich zwei Weltkriege angezettelt wurden, beide verursacht durch eine monarchistische, beim 1. Weltkrieg und beim 2. Weltkrieg durch eine faschistische Herrschaftsform ausgelöst wurden, mit zig Millionen Toten und unsäglichem Elend und Leid?
Sind die Deutschen lernresistent, was die Aufarbeitung der eigenen Geschichte an geht?
Man sollte, gerade in der aktuellen Situation, die Dinge beim Namen nennen:
Ausgelöst wurden beide Kriege wesentlich durch jene Leute, die sich auch heute wieder als "Eliten" ausgeben, obwohl sie nur ihren eigenen Vorteil im Auge haben. Die Personen haben gewechselt, die "Eliten" nicht. Siehe dazu das lesenswerte und immer noch aktuelle Buch von Bernt Engelmann, "Das Reich ging, die Reichen blieben."
Wie diese "Elite" auch heutzutage "tickt", dazu braucht man sie nur bei ihren eigenen Worten zu nehmen:
"Wir beschließen etwas, stellen das dann in den Raum und warten einige Zeit ab, was passiert. Wenn es dann kein großes Geschrei gibt und keine Aufstände, weil die meisten gar nicht begreifen, was da beschlossen wurde, dann machen wir weiter - Schritt für Schritt, bis es kein Zurück mehr gibt", sagte Jean Claude Juncker, Premierminister von Luxemburg und einer der führenden "EU Strategen."

Ein tolles "Demokratieverständnis" - zumindest ein Entlarvendes, weil es die meisten aus seiner Politkaste wohl blind unterschreiben würden.

