Scheidung barrierefrei?

Veröffentlicht in Allgemeines

Dies ist ein Gastbeitrag im Rahmen des Netzwerkes der Blogpaten
von Gabriela Pichelmayer aus Wien.

Foto: Michael Grabscheit / pixelio.deIch bin kein Pfleger, Schatz! Ich habe nur ein Leben, Schatz! Du wirst sicher einen netten Rollstuhlfahrer finden, Schatz! Auch für dich wird es noch Möglichkeiten im Leben geben, Schatz! Ich liebe eine andere, Schatz!

Diese Sätze sitzen tiefer als tief. Wohl hat man schon dergleichen mit Unverständnis vernommen. Von anderen. Von Gleichgestellten. Jedoch ein ähnliches Schicksal nicht nur ausgeschlossen, sondern auch erst gar nicht in Erwägung gezogen.  Die Krankheit war ihm immer bekannt, schon vor der Hochzeit. Gewiss, damals war man noch mobil und nicht auf Hilfe angewiesen. Aber die Prognose der fortschreitenden Verschlechterung war immer klar und eindeutig. Es verhielt sich so, als würden die körperlichen Ausfälle in den 25 Beziehungsjahren mitwachsen wie die beiden Kinder.

 

Dachte man zumindest. Sämtliche Vorschläge von therapeutischen Maßnahmen wurden von ihm in den letzten Jahren abgelehnt. Denn, die Ausnahmesituation einer schweren Erkrankung ist ja nicht nur für den Betroffenen eine Herausforderung. Erst recht für Angehörige und für die Beziehung an sich, seit man ein gehöriges Quantum an Mobilität und Selbständigkeit verloren hat. Nein, das brauch ich nicht. Nein, das sollen andere machen. – hieß es. Und jetzt? Die Überforderung ist ihm zu groß, das Leben zu kurz, die neue Frau viel unbeschwerter. Jetzt wo man im Rollstuhl sitzt und schon 50 Jahre „geschafft“ hat im Leben, ist man plötzlich alleine und gilt es sich von Grund auf neu zu ordnen. 25 Jahre hat man mit ihm auf- und abgebaut.

Das Schiff „Familie“ unerschütterlich versucht ober Wasser zu halten. Hat unterstützt, hat verstanden und geholfen. Was man eben alles gerne so tut innerhalb eines Gefüges. Was bleibt übrig? Man will die Scheidung und bemüht das Gericht. In der Hoffnung „alles wird gut“ schiebt man diesen Schritt schon wochenlang vor sich her. Muss jedoch erkennen, dass die Frage nach Unterhalt, Witwenpension, die gemeinsame Wohnung, das gemeinsame Auto, die gemeinsamen Kinder, die gemeinsamen Jahre und vieles mehr offen bleibt. Und auch seine vorhandene Beistandspflicht und deren Verletzung will nicht außer Acht gelassen werden. Als Mensch mit Behinderung hat man das Recht auf Beistand und der Gatte die Pflicht. Auch wenn die Grenzen dieses Begriffes verschwinden und die Bedeutung in der Praxis nicht klar definierbar ist.

Um dem Verlangen zu entsprechen in den dritten Stock des Bezirksgerichtes zu kommen, benötigt man drei Aufzüge und durchrollt drei lange Gänge. Die Größe der Aufzugskabinen verkleinert sich pro Stockwerk. Ohne Hilfe ist es nicht zu bewerkstelligen in die letzte Kabine mit dem Rollstuhl hineinzufahren. Prädikat: nicht behindertengerecht. Trotz psychischer Belastung ist man auch noch körperlicher Belastung ausgesetzt und wird gezwungen der Unselbständigkeit frontal ins Auge zu blicken. Muss das denn sein?

Foto: Albrecht E. Arnold / pixelio.deZimmer 325 präsentiert sich als wunderschöner großer Altbauraum, in dem drei Damen ihre Mittagsjause verzehren. „Karin, da will sich wer scheiden lassen! Nemmas noch dran? Es is scho halb 12!“ ruft eine der Ruhebedürftigen, die vielleicht vergessen wollte, dass die Parteienverkehrszeiten von 8 – 13h nur dienstags ihre Berechtigung haben. Und es ist Dienstag! Man staunt und hofft diese Barriere überwinden zu können, hat man diesen Weg doch endlich mit allen dazugehörenden Hindernissen von Selbstzweifel über Gewissenskonflikte getraut zu beschreiten und ist sich nicht sicher ob man zu einem weiteren Anlauf in der Lage ist.