Sprache ist immer die Sprache der Herrschenden, genau so, wie Gott noch nie auf Seiten der Armen war.
Die durch die Nazis zerstörte und vernichtete Kultur der Arbeiterbewegung sah diesen Zusammenhang, gründete Arbeiterlesezirkel, Arbeiterkulturvereine und vieles mehr, um den selbsternannten "Eliten" gleichberechtigt, durch eigene Bildung und Wortgewandtheit, ihr mächtigstes Herrschaftsinstrument, nämlich die Sprache, aus der Hand zu nehmen.
Siehe dazu z. B, die zahlreichen Veröffentlichungen des Historikers H.U. Wehler, zu finden unter dem Link:
Diese Zusammenhänge zu sehen und zu berücksichtigen, ist für mich unabdingbar, um die heutige Situation, in den Zeiten des "Raubtierkapitalismus", wie Altkanzler Helmut Schmidt es formulierte, ohne allerdings für seine Politik und sein Handeln daraus auch nur ansatzweise die richtigen Schlüsse zu ziehen, wirklich verstehen zu können.
Es geht, man kann es beim besten Willen nicht anders ausdrücken um "Klassenkampf" und nichts anderes.
Die Kapitalisten sagen das offen, aber wehe die Ausgebeuteten und Unterdrückten, wagen sich dieses Wort in den Mund zu nehmen.
Dann ist das Geschrei groß in den Talkshows und Medien dieser Bananenrepublik Absurdistan, mit ihren aktuell über 2 Billiarden (!) Euro Staatsverschuldung und einer pro Kopf Staatsverschuldung vom Baby bis zum Greis, von über 25.000 Euro.
Der Multimilliardär Warren Buffettt sagte:
"Es herrscht Klassenkampf, meine Klasse gewinnt, aber das sollte sie nicht." - Ich möchte ihm da im letzten Halbsatz nicht widersprechen!
Die FDP zog einst jubilierend mit ihren ganzen Lügen und falschen Versprechungen durch das Land, unter anderem mit ihrem größten Wahlbetrugsslogan, auf den bei dieser reinen Klientelpartei für Reiche, leider zu viele im reinfielen, nämlich "Leistung soll sich wieder lohnen".
Diese Lüge ist entlarvt, es bezog sich nur auf die Eliten und die Reichen und die FDP ist da, wo sie hingehört, hoffentlich für immer im politischen 3 Prozent und weniger Abseits.
Was die Deutschen über diesen Schwachsinn heute wirklich denken, wurde am 16. Nov. 11 in einer Studie deutlich, die t-online.de unter dem Titel: "Mehrheit der Deutschen glaubt, Leistung lohnt sich nicht", öffentlich machte, Zitat daraus:
"Ohne Fleiß kein Preis - die alte Weisheit scheint für die Mehrheit der Deutschen nicht mehr zu gelten: Zwei von drei Bürgern glauben, dass sich Leistung nicht lohnt. Das zumindest ist das erschreckende Ergebnis einer aktuellen Studie der Bertelsmann Stiftung. Demnach ist auch nur etwa ein Drittel der Befragten der Ansicht, dass alle Bürger die gleichen Aufstiegschancen im Job haben. Lesen Sie, wie die deutschen Beschäftigten außerdem das Arbeitsleben hierzulande einschätzen."
Aber nun gilt in Europa, wenn man dem CDU Einpeitscher und Fraktionschef im Bundestag Kauder folgt: "Jetzt wird wieder deutsch gesprochen.", wie die Internetzeitung "Die ZZ" am 16.11.11 titelte.
Sie bezog sich dabei auf ein Zitat aus dem Spiegel, was eigentlich alles aussagt, über den geistigen Zustand der Bundesregierung, zumindest sehe ich das so:
"Kauder warf den übrigen Staaten der Währungsunion vor, erst jetzt begriffen zu haben, was die Kanzlerin bereits seit langem propagiert: Ausgangspunkt der Krise seien nicht die Spekulanten gewesen, sondern "dass wir uns nicht an die Haushaltsdisziplin gehalten haben", sagte er am Dienstag vor den Delegierten. Diesen Gedanken habe Angela Merkel europaweit durchgesetzt. Und dann verstieg er sich zu einem Satz, der in manchen Ländern nicht gern gehört werden wird und schmerzhafte Erinnerungen wecken könnte: "Jetzt auf einmal wird in Europa Deutsch gesprochen."
Irgendwie erinnert mich das Ganze fatal an Sprüche aus längst vergangen gemeinten Zeiten, wie "zuerst kommt Deutschland und dann der Rest der Welt", oder "am deutschen Wesen wird die Welt genesen."
WIR haben in Deutschland mittlerweile über 25 Prozent der Bevölkerung in Armut lebend, wozu jedes Monatseinkommen unter 1060 Euro netto, bei Ledigen, zählt, nach unserem Schuldnerfreibetragsgesetz, unter dem nun mal die Armut nach Rechtsprechung unserer Gerichte beginnt und wir haben die Tatsache, "8,4 Millionen wünschen sich mehr Arbeit", wie "Der Sozialticker" am 18.11.11 titelte.
Zitat daraus:
""Wenn trotz Rekordzahlen auf dem Arbeitsmarkt 8,4 Millionen Menschen im Alter von 15 bis 74 Jahren sich Arbeit oder mehr Arbeitsstunden wünschen, ist ein arbeitsmarktpolitischer Kurswechsel notwendig", fordert der AWO Bundesvorsitzende Wolfgang Stadler angesichts der heute vom Statistischen Bundesamt vorgelegten Zahlen. „Der Ausbau des Minijobbereichs war ein Fehler. Viele Menschen wünschen sich mehr Arbeit, damit sie davon leben können", erklärt Stadler und fügt hinzu: „Die Politik muss die Schaffung von sozialversicherungspflichtigen Beschäftigungsverhältnissen unterstützen und den Niedriglohnbereich stärker begrenzen."

Quelle: http://www.sozialticker.com/ungenutztes-arbeitskraeftepotenzial-84-millionen-personen-wuenschen-sich-mehr-arbeit_20111115.html

Diese Menschen wünschen sich bestimmt nicht deswegen "mehr" Arbeit, weil sie sich nichts Besseres vorstellen könnten, sondern einfach, weil ihre Löhne und Einkommen nicht mehr für eine gleichberechtigte Teilhabe am Leben in unserer Gesellschaft reichen.
Unter dem Absatz "Menschenrechte" fand ich neulich bei: "Forschung und Information - Schriftenreihe der RIAS-Funkuniversität - Herausgeber Ruprecht Kurzrock" eine interessante Aussage.

Dort heißt es unter "Menschenrechte - ihre Geltung heute" bezogen auf unser Grundgesetz und unseren Staat, auf Seite 118:

"Nicht erfüllte Verfassungsprogramme können zur Enttäuschung an der Verfassung führen. Hier drängt sich gleich noch eine ähnliche Erwägung auf. Wenn nämlich soziale Rechte nur als Programme in der Verfassung stehen, warum sollten dann Freiheits-, Gleichheits- und Verfahrensrechte so ungleich verbindlicher sein? Die Schwäche der sozialen Grundrechte droht zu einer Krankheit der „klassischen" Grundrechte zu werden."
Mein Fazit aus allem:
 
Das Grundgesetz ist längst zum Spielball der selbsternannten Eliten und Herrschenden geworden, die sich auf der politischen Ebene jeglicher Verantwortung für das Wohlergehen der Mehrheit der Menschen in unserem Land entziehen, Massenverelendung auf der einen Seite und unendlichen Reichtum für Wenige zulassen, durch ihre paradoxe und am Wohl des GANZEN Volkes ganz und gar nicht ausgerichtet Politik, obwohl sie nach Grundgesetz und nach ihrem Schwur als gewählte Abgeordnete genau dazu verpflichtet wären.
Aber was haben sie als Lobbyisten der Herrschaftsklasse gemacht?
Das Ergebnis ist der Titel meines Artikels:
DIE AUSVERKAUFTE REPUBLIK - sie ist Realität, für die Masse der Bevölkerung.
Ich halte es mit den Toten Hosen in ihrem Song "1000 gute Gründe":
"Es gibt tausend gute Gründe, auf dieses Land stolz zu sein, warum fällt mir dann grad heute kein einziger mehr ein?"
Link zum Songvideoclip der Hosen:

Armut nicht länger tabuisieren, Arme nicht länger ausgrenzen

Veröffentlicht in Allgemeines

Zum UNESCO-Welttag der Toleranz am 16. November

Fast jeder sechste Bundesbürger ist davon betroffen: Armut. Doch obwohl 14,4 Prozent der Menschen in Deutschland als bedürftig gelten, wird das Problem weitgehend tabuisiert. Mehr noch: Häufig wird Armen sogar unterstellt, ihre Situation selbst verschuldet zu haben. Diese Stigmatisierung aber führt unweigerlich zu  sozialer Ausgrenzung und psychischer Belastung bei den Betroffenen. Deshalb fordert Thomas Beyer, Sprecher der Nationalen Armutskonferenz (nak), anlässlich des UNESCO-Welttags der Toleranz: „Wer Armut leugnet, verhindert die Überwindung ihrer Ursachen. Deshalb müssen sich Gesellschaft und Politik endlich der Armutsdiskussion stellen!“

Es zeige sich, dass neben Arbeitslosen besonders Alleinerziehende gefährdet sind zu verarmen. Damit erkläre sich zum Teil, warum Frauen von Bedürftigkeit stärker betroffen sind als Männer. Eines empört Beyer besonders: „Es ist ein Skandal, dass 38 Prozent der Kinder familiäre Armut erleben.“ Zumal die Gefahr arm zu bleiben, größer sei, als arm zu werden. Um Armut zu reduzieren, müsse man früh ansetzen – bei den Kindern. Beyers Schlussfolgerung: „Der Ausweg aus dem Armutskreislauf führt vor allem über mehr Bildung.“

Die Hartz IV Republik: Sind die Deutschen noch zu retten?