Der Mann bekommt die Ehescheidungsklage wegen Ehebruch. Selbst holt man sich einen feuchten Händedruck von der Richterin ab und stellt sich die Frage, ob es denn „legitim“ sei 25 Jahre vor Gericht zu beenden. Geht es nicht auch um innere Größe, Großmut und Einvernehmen im Leben?

Statistisch gesehen ist die Tendenz der Scheidungen in Österreich stark ansteigend. Zwar lässt man/frau sich nicht mehr scheiden, weil der Pudding nicht schmeckt oder der Partner die Zahnpastatube nach Gebrauch nicht verschließt.  Aber die Überzeugung, dass der indirekte Scheidungsgrund „Krankheit“ eine großer Rolle spielt, will man sich nicht nehmen lassen. Zumal man es auch schon oft vernommen hat. 900.000 Österreicher sind allein von psychischer Erkrankung betroffen. Ein Wunder in dieser Gesellschaft voll von Neid, Mobbing, Falschheit und Korruption? Und 1,6 Millionen Österreicher leben mit körperlicher Behinderung. Selbst wenn dies keinerlei Einfluss auf die eigene Situation hat. Trotzdem. Das Bewusstsein mit dieser Problematik nicht allein zu sein tut gut.

Ich habe die innere Größe nicht, Schatz! Auch ich habe nur ein Leben, Schatz!

Gabriela Pichelmayer, geb. 1960, Multiple Sklerose seit 1980, Pensionsversicherungsanstalt/Vergleichsurteil vom 16.5.2007: Pflegestufe 3 befristet bis 31.7.2008 zuerkannt. Auf Grund einer wiederholten ärztlichen Untersuchung im Juli 2008, Pflegestufe 4 unbefristet zuerkannt.

 

Der Text steht unter einer Creative Commons Namensnennung-NichtKommerziell-KeineBearbeitung 3.0 Deutschland Lizenz und kann komplett oder in Ausschnitten verwendet werden. Über eine Verbreitung in anderen Blogs wie auch über die gängigen Social-Media-Kanäle möchten wir uns schon jetzt bei allen Unterstützern bedanken.

Fotos Copyright: (1) Foto: Michael Grabscheit / pixelio.de
(2) Albrecht E. Arnold / pixelio.de

Link zur Quelle

Reich bleibt reich, arm bleibt arm - Datenreport 2011 - Sozialbericht für Deutschland

Veröffentlicht in Allgemeines

Mit dem »Datenreport 2011« präsen -tieren die amtliche Statistik und die so zialwissenschaftliche Forschung ihren Sozialbericht für die BundesrepublikDeutschland in der 13. Auflage. Die er-folgreiche Kooperation zwischen dem Statistischen Bundesamt und der wis -senschaftlichen Sozialberichterstattungbegann 1985 durch eine Initiative derBundeszentrale für politische Bildung.Mit der Erstellung des ersten gemein -samen »Datenreport 1985« und der vonProfessor Wolfgang Glatzer und Pro -fessor Wolfgang Zapf herausgegebenen empirischen Studie »Lebensqualität in derBundesrepublik Deutschland« wurdenEmpfehlungen umgesetzt, die ProfessorHans-Jürgen Krupp und Wolfgang Zapfbereits 1972 in ihrem Gutachten »Die Rol-lealternativer Wohlstandsindikatoren beider Begutachtung der gesamtwirtschaft-lichen Entwicklung« formuliert hatten.

Aktuell wird der Zusammenhang zwi-schen Wirtschaftswachstum, Lebensqua-lität und Wohlfahrt wieder neu diskutiertund steht in der aktuellen politischen und wissenschaftlichen Debatte weit obenauf der Tagesordnung. Vor allem das Un-behagen mit dem Bruttoinlandsproduktals »Universalindikator für gesellschaft-liche Wohlfahrt« hat zu unterschiedlichenAktivitäten geführt. Im Januar 2011nahm die vom Deutschen Bundestag ein-gesetzte Enquetekommission »Wachstum,Wohlstand, Lebensqualität – Wege zunachhaltigem Wirtschaften und gesell-schaftlichem Fortschritt in der SozialenMarktwirtschaft« ihre Arbeit auf.