Geschrieben von Dieter Carstensen. Veröffentlicht in Allgemeines

Vier Schlagzeilen der letzten Tage sagen viel aus über den Zustand dieser Republik im Jahre 6 nach Einführung der Hartz IV Gesetze und dem Abgang des "Bosses der Bosse", Armani Fans und Hartz IV Kanzlers Schröder: "Armut auf Rekordniveau" stellte der "Paritätische Wohlfahrtsverband" in einer Pressemitteilung am 3.11.11 mit. Am 7.11.11 konstatierte der "blog.campact.de" feststellend: "G20-Gipfel setzt Banken nicht einmal Mini-Schranken". Am 8.11.11 titelte der "Sozialticker.de" "Hartz IV-Bildungspaket: Erfolgsmeldung entpuppt sich als Schaumschlägerei" und ebenfalls am 8.11.11 titelte die FAZ "Die Löhne sinken trotz Aufschwung". Da stellen sich doch Fragen wie: Sind die Deutschen noch zu retten? Wie lange lassen sich die Deutschen den Irrsinn ihrer politischen Nomenklatura noch gefallen? Wann gehen die Deutschen massenhaft aus Protest auf die Straßen?
 
In seiner Presseerklärung vom 3.11.11  schrieb der "Paritätische Wohlfahrtsverband":
 
"Der Paritätische weist darauf hin, dass den über 12 Millionen armen Menschen in Deutschland ein privates Geldvermögen von rund fünf Billionen Euro gegenüber stehe. „Nicht nur die Armut in Deutschland hat Rekordniveau erreicht, sondern auch der Reichtum hat trotz aller Krisen stetig zugenommen. Wenn dieser eklatanten Ungleichheit kein Ende bereitet wird, droht unsere Gesellschaft zu kollabieren“, warnt Ulrich Schneider, Hauptgeschäftsführer des Paritätischen."
 
 
Genau darum geht es, bei der sich immer mehr zuspitzenden Konfrontation in diesem Staate, zwischen denen da oben und uns hier unten: Wielange geht der Krug noch zum Brunnen, bis er zerbricht?
 
Über 1,7 Millionen Kinder wachsen in bitterster Armut auf, in einem Staat, in welchem ein privates Geldvermögen von Fünf Billionen Euro angehäuft wurde, einem Staat, der zu den reichsten dieser Erde zählt und wo die Zahl der Einkommensmillionäre in den letzten 20 Jahren geradezu explodiert ist, wohingegen auf Seiten der Beschäftigen durch die sozialen Verbrechen seit Schröder, wie gezielter Ausweitung des Niedriglohnsektors und der Zeitarbeit, mit katastrophalen Lohnbedingungen,
der Einführung der 400 Euro Jobs, die nachweislich im Handel und im Dienstleistungsgewerbe hunderttausende Vollzeitstellen vernichtet haben, immer mehr Menschen von ihrer Arbeit kaum noch, oder nur noch als sogenannte "Hartz IV Aufstocker" leben können, wobei dieser Begriff nichts beinhaltet, als staatliche finanzielle Subventionen für Firmen, die Hungerlöhne zahlen und Ausbeutung an ihren Beschäftigten zur eigenen Gewinnmaximierung betreiben.
 
Die Löhne derjenigen, welche überhaupt noch Arbeit haben, sinken sogar seit Jahren, was die Nettokaufkraft angeht. Selbst die eher konservative Frankfurter Allgemeine Zeitung, musste am 5.11.11 unter dem Titel "Reallöhne der Deutschen - Die Löhne sinken trotz Aufschwung" feststellen, Zitat:
 
l" size="4">"Selbst nach den Aufschwungjahren können die meisten Lohnerhöhungen immer noch nicht die Inflation ausgleichen. Eine noch unveröffentlichte Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung zeigt, dass die Reallöhne der Deutschen in den vergangenen fünf Jahren kontinuierlich gesunken sind. Auch die vergangenen zwei Aufschwungjahre haben den Trend nicht gedreht."
 
 
Es droht ein Auseinanderbrechen dieses Staates, so sehe ich das, weil selbst der deutsche Michel wird irgendwann sagen, dass es reicht, dass es genug ist.
 
Worin dieses Auseinanderbrechen bestehen wird, vermag wohl niemand vorauszusagen. Es kann, muss aber nicht, in der Entstehung von Parallelgesellschaften, wie man besonders in Berlin bereits seit langem beobachten kann, bestehen, es kann in Wahlverweigerungen Ausdruck finden, wenn deutlich unter fünfzig Prozent überhaupt noch wählen gehen, es mag in Massenprotesten sichtbar werden, oder schlimmstenfalls in offenen Straßenkämpfen. Jede Prognose, wie sich das Auseinanderbrechen ausdrücken wird, wäre unseriös, wer vermag schon in die Zukunft sehen?
 
Was man aber kann, ist den Ist - Zustand dieses, längst schon sehr weit fortgeschrittenen, Auseinanderbrechens unserer Gesellschaft zu analysieren.
 
Unsere Innenstädte sind längst überall uniform geworden, überall die optisch von der Fassade gleich aussehenden Geschäfte der großen Handelsketten. Man merkt kaum noch, ob man nun gerade durch die Innenstadt von Hamburg, Köln, oder München läuft.
 
Wenn man die Menschen in diesen Innenstädten aufmerksam beobachtet und nicht nur Augen für die Schaufenster hat, wird man auch sehr viel aussagekräftiges über den Zustand des Auseinanderbrechens unserer Gesellschaft feststellen können:
 
Die schick angezogenen Menschen, im Gegensatz zu der immer größer werdenden Zahl der Menschen, denen man schon an der Kleidung ansieht, dass sie verarmt sind, das unterschiedliche Verhalten in den Supermärkten, wo die einen alles wahllos in ihre Einkaufswagen schmeißen und die anderen, meist mit kleinen Zettelchen in der Hand, ganz genau gucken, wo das preiswerteste Produkt steht und suchen, bis sie es haben und wenn sie vor einem an der Kasse stehen, sieht man, nur das Nötigste wurde eingekauft und man erlebt es oft, dass dann mal ein Euro, oder fünfzig Cent zum Bezahlen fehlen und sie dann an der Kasse was aus ihrem Einkauf liegen lassen müssen.
 
Die Armut ist nicht laut, sie ist leise. Wer nichts hat, kann auch nicht laut sein, da er ja kaum irgendwo hingehen kann, wo andere sich vergnügen, etwa die lautstarken Stammtischhelden mit ihrem BLÖD - zeitungsmäßigen Gegröhle von "Wer Arbeit sucht, findet auch welche." Wenn das Geld für eine Tasse Kaffee, für einen Verein, für kulturelle und soziale Teilhabe und sogar für Busfahrkarten oder nahezu jegliche gemeinsamen, gesellschaftsüblichen Aktivitäten mit anderen fehlt, wird es einsam, die Menschen vereinsamen, verbittern, ziehen sich zurück, leben in Angst, Scham, werden krank, körperlich und psychisch und verlieren jeglichen Lebensmut.
 
Prof. Dr. med. Volker Faust schrieb zu den Folgen der gesellschaftlichen Ausgrenzung durch den Verlust von Arbeit bei den Betroffenen in seinem, wie ich finde, bemerkenswerten Aufsatz,
 
"DIE ARBEITSLOSIGKEIT UND IHRE PSYCHOSOZIALEN FOLGEN",
 
unter der sehr treffenden Zwischenüberschrift "Arbeitslose werden andere Menschen", Zitat:
 
"Arbeitslosigkeit ist eine besondere Form der psychosozialen Zermürbung. Das ist den wenigsten bewusst, die sich eines sicheren Arbeitsplatzes erfreuen können. Denn Untätigkeit ist nicht Freizeit. Man kann nicht gegen seinen Willen "ausspannen" - und zwar endlos. Sonst droht man körperlich inaktiv, geistig träge, seelisch instabil zu werden und schließlich sogar Kontaktfähigkeit und Selbstachtung zu verlieren."
 
 
Für mich hat es vielfältige Ursachen, warum noch nicht Millionen durch Arbeitslosigkeit ausgegrenzter, mit Hartz IV oder anderen Sozialleistungen, am Rande des Existenzminimums lebende Menschen, massenhaft auf die Straßen gegangen sind und diese Republik zur Durchsetzung ihrer berechtigten Ansprüche lahm gelegt haben.
 