Das Bruttoinlandsprodukt ist nach wievor eine der wichtigsten volkswirtschaft-lichen Größen. International vergleichbarund aussagekräftig – vor allem zur Beob-achtung der Konjunkturentwicklung –wurde es in den letzten Jahrzehnten oftauch als Indikator für Wohlstand undFortschritt verwendet. Aktuelle Diskus-sionen hinterfragen, ob die einseitige Ausrichtung auf Wirtschaftswachstum,gleichbedeutend mit dem Wachstum desBruttoinlandsprodukts, automatisch zugesellschaftlichem Fortschritt und hö hererLebensqualität für die Menschen führt.Dazu kommt die Frage der Nachhaltig-keit: Inwieweit generiert die heutigeGeneration W irtschaftswachstum aufKosten der nachfolgenden Generationendurch die Vernichtung natürlicher Res -sourcen oder eine zunehmende Staatsver-schuldung, die den finanziellen Spielraumin Zukunft immer mehr einschränkt?Zum anderen wird bemängelt, dass dienicht-materielle Seite der Lebensqualitätzu wenig beleuchtet wird.

Der französische Staatspräsident Sarkozyberief im Februar 2008 eine hochrangigbesetzte, internationale Expertenkommis -sion, die sogenannte Stiglitz-Sen-FitoussiKommission ein. Sie sollte Vorschläge er-arbeiten, wie die wirtschaftliche Leistungund der soziale Fortschritt einer Gesell-schaft künftig besser statistisch gemessenwerden kann. Schon allein die Tatsache,dass fünf der 25 Mitglieder Nobelpreis-träger waren, gab dieser Kommission ei-ne herausragende Bedeutung. Gemessenam Umfang der Aufgabe stand der Kommission wenig Zeit für ihre Arbeiten zurVerfügung. Sie stellte ihren Abschluss-Bericht mit Vorschlägen zur Verbesserungder statistischen Berichterstattung bereitsim September 2009 in Paris der Öffent-lichkeit vor. Der Bericht betont einerseitsdie Bedeutung von Daten zur Verteilungvon Wohlstand und geht andererseitskonkret auf die Messung von Aspektenein, die nach Ansicht der Kommmissionfür die Lebensqualität der Menschen vongroßer Bedeutung sind: Gesundheit, Bil-dung, persönliche Aktivitäten einschließ-lich Erwerbsarbeit, politische Partizi -pation und Qualität der Staatstätigkeit,soziale Beziehungen, Umwelt, persön licheund wirtschaftliche Unsicherheit. Außer-dem enthält der Bericht Vorschläge zurNachhaltigkeitsmessung.

Für die neue Enquete-Kommission »Wachs-tum,Wohlstand, Lebensqualität« wurdenehrgeizige Ziele gesteckt: Sie soll denStellenwert von W achstum in Wirtschaftund Gesellschaft ermitteln, einen ganz-heitlichen Wohlstands- und Fortschritts -indikator entwickeln sowie Möglich -keiten und Grenzen der Entkopplung von Wachstum, Ressourcenverbrauch undtechnischem Fortschritt aufzeigen. Dabeisind vor allem Aspekte wie materiel-ler Lebensstandard und Verteilung vonWohlstand, soziale Inklusion und so zialerZusammenhalt, Qualität der Arbeit, Ge-sundheit, Bildungschancen, soziale Siche-rung und politische Partizipation sowiedie von den Bürgern wahrgenommene Le-bensqualität zu berücksichtigen. Viele dergenannten Themen finden sich auch im Datenreport wieder. Hier werden die Er-gebnisse des Statistischen Bundesamtesund der sozialwissenschaftlichen For-schungzusammengeführt, so dass ein dif-ferenziertes Bild der Lebensverhältnisse inDeutschland entsteht. Die dargestelltenErgebnisse können zur Beantwortung vie-ler der vermeintlich neu gestellten Fragenherangezogen werden und Anregungenfür die weitere Debatte liefern.

Die amtliche Statistik ist mit ihren um-fangreichen, vielfältigen und kontinuier-lich durchgeführten Erhebungen nach wievor der wichtigste Anbieter von Infor -mationen über die Lebensverhältnisse und gesellschaftlichen Entwicklungen inDeutschland. Eine leistungsfähige sozial-wissenschaftliche Datengrundlage ist je-doch für eine aktuelle und differenzierteSozialberichterstattung ebenso notwen-dig. Sie ergänzt und bereichert das Infor-mations- und Analysepotential der amt-lichen Daten.

Mit ihren speziell für die gesellschaftlicheDauerbeobachtung konzipierten sozial-wissenschaftlichen Repräsentativerhebun-gen stellt die wissenschaftliche Sozial -berichterstattung Informationen zu The-men und Fragestellungen bereit, die häufignicht von der amtlichen Statistik erhobenwerden, wie z.B. subjektive Wahrneh-mungen, Einstellungen und Bewertungen.

Mit seiner umfassenden Beschreibung der Lebensverhältnisse in Deutschlandstellt der Datenreport den Entscheidungs -trägern in Politik und Wirtschaft hand-
lungsrelevante Informationen zur Ver -fügung. Seine wichtigste Aufgabe ist al-lerdings – als ein von der Bundeszentrale für politische Bildung veröffentlichter Sozialbericht – dem Informationsbedürf-nis der Öffentlichkeit und des Bildungs-systems in einer demokratischen Gesell-schaft gerecht zu werden.

Seit seinem erstmaligen Erscheinen vorüber 25 Jahren hat der Datenreport deut-lich an Themen und Gewicht zugelegt.Aus diesem Grund erscheint die gedruck-te Ausgabe in Form von zwei Bänden. Dieelektronische Fassung finden Sie wie im-mer auf den Internetseiten der beteiligtenInstitutionen.

Die Herausgeber

Berlin/Wiesbaden, im August 2011

Zum Datenreport

Mit Trommeln und Trompeten zum Times Square

Veröffentlicht in Allgemeines

Bei den Protesten gegen die Macht der Banken in New York sind mehr als 70 Menschen festgenommen worden. Zuvor waren Tausende Menschen vom Finanzdistrikt zum Times Square marschiert - und hatten dort den Verkehr lahmgelegt. Insgesamt blieb der Protest friedlich.

Mit Transparenten, Trommeln und Trompeten bewaffnet marschierten Tausende Demonstranten der "Occupy Wall Street"- Bewegung in New York zum Times Square. "So sieht Demokratie aus", skandierten sie. Hundertschaften von Polizisten mit Pferdestaffeln passten auf, dass sie den Bürgersteig nicht verließen, um den ohnehin zähflüssigen Verkehr nicht zu behindern. Nur zögerlich sperrten die Beamten Straßen, um den Menschen mehr Platz zu geben. Als sich eine Gruppe von Demonstranten nach Angaben der Polizei ihrer Aufforderung widersetzte, eine Nebenstraße freizumachen, kam es zu Festnahmen. Die Beamten führten rund 40 Leute in Handschellen ab.

"So kann es nicht weitergehen"

An der berühmten Vergnügungsmeile im Herzen Manhattans erreichte die Anti-Kapitalismus-Bewegung ihren Höhepunkt. Tausende Menschen drängten sich auf dem Platz und machten ihrem Ärger über die sozialen und wirtschaftlichen Zustände Luft.

"Die jungen Leute können nach der Uni nicht arbeiten", sagt eine Frau. "Sie haben horrende Schulden, es gibt keine Krankenversicherung." So könne es nicht weiter gehen. Eine andere Demonstrantin meint: "Jeder weiß, dass man für das Land kämpfen muss, sonst verliert man es."

Wie schon in der vergangenen Woche hatten sich auch diesmal zahlreiche Gewerkschaftsverbände, Vereine und Organisationen den Protesten angeschlossen. Seit Jahren bestehe ein soziales Ungleichgewicht, sagt ein Gewerkschafter. Auf der einen Seite gebe es Leute, die irgendwie versuchten, zu überleben. Auf der anderen Seite gebe es die Wall-Street-Bosse, die immer reicher würden.

Festnahmen vor Bankfiliale

Zuvor waren die Demonstranten vom Zucotti Park, dem Hauptquartier der "Occupy Wall Street Bewegung", zu einer Filiale der US-Großbank JP Morgan Chase im Finanzviertel Manhattans gezogen. Einige der Teilnehmer gingen in die Bank, um ihr Konto zu kündigen. Insgesamt blieben die Proteste friedlich. Die Polizei nahm aber rund 24 Menschen wegen ungebührlichen Verhaltens fest.