Einige habe ich wie o.a. bereits erwähnt.
 
Prof. Dr. med. Volker Faust geht in seinem Aufsatz, unter der Zwischenüberschrift "Die Arbeitslosigkeit und ihre psychosozialen Folgen", aber noch auf einen weiteren wichtigen Aspekt ein, Zitat:
 
"Zwar gab es Arbeitslosigkeit schon früher, und zwar ausgeprägter, wie sich die ältere Generation noch mit Schaudern erinnert. Doch lässt sie sich gerade in einer Zeit der Konsum-Ideologie und des Wohlstands besonders schlecht verkraften. Früher stand auch die (allgemeine) materielle Not im Vordergrund. Heute sind es vor allem die seelischen, psychosozialen und schließlich sogar psychosomatisch interpretierbaren Auswirkungen (unverarbeitete seelische Probleme äußern sich körperlich), die die Konsequenzen für den Einzelnen, seine Familie und sogar seinen Freundeskreis bestimmen."
 
Anmerken möchte ich, dass in dem Aufsatz, auch Prof. Faust unter der Zwischenüberschrift "Was kann man tun", m.E. die finanziell äußerst geringen Möglichkeiten der Betroffenen nicht ausreichend berücksichtigt. Wenn man bedenkt, dass im Hartz IV Regelsatz pro Tag für Ernährung nur 4 Euro vorgesehen sind, wird es z.B. schon eng, wenn man mal Freunde zu sich nachhause zum Essen einladen will.
 
Mir kommt es so vor, als hätten sich die Deutschen irgendwie in dieser Hartz IV Republik eingerichtet!
 
Bei jeglicher Hartz IV Erhöhung gröhlen die Stammtische pöbelnd los, aber bei den jährlichen 30 Milliarden Euro Steuerhinterziehung sagt kaum jemand was.
 
Deutschland, ein gespaltenes Land, mit auseinanderdriftenden Wahrnehmungen und Lebenswirklichkeiten.
 

Und nun will man die Steuern senken! Mal davon abgesehen, dass die geplanten Steuersenkungen bei unteren Einkommensgruppen höchstens für monatlich eine Tasse Kaffee auswärts reichen würden, meine ich, dass, wenn diese Regierung “zuviel” Geld hat, sie dann davon die Ärmsten der Armen unterstützen und die Regelsätze für Hartz IV und Sozialhilfe auf monatlich 440 Euro erhöhen sollte, auch und erst recht für ALLE davon betroffenen Kinder, egal welchen Alters.

Diese Mehrleistungen würden zudem sofort in den Konsum fließen, denn wer wenig Geld hat, muss es sofort für das Nötigste ausgeben, Handel und Dienstleistungsgewerbe fördern und über die Mehrwertsteuer käme eh ein erkleckliches Sümmchen zurück in den Bundeshaushalt.

Aber Steuern senken, solange Menschen in diesem Staat, einem der immer noch reichsten Länder der Erde, von monatlichen Regelsätzen in Höhe (besser sollte man sagen: Tiefe) von 364 Euro leben, halte ich für genauso pervers, wie Banken für ihre Raffgier, welche sie selber in die Pleite führte, mit Milliarden aus Steuermitteln am Leben zu erhalten.

Interessant ist, was sich zur Zeit in der Schweiz abspielt, wozu die Deutschen aber scheinbar zu dumm sind.

Wir diskutieren hier über Mindestlöhne, ich würde sagen Hungerlöhne um 7,50 Euro bis 8,50 Euro.

Und was macht der Schweizer Gewerkschaftsbund? Er fordert einen Mindestlohn von 18 Euro, was hier kaum jemand wahrgenommen hat.

Nein, das ist kein Märchen!

Die Zeitung Focus schrieb am 6.11.11 unter der Überschrift "Schweizer fordern Mindestlohn von 18 Euro", Zitat:

"Die Schweizer Gewerkschaften haben nach eigenen Angaben genug Unterschriften für eine Volksabstimmung über die Einführung eines Mindestlohns von 22 Franken (18 Euro) pro Stunde gesammelt. Mehr als 121 000 Menschen hätten die Petition unterschrieben, sagte Gewerkschaftssprecher Peter Lauener am Sonntag.