Die Organisatoren werteten diesen Protesttag als ihren bislang größten Erfolg. Rund 80 Länder auf der ganzen Welt hätten mitgemacht - in Europa, in Asien und Südamerika, sagte ein Demonstrant.  Es sei eine weltumspannende Bewegung und jeder, der mitmache, habe das gleiche Gefühl: Die soziale Ungerechtigkeit müsse beigelegt werden. Weltweit protestierten am Samstag Menschen in fast tausend Städten gegen die Macht der Finanzmärkte. Auch in Deutschland kam es in vielen Städten zu Kundgebungen.

(Quelle:ard-tagesschau)

Mitglied des Armutsnetzwerks: KULTURLOGE Marburg

Veröffentlicht in Allgemeines

Die KULTURLOGE Marburg ermöglicht Familien mit geringem Einkommen die Teilhabe am kulturellen und gesellschaftlichen Leben

Die KULTURLOGE Marburg vermittelt kostenlos, nicht verkaufte Eintrittskarten, die Kulturveranstalter zur Verfügung stellen, an Familien mit geringem Einkommen. Ehrenamtliche Helferinnen und Helfer vermitteln die Karten in einem persönlichen Gespräch an die Kulturgäste und lassen die Karten an der Abendkasse auf den Namen des Kulturgastes hinterlegen.

Die KULTURLOGE Marburg ist die erste Kulturloge in Deutschland.

Mit der Idee und Erarbeitung des Konzeptes ist sie Vorreiter für die Entstehung von Kulturlogen auch in anderen Städten und Regionen.

Der Kulturloge ist es besonders wichtig, niemanden bloßzustellen oder zu beschämen. Deshalb müssen sich Menschen mit geringem Einkommen nicht bei der Kulturloge selbst anmelden und ausweisen, sondern bei Sozialinitiativen und Institutionen, mit denen sie ohnehin in Kontakt stehen. Diese Ansprechpartner geben die Anmeldung (Name, Telefonnummer, Begleitpersonen, Kinder usw.) an die Kulturloge weiter. Dabei kann auch gleich angekreuzt werden, wofür Interesse besteht.

Die ehrenamtlichen Helfer der Kulturloge nehmen bei der telefonischen Vermittlung eine helfende Funktion wahr. Sie begegnen den Kulturgästen mit Respekt und Höflichkeit, sind aufmerksam und taktvoll und achten darauf, dass niemand benachteiligt oder bevorzugt wird.

Besonderen Wert wird darauf gelegt, dass es keine Stigmatisierung der Kulturgäste geben kann. Deshalb werden die vermittelten Karten auf den Namen des Kulturgastes beim Veranstalter hinterlegt.

Die KULTURLOGE Marburg wurde ausgezeichnet vom Bündnis für Demokratie und Toleranz als bundesweit vorbildliches Projekt mit dem Preis „ Aktiv für Demokratie und Toleranz 2010“ .

Die KULTURLOGE Marburg wird als Preisträger des Freiherr- vom Stein -Preises 2011 im November in Berlin ausgezeichnet.

Vom 4. Oktober bis einschließlich 1. November 2011 können Siehier für den Publikumspreis abstimmen. Zur Auswahl stehen 20 herausragend engagierte Personen oder Organisationen, auf den Gewinner wartet eine Prämie von 10.000 Euro für die Weiterführung des Projekts. Nutzen Sie die Chance, Ihrem Lieblings-Projekt auf der Shortlist zu diesem Preis zu verhelfen!

Hier können Sie voten!

6. Treffen der Menschen mit Armutserfahrung – 14./15. September in Berlin

Geschrieben von Dietmar Hamann. Veröffentlicht in Allgemeines

Im 19. Jahr des Bestehens der Nationalen Armutskonferenz konnte ein sehr starkes Interesse an den Belangen der Menschen, die in prekären Verhältnissen leben müssen, festgestellt werden. Nicht alle Teilnahmewünsche am Treffen in Berlin konnten erfüllt werden. Es zeigt sich, dass trotz des wirtschaftlichen Aufschwungs das besonders im Jahr 2010, dem Europäischen Jahr des Kampfes gegen Armut und Ausgrenzung, angestrebte Ziel der Armutsbekämpfung in der Bundesrepublik Deutschland nicht erreicht wurde. Das gestiegene Interesse an derartigen Veranstaltungen belegt das in eindrucksvoller Weise. Die hochgepriesene viel diskutierte Erhöhung des Satzes des Alg2 um fünf Euro, das Paket für die Teilhabe am kulturell-sozialen Leben für Kinder, die unsinnige Berechnung des Warmwasserverbrauches für Kinder, die verstärkte Kürzung der Regelsätze bei vermeintlichen Verstößen gegen die völlig einseitig aufgebaute Wiedereingliederungsvereinbarung und der erst am Freitag vorgelegte Entwurf des „Gesetzes zur Verbesserung der Eingliederungschancen am Arbeitsmarkt“ zeigen die Unfähigkeit der Politik die Probleme der Armutsbekämpfung zu bewältigen. Unter dem Druck der Finanzmärkte versucht die Regierung durch die Wahl der Zielvorgaben, insbesondere bei der Umsetzung der Plattform-2020-Initiative der Europäischen Union, Erfolge darzustellen. Die Realität im Leben der Menschen sieht anders aus.

In verschiedenen Workshops wurden Vorschläge für die weitere gemeinsame Arbeit erarbeitet.

 

Arbeitsgruppen:

1. Strategie 2020 und die Möglichkeiten der politischen Arbeit
Verhinderung von Übertragung von Armut von einer Generation auf die andere
Beseitigung der Kinderarmut
Mehr Beschäftigung als Ausweg aus der Armut durch eine aktive Eingliederungsstrategie
Soziale und wirtschaftliche Eingliederung von Minderheitengruppen
2. Das Neue im SGB II Erfahrungsaustausch
Was soll die nak zukünftig thematisieren?
Früher auf die Pauke hauen , d. h. aufzeigen, wie Sand in die Augen gestreut wird und immer wieder Alternativen aufzeigen
Neue „Freundlichkeiten“ auch erreichbar machen (z. B. das Einklagen).
Abschaffung §§ 31, 32 SGB II
Widersprüche gegen Bescheide sollen aufschiebende Wirkung entfalten
Bürgerarbeit als normale Erwerbsarbeit deklarieren

3. Wege aus der Armut - Wie gehe ich mit meiner Armut im Alltag um? Austausch über individuelle Strategien

Ergebnisse der Arbeitsgruppe III „Wege aus der Armut – wie gehe ich mit meiner Armut im Alltag um?“

Sammlung der Themen, die aus der Gruppe kamen:

Umgang mit Arbeitslosigkeit / Jobcenter

Hilfsangebote nutzen
Wie können Betroffene mobilisiert werden, gemeinsam für Ihre Interessen / Perspektiven einzutreten, zu demonstrieren etc.
Persönliche Aspekte: Selbstbewusstsein stärken
Kreativität nutzen
Wege aus der persönlichen Hilflosigkeit finden

Da die meisten Meldungen aus der Gruppe zum Thema „Mobilisierung, Perspektiven“ kamen, wurde dieses Thema mit erster Priorität in der Arbeitsgruppe aufgenommen und diskutiert. Die Ergebnisse aus der Diskussion zeigten, dass für den Weg zur Mobilisierung der Betroffenen verschiedene Voraussetzungen notwendig sind, um dann Schritt für Schritt zu einer Mobilisierung der Betroffenen zu führen bzw. parallel zu einem Bewusstseinsprozess mit dem Slogan „Wir sind die Reform!“

Die einzelnen Schritte zur Mobilisierung der Betroffenen könnten sein:

persönliche Ressourcen stärken
Selbstbewusstsein stärken
Überwinden von Scham und Existenzangst
vorhandene Hilfeangebote nutzen
Zusammenschlüsse vor Ort organisieren in Foren, Initiativen mit Kampagnen
vorhandene Internetplatformen nutzen oder neue aufbauen
politische Rechte nutzen, z.B. zu Wahlen gehen
Bildungsangebote zur Aufklärung und Kompetenzstärkung nutzen
sich mit anderen Betroffenen solidarisieren
konkrete Aktionen durchführen, z.B. während der jährlichen Treffen der Menschen mit Armutserfahrung der nationalen Armutskonferenz konkrete Aktionen durchführen.