Auch nach Streichung ungültiger Namen werde man die für ein Referendum verlangten 100 000 Unterschriften erreichen. Der Vorschlag würde Arbeitern bei einer 42-Stunden-Woche ein Mindesteinkommen von 4000 Franken (3278 Euro) garantieren, teilte der Schweizer Gewerkschaftsbund SGB mit."

Quelle: http://www.focus.de/politik/ausland/gewerkschaftsbund-schweizer-fordern-18-euro-mindestlohn-pro-stunde_aid_681817.html

Der Schweizer Gewerkschaftsbund war dieses Volksbegehren nach ausführlichen Expertenanhörungen angegangen und kann sich auch auf Umfragen in der Bevölkerung stützen, in welchen sich 85 Prozent für einen Mindestlohn aussprachen.

Und bei uns?

Da führen die Parteien, Gewerkschaften und Arbeitgeber einen Tanz auf wie um das Goldene Kalb, in der Diskussion um einen anständigen Mindestlohn, welcher selbstverständlich über der Armutsgrenze zu liegen hätte. Wer als Lediger im Jahr 2009 über ein  Einkommen von weniger als 11.278 Euro im Jahr verfügte, was einem Monatseinkommen von 940 Euro entspricht, galt schon 2009 damit als arm, nach der Erhebung "Leben in Europa 2010", wobei die Armutsgrenze eigentlich nach logischen Denken den Mindestlohn vorgibt, "damit sich Leistung wieder lohnt", um mal sarkastischerweise die "Wirtschaftsexperten" von der 3 % Partei FDP zu zitieren.

(Siehe hierzu auch bei ARD Tagesschau unter dem Titel "Fast jeder Sechste muss Armut fürchten" unter dem Link: http://www.tagesschau.de/inland/armut162.html )

Und da schließt sich der Kreis meiner Ausführungen:

Sind die Deutschen noch zu retten?

(Quelle: Homepage des Autors )

"Der Autor stimmt einer Übernahme seines Beitrages im Rahmen der Creative Commons licenses  nur zu, wenn ihm eine Übernahme und Veröffentlichung durch andere Webseiten über das Kontaktformular seiner Homepage mitgeteilt wird."

Fast jeder Sechste muss Armut fürchten

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Beim Kampf gegen die Armut in Deutschland gibt es kaum Fortschritte. 15,6 Prozent der Bevölkerung galten nach Berechnungen des Statistischen Bundesamt 2009 als armutsgefährdet und damit etwa genauso viele wie im Jahr davor. Das größte Risiko besteht für Arbeitslose. 70,3 Prozent der Menschen ohne Job waren demnach von Armut bedroht. Weit häufiger als andere Bevölkerungsgruppen sind auch Alleinerziehende und deren Kinder mit einem Anteil von 43 Prozent armutsgefährdet.

Das statistiasche Bundesamt teilt dazu mit
Im Jahr 2009 waren durchschnittlich 15,6 % der Bevölkerung Deutschlands armutsgefährdet. Dies teilt das Statistische Bundesamt (Destatis) auf der Basis der aktuellen Ergebnisse der Erhebung LEBEN IN EUROPA 2010 mit. Das Armutsgefährdungsniveau blieb damit insgesamt gegenüber dem Jahr 2008 (15,5 %) nahezu konstant.
LEBEN IN EUROPA stellt die amtlichen Sozialindikatoren zu Armut und sozialer Ausgrenzung für Deutschland ("Bundesindikatoren") bereit. Die Indikatoren sind EU-weit vergleichbar. Im Jahr 2010 wurden für die Erhebung 13 079 Haushalte mit insgesamt 23 531 Personen ab 16 Jahren zu ihren Einkommen und Lebensbedingungen befragt. Armutsgefährdet war, wer nach Einbeziehung staatlicher Transferleistungen ein Einkommen von weniger als 11 278 Euro im Jahr beziehungsweise 940 Euro monatlich zur Verfügung hatte. Bezugszeitraum für die Erhebung der Einkommen war das Vorjahr (2009).