Konkrete Anregungen für das jährliche Treffen der Nationalen Armutskonferenz

Aktion zeitlich während des jährlichen Treffens der Menschen mit Armutserfahrung der Nationalen Armutskonferenz einplanen; hierzu eventuell einen Aktionsausschuss installieren, der diese Aktion oder eine Kampagne, eine Demo organisiert
Bildungs- und Aufklärungsbeiträge verstärkt in die Tagung integrieren
Während der Tagung ein gemeinsames Event z.B. ein gemeinsames Essen, eine gemeinsame Kulturveranstaltung zum Abschluss des ersten Tages organisieren.

 

4. Öffentlichkeitsarbeit zum Treffen von Menschen mit Armutserfahrung

 

Realistische und konkrete Formen von Öffentlichkeitsarbeit gemeinsam mit den TN zu erarbeiten
Die TN in die Lage zu versetzen, eigenständig einen Workshop durchzuführen, zu organisieren und zu dokumentieren.

Das geht nach unserer Erfahrung und Einschätzung am besten durch „Raum für alle“, also Stärkung der individuellen Autonomie. Wir orientieren uns dabei am Open Space Konzept spezifiziert auf Kleingruppenarbeit, siehe http://de.wikipedia.org/wiki/Open_Space

Aus diesen Erfahrungen und dem vielfach geäußerten Wunsch nach „Austausch“ eine Anregung für zukünftige Treffen und Veranstaltungen:

Workshops so weit wie möglich vorziehen, damit die TN durch die Erfahrung von Eigenbeteiligung motiviert und engagiert eigeninitiativ weiter mitarbeiten.
Reine Informationsteile (Politik, Fachreferenten) so weit wie nach hinten legen, so dass die wirklich Interessierten davon nachhaltig profitieren können.

Das wichtigste Ergebnis unseres Workshops war die eigenständige Entscheidung der TN, keine PM zu verfassen, sondern den direkten Weg der konkreten Öffentlichkeitsarbeit über www.armutsnetzwerk.de zu nehmen.

Weitere Informationen

Link

Armut wird zum Thema der Montagsakademie

Veröffentlicht in Allgemeines

Die neue Vorlesungsreihe der Theologischen Fakultät beschäftigt sich mit Franz von Assisi

Das Thema ist hochaktuell: Während in der New Yorker Wall Street seit drei Wochen Hunderte US-Amerikaner gegen die Macht des Finanzkapitals demonstrieren und dabei auch höchst christliche Botschaften verbreiten, befasst sich die Montagsakademie der Theologischen Fakultät in diesem Wintersemester mit dem Heiligen Franz von Assisi.

"Ein Armer macht Geschichte", lautet der Untertitel der Vorlesungsreihe, die Fakultäts-Rektor Professor Berthold Wald und Akademie-Leiter Professor Konrad Schmidt gestern vorstellten. "Franz ist der solidarische Bruder der Armen und Verachteten, ein Modell christlicher Friedensexistenz und Patron der Ökologie", wird der vielleicht populärste Heilige des Mittelalters im Faltblatt der Reihe porträtiert.

"Wir wollen kein museal abgeschlossenes Bild, sondern die unverminderte Strahlkraft und Relevanz des Franziskus vermitteln", sagte Monsignore Konrad Schmidt und wies auf die Zusammenarbeit mit dem Diözesanmuseum hin. Im Museum am Markt und im Franziskanerkloster in der Westernstraße wird am 9. Dezember die neue Ausstellung "Franziskus - Licht aus Assisi" eröffnet.

Die Vorlesungen im Auditorium Maximum der Theologischen Fakultät am Kamp aber beginnen bereits am Montag, 17. Oktober, um 17 Uhr mit dem Vortrag des Bielefelder Historikers Professor Heinrich Rüthing über den Weg des heiligen Franz von Umbrien nach Westfalen. Andere Vorlesungen werfen einen ökumenischen (Professor Wolfgang Thönissen, 14. November) und einen evangelischen Blick (Superintendentin Anke Schröder, 6. Februar 2012) auf den Heiligen. Und bei der Veranstaltung von Professor Paul Thissen über Olivier Messiaens Franziskus-Oper werden am 28. November im altehrwürdigen Audimax sogar Hörbeispiele erklingen.
Die Vorlesungsreihe wird am 13. Februar des kommenden Jahres abgeschlossen. Dann spricht Professor Herbert Haslinger über Franziskus als pastorale Herausforderung.

Alle Veranstaltungen beginnen um 17 Uhr. Nach dem Vortragsende und einer kurzen Pause ist stets Gelegenheit zur Diskussion.

(Quelle: nw-news.de)