Armutsrisiko bei weniger als 940 Euro im Monat

Die Daten basieren auf der Erhebung "Leben in Europa 2010". Die Statistiker befragten im vergangenen Jahr etwa 23.500 Personen zu ihren Einkommen des Vorjahres. Der Erhebung zufolge galt als armutsgefährdet, wer einschließlich staatlicher Leistungen wie Hartz IV oder Arbeitslosengeld I über ein Einkommen von weniger als 11.278 Euro im Jahr verfügte. Dies entspricht einem Monatseinkommen von 940 Euro. Der Regelsatz für Hartz-IV-Empfänger liegt derzeit bei 364 Euro. Aufgrund der unterschiedlichen Gewichtung der verschiedenen Mitglieder eines Haushalts wurde die Grenze der Armutsgefährdung bei einer Familie mit zwei Kindern bei einem Einkommen von 23.684 Euro pro Jahr errechnet.

Das Armutsrisiko war nach Angaben des Statistischen Bundesamt für Frauen etwas größer als für Männer und für Rentner etwas niedriger als Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren. Die geringste Armutsgefährdung ermittelten die Statistiker für Berufstätige mit eigenem Einkommen.

Quelle: tagesschau.de


 

Programm "Sozialhilfe unter Druck: Wir mischen uns ein!"

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Der immer grössere Druck auf die Sozialhilfe beeinträchtigt die Lebenssituation von Armutsbetroffenen und die Arbeitssituation von SozialarbeiterInnen. Wie reagieren wir darauf?

Kurzreferate von Annie Ortelli und Selina Tribbia, Diskussion in moderierten Kleingruppen, konkrete Massnahmen.

Wir freuen uns auf Ihre Teilnahme: AvenirSocial Sektion Bern, Gruppe für Menschenwürde in der Sozialhilfe (GMS-BERN), vpod bern.

Anmeldung bitte unter Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! oder Tel.: 031 382 33 38 bis 11.11.2011
Spontane Teilnahme ist auch möglich.

 

6. Treffen von Menschen mit Armutserfahrung -Dokumentation-

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Einführung

Das sechste Treffen von Menschen mit Armutserfahrung hat sich mit über 100 Teilnehmenden inzwischen etabliert. Das Treffen wird als Möglichkeit zum Austausch, zur Vernetzung, zur Information über die Hauptthemen und zur politischen Weiterbildung genutzt.

Es ist in der Tradition der Europäischen Treffen von Menschen mit Armutserfahrung eine Plattform, die Partizipation nicht als Anspruch sondern als gelebte Wirklichkeit umsetzt.

In diesem Jahr konnten leider nicht alle Anmeldungen berücksichtigt werden, da die zur Verfügung stehenden finanziellen Mittel nicht ausreichten.

Nur durch die geduldigen und intensiven Verhandlungen von Frau Schmidt, der Geschäftsführerin der Nationalen Armutskonferenz, gelang es überhaupt die Veranstaltung durchzuführen. Das Bundesministerium für Arbeit und Soziales wollte die Mittel auf das Budget in den Jahren vor dem Europäischen Jahr gegen Armut und soziale Ausgrenzung begrenzen, welches die Absage des Treffens zur Folge gehabt hätte.

Frau Schmidt gilt an dieser Stelle ein ganz besonderer Dank, ebenso wie den Referenten und Moderatoren des Treffens. Ohne deren Unterstützung und ehrenamtliches Engagement wäre dieses Treffen nicht durchführbar gewesen.

Die Dokumentation enthält die Vorträge und Ergebnisse der Arbeitsgruppen, eine Zusammenfassung sowie einige Artikel und Rückmeldungen von TeilnehmerInnen.

Anregungen, wie die nächsten Treffen gestaltet und durchgeführt werden sollen bzw. Angebote zur Mithilfe sind immer willkommen und zu richten an: